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DAS FULMINANTE DEBÜT DES DÜSTERSTEN REGISSEURS DER WELT - "Ich glaube, dass man sich alles vorstellen kann. Man sollte nur nicht alles tun" sagt David Cronenberg
David Cronenberg entführt uns auf die verbotene Seite des Lebens - dorthin, wo man den anderen aus Liebe verschlingt. Naomi ist Journalistin, Nathan Fotograf - immer unterwegs, ist das Paar meist getrennt, aber stets per Facebook verbunden. Sie sind die perfekten Globetrotter. Naomi recherchiert in Paris ein sonderbares Verbrechen. Nathan fotografiert in einer Budapester Spezialklinik eine riskante Operation. Das Abgründige zieht…mehr

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Produktbeschreibung
DAS FULMINANTE DEBÜT DES DÜSTERSTEN REGISSEURS DER WELT - "Ich glaube, dass man sich alles vorstellen kann. Man sollte nur nicht alles tun" sagt David Cronenberg

David Cronenberg entführt uns auf die verbotene Seite des Lebens - dorthin, wo man den anderen aus Liebe verschlingt.
Naomi ist Journalistin, Nathan Fotograf - immer unterwegs, ist das Paar meist getrennt, aber stets per Facebook verbunden. Sie sind die perfekten Globetrotter. Naomi recherchiert in Paris ein sonderbares Verbrechen. Nathan fotografiert in einer Budapester Spezialklinik eine riskante Operation. Das Abgründige zieht sie an, stürzt die beiden in eine leidenschaftliche Amour fou im freien Fall. Verstörend unheimlich scheint der Roman mehr von uns zu wissen, als wir selbst wahrhaben wollen.
Autorenporträt
Tobias Schnettler wurde 1976 in Hagen geboren und studierte in Hamburg Amerikanistik. Er arbeitet als freier Lektor und Übersetzer in Frankfurt am Main. Er übersetzte u.a. David Cronenberg, J.J. Abrams, Marisha Pessl, Adam Thirlwell und Ruth Ozeki.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2014

Sehen wollen wir das, nicht lesen!

Der legendäre Regisseur David Cronenberg hat seinen ersten Roman geschrieben. Herausgekommen ist ein Drehbuch. Worin liegt der Gewinn?

Von Swantje Karich

Ein Buch zu schreiben ist etwas völlig anderes, als einen Film zu drehen. Der Regisseur David Cronenberg hat nun mit siebzig Jahren die Herausforderung angenommen und seinen ersten Roman publiziert: "Verzehrt" mischt auf knapp vierhundert Seiten viele Zutaten, die einen spannenden Sex-Psycho-Horror-Digitalkritikfilm hätten ergeben können.

Ominös beginnt alles: Ein Liebespaar, Nathan und Naomi, ist meist nur virtuell über Skype & Co. verbunden. Beide reisen je für sich jetlaggewöhnt von Europa über Amerika nach Asien und zurück, auf der Suche nach der jeweils krassesten Story. Sie sind Journalisten - heute bedeute das, sagt Nathan, dass man fotografiere, filme und alles andere mitmache, was möglich ist, statt mit einem Notizblock loszurennen. In Nathans und Naomis Welt läuft immer irgendwo ein Aufnahmegerät oder eine Kamera.

Nathan verschlägt es nach Budapest. Er begleitet einen irren Brustkrebsarzt, Dr. Molnar, der allen aufgegebenen, sterbenskranken Frauen verstrahlte Kügelchen in die Brust implantiert - und natürlich mit ihnen schläft. In diesem Buch schlafen fast alle miteinander, Nathan unter anderen mit einer völlig zerstörten Patientin, was er besonders erotisch findet und akribisch dokumentiert, wobei er sich mit der Geschlechtskrankheit Roipe ansteckt. Eigentlich ist Roipe ausgerottet. Nathan aber wittert eine Story. Er findet den Namensgeber der Krankheit und mit ihm dessen hübsche Tochter Chase. Der Cronenberg-Horror beginnt, als Chase in der Nacht nackt dasitzt, sich die Fingerkuppen abknipst und die Hautfetzen von einem Kindergeschirr isst. Nathan ist mit der Kamera dabei.

Und Naomi? Sie sucht derweil nach einem Kannibalen-Mörder, dem Pariser Philosophen Aristide Arosteguy, der seine Frau Célestine ermordet, zerstückelt und zum Teil aufgegessen haben soll. Er ist nach Tokio geflüchtet, und Naomi findet ihn schnell, wohnt noch schneller bei ihm und schläft auch alsbald mit ihm. Doch richtig wohl fühlt sie sich nur mit ihrer Technikequipment-Familie, wenn sie alle Geräte (sie werden stets mit Modellnummer genannt) um sich herum auf dem Bett versammelt hat.

Aber Nathan und Naomi bleiben nicht für sich in ihren jeweiligen Rätseln. Bald schon finden sie eine Verbindung zwischen Roipe und den Arosteguys: Chase. Sie war Studentin in Paris. Und ist seit einem Treffen mit Célestine und Aristide Arosteguy ziemlich durcheinander.

Klingt nach Horror, ist auch Horror. Leider, denn aus diesem Horror folgt nichts weiter als eben die Empfindung Horror selbst, weil die Geschichte nie wirklich an Fahrt aufnimmt. Dieses Buch ist vollkommen nichtssagend. Nur kurz denkt man, es könnte ähnlich zukunftsweisend für unsere digitale Kommunikationswelt sein, wie es Cronenbergs Film "Videodrome" fürs Fernsehjahrzehnt war oder "eXistenZ" für die Frage nach Realität und Fiktion in Videospielen.

Im Roman jedoch bleibt alles holzschnitthaft - auch die auf viel Textraum ausgewalzte Erotik wirkt aufgesetzt. Nathan zum Beispiel mag "Themensex" und ist gebildet. Naomi weiß gar nicht, was sie sich darunter vorstellen soll, sie findet sich oberflächlich und ist tatsächlich naiv, vor allem im Umgang mit den Medien. Zugleich aber sagt sie von Naivität weit entfernte, geschraubte Sätze wie: "Das ist die natürliche Entwicklung meines von dir wohldokumentierten Verlangens nach Entkörperung. Ich will meinen Kamerakoffer verschrotten und nur noch mit meinem weiß-silbernen iPhone 5s reisen. Es kann sogar HD Video aufnehmen."

Woran liegt es, dass die Cronenberg-Saat hier nicht sprießt? Das Buch hat ein formales, nicht so sehr ein inhaltliches Problem: Es ist ein Drehbuch und kein Roman. Es fehlen die guten Schauspieler und Spezialeffekte. Wer Cronenbergs Filme (besonders die frühen) kennt, seine genialen Ideen wie die von der Fliege in der Teleport-Kabine, die sich bei einem Beamversuch genetisch verändert, seinen kalten Blick, seinen rückhaltlosen Mut, Tabus zu brechen, der muss angesichts dieses angestrengten Softpornohorrors mit Technikwelteinführung und viel Nikon- und Apple-Werbung enttäuscht sein. Aber auch Leser ohne Filmvorkenntnis werden nichts davon haben. Ein Absatz funktioniert eben nicht wie ein Bildschnitt oder eine Blende. Man bleibt nur bei den Worten, Sätzen und Bildern.

Und die zwingen zum Resümee: Was in Cronenbergs Filmen berstend intensiv wirkt, dass die Figuren keinen Identitätskern haben, langweilt im Buch. Man spürt als Leser zu sehr, dass alles und jeder eine funktionale Rolle innehat, ein Ticket für den Plot ist. Die wahre Liebesgeschichte findet zwar auch in Cronenbergs Filmen oft nicht zwischen den Akteuren statt, sondern zwischen Menschen und Maschinen. Hier im Buch wird gerade diese interessante Verbindung aber nicht weiter ausgespielt. Cronenberg rückt uns nicht zu Leibe. In diesem Buch fehlt der Strom für Apparate und Menschen. Vielleicht wird es ja noch verfilmt? Dann könnte es richtig gut werden.

David Cronenberg: "Verzehrt". Roman.

Aus dem Englischen von Tobias Schnettler. Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2014. 400 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit siebzig Jahren legt Filmemacher David Cronenberg seinen ersten Roman vor und nach der Lektüre von "Verzehrt" ist Rezensent Fritz Göttler schlichtweg hingerissen. Als "großen Briefroman" im Zeitalter der Vernetzung würdigt der Kritiker Cronenbergs Werk, das ihn in eine Welt totaler Perzeption entführt, in der technische Instrumente als Organe funktionieren. Er folgt hier dem Reporter-Paar Nathan und Naomi, die meist getrennt durch die Welt reisen und in der Regel in die Intimzone der von ihnen observierten Personen eindringen: In das Leben des Philosophen-Paares Celestine und Aristide etwa, die in die Schlagzeilen geraten, als Celestine verstümmelt gefunden, Aristide eines kannibalischen Aktes bezichtigt wird und Naomi zu recherchieren beginnt. Göttler liest hier einen grandiosen und faszinierenden Roman über Identität, körperliche Transformation, Traum und Wirklichkeit, taucht in die französische Philosophenszene der letzten Jahrzehnte ein und fühlt sich während der Lektüre an "Gefährliche Liebschaften" erinnert.

© Perlentaucher Medien GmbH
erzählt ohne Abschweifungen mit lakonischem Humor einen packenden philosophischen Thriller. Cronenbergs bester Film in diesem Jahr spielt im Kopfkino. Maik Brüggemeyer Rolling Stone 20141113