Sumaya Farhat-Naser ist als Botschafterin der palästinensischen Sache und als Zeugin der bitteren Realität in ihrem besetzten Land längst nicht mehr nur unter Nahostinteressierten bekannt. In ihrer Lebensgeschichte Thymian und Steine schilderte sie 1995 ihren emanzipatorischen Weg im Rahmen einer patriarchalen Gesellschaft, ihren Lernprozess während des Studiums in Deutschland und die Anfänge ihrer Frauen- und Friedensarbeit nach der Heimkehr in das besetzte Palästina. Ihr neues Buch Verwurzelt im Land der Olivenbäume ist im Zeichen eskalierender Gewalt und wachsender Perspektivlosigkeit entstanden. Es beschreibt die erdrückenden palästinensischen Erfahrungen im Schatten des sogenannten Friedensprozesses und vermittelt Einblick in die palästinensische Gesellschaft, ihre politischen und sozialen Strukturen sowie in die Probleme ihrer Führung. Es berichtet zudem aus dem Innern der palästinensisch-israelischen Frauen-Friedensarbeit, dokumentiert anspruchsvolle Dialoge und Konfliktgespräche und analysiert die gegenseitigen Geschichtsmythen und ihre Wahrnehmung.
Damit ist der Autorin ein einzigartiges Bild der alltäglichen Mühen um Frieden und Gerechtigkeit gelungen, die kein Medienthema sind, die aber auf nachhaltige Weise jene Netze knüpfen, auf die eine politische und soziale Verständigung dereinst angewiesen sein wird.
Damit ist der Autorin ein einzigartiges Bild der alltäglichen Mühen um Frieden und Gerechtigkeit gelungen, die kein Medienthema sind, die aber auf nachhaltige Weise jene Netze knüpfen, auf die eine politische und soziale Verständigung dereinst angewiesen sein wird.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Sumaya Farhat-Naser, palästinensische Friedenskämpferin in Jerusalem, berichtet über ihre Arbeit in den letzten Jahren und über die Mühen der beidseitigen Annäherung, so die Rezensentin Renate Wiggershaus. Kurz stellt sie die Autorin vor und referiert dann den Inhalt des Buches. In Jerusalem wurden 1994 zwei Frauenzentren gegründet, ein palästinensisches und ein jüdisches. Jahrelang verband beide Zentren ein fruchtbarer Dialog, der in einem gemeinsamen Engagement für den Frieden wurzelte, der dem vorherrschenden Hassdiskurs trotzte und durch gemeinsame Veranstaltungen versuchte, gegenseitiges Kennen- und Verstehen lernen zu fördern. Hierbei entstanden auch Erklärungspapiere, die in ihren Forderungen weit über das Osloer Abkommen hinausgingen und speziell auch die politische Gleichberechtigung der Frauen verlangten. Doch angesichts der offensichtlichen Verschärfung des Konflikts empfanden die Friedensaktivistinnen Enttäuschung und Entmutigung, sie mussten zusehen, wie Krieg und Terror selbst private Initiativen zunichte machten und zum Abbruch des Dialogs zwischen israelischen und palästinensischen Friedensfrauen führten. Doch laut Rezensentin ist für Farhat-Naser dieser Abbruch nur vorübergehend und birgt neue zukunftsträchtige Aufgaben, nämlich das Ausdiskutieren und Niederschreiben der Konflikte. So aufgearbeitet, sind die Konflikte 'wie Stoffreste, aus denen der Flickenteppich Frieden hergestellt werden kann', zitiert die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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