Entstanden am Rande Europas und gewidmet der von der Sonne Homers erleuchteten Mittelmeerwelt, getragen von baltischer Beweglichkeit und changierend zwischen strenger Wissenschaftlichkeit, anekdotischer Heiterkeit und bewusst provozierender Polemik, ist Victor Hehns (1813-1890) großes kulturwissenschaftliches Werk ein kontrastreiches Ganzes, dessen Verfasser methodisch geschult ist durch die Klassische Philologie und doch geprägt von Goethes ganzheitlicher Weltsicht. Das Nebeneinander von Miniaturen mediterraner Landschaftsbeschreibung, gewaltigen universalhistorischen Panoramen und musivisch-filigraner Detailarbeit lässt sich in keine der gewohnten Kategorien von Wissenschaft und Literatur einordnen. Neu zu entdecken ist ein einzigartiger Stilist und Essayist deutscher Sprache.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Der Gelehrte Victor Hehn hat in philologischen Kreisen seit jeher eine eher randständige Existenz geführt, daher weiß Rezensent Thomas Steinfeld zu würdigen, dass der Frankfurter Literaturwissenschaft Michael Schwidtal diesem nun eine erste Monografie widmet. Dem Rezensenten ist klar, dass auch die antisemitischen Tiraden Hehn an den Rand des Vergessens geführt haben. Aber nicht nur. Dazu bei trugen auch Hehns freies, elegantes Schreiben, das als unakademisch geschmäht wurde, wie auch eine Herangehensweise an Italien, Weinbau und die Wanderungen des Esels, die man erst heute von den Kulturwissenschaften gewohnt ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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