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Produktdetails
  • Verlag: Transit Berlin
  • Seitenzahl: 126
  • Abmessung: 235mm
  • Gewicht: 314g
  • ISBN-13: 9783887470272
  • ISBN-10: 3887470273
  • Artikelnr.: 26046730
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.06.2001

Vespa Stracciatella

Peter Roos fehlt das Gel im Haar, auch die Schritte des Tanzes sind nicht mehr geschmeidig wie einst, und doch ist er ein Roller-Typ. Er sitzt in seinem Alten Rathaus in Zimmern und schreibt und telefoniert und ist immer irgendwie auf einer Reise in Italien. Vespa Stracciatella ist der letzte Abschnitt seiner Vespa-Trilogie und mehr als die Beschreibung einer Reise auf zwei Rädern mit der Legende von italienischer Mobilität. Roos, den Lesern von "Technik und Motor" durch gelegentliche Beiträge (zum Beispiel über das Innenleben der Schneekugeln) bekannt, gelingt mit diesem Buch eine sprachliche Seltsamkeit. Auch "Zen oder Die Kunst, ein Motorrad zu warten" ist nur vordergründig der Bericht über einen längeren Ausflug von Motorradfahrern, die dauernd Ärger mit ihren Antriebsketten haben. Vespa Stracciatella ist nur auf die erste Lesung eine Art von Tagebuch des Reisens, ohne zu rasen, mit einer Vespa, von Deutschland aus in das Innere des Landes, das südlich der Alpen liegt. Aber Roos liefert mit seiner Hommage an die Vespa, seiner keineswegs sprachlosen Verbeugung vor Italien und vor den italienischen Formen des Straßenverkehrs und einem sehr experimentellen Umgang mit einer sprachlichen Mischung aus Italienisch und Deutsch ganz nebenbei (und vielleicht auch gar nicht bewußt) eine Beziehungsstudie: der Mensch und seine Verwandlung in ein Wesen, das zwei Räder, einen Motor, ein blechernes Schild zum Schutz und zwei Backen zur Aufnahme der Antriebsmechanik hat. Die Vespa wird zum Teil eines durchaus verletzlichen Körpers, der den menschlichen Nachteil der vergleichsweise langsamen Bewegung in die menschlich-technischen Möglichkeiten des angemessenen Schreitens wandelt. Mit einer Vespa weiten sich die Sinne, die kreischende Maschine hat nicht viel Gewicht zu schleppen, ein wenig Blech, Räder, ein paar Kabel und dann nur den Fahrer, die Beifahrerin und sich selbst. Aus dem Stand ist die Vespa nicht nur im römischen Trastevere dabei, man nimmt möglichst lässig und wie zufällig das stützende Bein herein und reißt den Gasgriff auf, es kommt zur Beschleunigung. Wer eine Vespa mag, nähert sich mit Peter Roos ihrem und dem eigenen Charakter, und wer sie (unerklärlicherweise) nicht mag, versteht nach diesem Buch die anderen. Zumindest doch besser.

WOLFGANG PETERS

Vespa Stracciatella. Ein Roller-Roman mit 50 Fotos aus den 50ern. Von Peter Roos. Reclam Verlag Leipzig, 160 Seiten, 53 Abbildungen, 19,80 Mark.

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