Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Didaktik - Französisch - Literatur, Werke, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Romanische Philologie), Veranstaltung: Französische Literaturwissenschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Die zu Beginn der Arbeit zitierte Textstelle aus "La Légende de Saint Julien l'Hospitalier" beschreibt die Prophezeiungen, derer Juliens Eltern Zeugen werden. Sie ist von zentraler Bedeutung für die Interpretation der gesamten Erzählung. Dass es sich um eine Schlüsselszene handelt, wird sowohl durch die narratologischen Befunde, die intertextuellen Referenzen als auch die inhaltliche Logik des Textes deutlich. Erstens heben die narratologischen Verfahren diese Stelle aus dem übrigen Text heraus. Zweitens deutet der Vergleich mit einigen Referenztexten auf die besondere Bedeutung der hier beschriebenen Prophezeiungen für die gesamte Erzählung hin. Drittens wirft diese Stelle unzählige interessante Fragestellungen auf und enthält komplexe Verweise auf den weiteren Fortgang der Handlung: die beiden Prophezeiungen und der mit ihnen eng verwebte Fluch des Hirschen stellen die Grundstruktur der Handlung dar.Mit der zu analysierenden Szene setzt die eigentliche Handlung ein, nachdem der vorausgehende Text der Beschreibung der Ausgangssituation und Einbettung der Handlung diente. Dieser Übergang wird anhand der Untersuchung der narratologischen Verfahren deutlich. Wenn auch durchgehend heterodiegetisch erzählt wird, so ist doch ein Wechsel in der Dauer, im Grad der Distanz und in der Fokalisierung festzustellen: von iterativer Raffung zu annähernd szenischer Darstellung, vom narrativen Modus zum dramatischen Modus sowie von Nullfokalisierung zu interner Fokalisierung, nämlich zunächst zur Perspektive der Mutter. Der Übergang zur Schilderung der Prophezeiung an den Vater vollzieht sich inhaltlich und narratologisch abrupt - letzteres durch einen kleinen Zeitsprung zurück. Zudem wechselt die Perspektive zum Vater. Das Erzähltempo verlangsamt sich hier erneut, es wird wie zuvor annähernd szenisch-singulativ erzählt. Gegen Ende der Szene werden beide Stränge zusammengeführt und resümiert. Der Erzähler hat nun, nullfokalisierend, Einsicht in beide Figuren. Er entfernt sich zunehmend wieder vom Geschehen und das Erzähltempo nimmt deutlich zu.
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