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Nietzsche hat Rousseau als den "ersten modernen Menschen" bezeichnet. "Idealist und Kanaille in einer Person". Diese Modernität zeigt sich in aller Schärfe in jenem Wesenszug Rousseaus, der ihn noch bis tief in unser Jahrhundert als exzentrische, ja, skandalöse Figur hat erscheinen lassen: Seine beharrliche Weigerung, Denken und persönliches Schicksal voneinander zu trennen. Heute ist es gerade diese Haltung, die uns die Gestalt Rousseaus wieder näherrückt. Als erster wagte er es, angesichts einer übermächtigen, von Regeln und Normen verkrusteten Gesellschaft die Authentizität des…mehr

Produktbeschreibung
Nietzsche hat Rousseau als den "ersten modernen Menschen" bezeichnet. "Idealist und Kanaille in einer Person". Diese Modernität zeigt sich in aller Schärfe in jenem Wesenszug Rousseaus, der ihn noch bis tief in unser Jahrhundert als exzentrische, ja, skandalöse Figur hat erscheinen lassen: Seine beharrliche Weigerung, Denken und persönliches Schicksal voneinander zu trennen. Heute ist es gerade diese Haltung, die uns die Gestalt Rousseaus wieder näherrückt. Als erster wagte er es, angesichts einer übermächtigen, von Regeln und Normen verkrusteten Gesellschaft die Authentizität des individuellen Denkens und Handelns zu behaupten - um jeden Preis. Starobinskis große Monographie folgt im wesentlichen der zeitlichen Entfaltung von Rousseaus Interessen und Ideen. Dessen rastlose und breitgefächerte Tätigkeit als Philosoph, politischer Theoretiker, Musiker und Literat, die den Zeitgenossen so anarchisch schien, erweist sich dabei als Ausdruck von Sehnsüchten und quälenden Wünschen, die ihn sein ganzes Leben hindurch beherrschten und die er konsequent nach außen zu kehren suchte. Rücksichtslos konfrontierte Rousseau intime mit gesellschaftlicher Erfahrung - und entfesselte damit eine gewaltsame Dynamik, die Starobinski ebenso eindringlich deutet wie sinnlich faßbar macht. Aus dieser Perspektive verweist die resignative Tagträumerei des späten Rousseau tatsächlich auf den hohen Preis, den er letztlich hat zahlen müssen: Das eigene "Herz", das er doch transparent machen wollte, wird ihm am Ende zur Fluchtburg vor einer "Welt von Widerständen".
Autorenporträt
Wolfgang Ullrich, Jahrgang 1967, studierte Philosophie, Kunstgeschichte und Germanistik in München. Promotion 1994 mit einer Arbeit über das Spätwerk Heideggers. Seitdem freier Autor, Dozent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Kunstakademie München (1997 bis 2003) und Unternehmensberater, zahlreiche Arbeiten zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, über moderne Bildwelten und Wohlstandsphänomene.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.11.2003

Was auffällt
Wolfgang Ullrich arbeitet an Heidegger
Es gibt eine Heidegger-Lektüre nach dem Ende des „Jahrhunderts der Extreme” (Hobsbawm). Dies bezeugt jetzt ein schmaler, von Wolfgang Ulrich herausgegebener Aufsatzband, in dem der Freiburger Philosophieprofessor betrachtet wird wie Ozymandias bei Shelly. Nicht „Was will er uns sagen?” oder „Darf der das?” ist die Frage, sondern: „Was fällt an ihm auf?” Heidegger auf den Fotos, die von ihm gemacht wurden (Ullrich), Heidegger als Reisender in Griechenland, „Ein Touristenschicksal” (Peter Geimer), „Heidegger als Heraklit” (Thomas Poiss) – diese Themen verraten die Blickwinkel, aus denen heraus die Gestalt gesehen und das Werk gelesen wird.
Hier allerdings scheint es sich neu zu beleben. Diese Einsicht, welche die meisten Seiten dieses Büchleins bestimmt, lautet: Was wir vom Denken und aus dem Denken Heideggers wissen können, wird durch sein protokolliertes Leben in seiner Zeit nicht vollständig abgeglichen. Daher präsentiert Ullrich gleich zweimal Spiele mit seiner Biographie: Richard Rorty und Arnold Stadler. Das Interesse an Heidegger schafft sich neue Spielräume.
JÜRGEN BUSCHE
WOLFGANG ULLRICH (Hrsg.): Verwindungen – Arbeit an Heidegger. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M. 2003, 185 Seiten, 12,90 Euro.
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