Mordsg’schiss wega nix
„Viel Tod um nichts“ von Ingrid Zellner ist ein Krimi mit Theaterflair, spannend, überraschend; es ist der vierte Band der Reihe mit dem sehr sympathischen Ermittler mit indischen Wurzeln, mit Surendra Sinha.
Kurz zum Inhalt:
Bei der Premiere einer
Laien-Theatervorstellung auf einer Freilichtbühne verunglückt einer der Hauptdarsteller tödlich. Als man im…mehrMordsg’schiss wega nix
„Viel Tod um nichts“ von Ingrid Zellner ist ein Krimi mit Theaterflair, spannend, überraschend; es ist der vierte Band der Reihe mit dem sehr sympathischen Ermittler mit indischen Wurzeln, mit Surendra Sinha.
Kurz zum Inhalt:
Bei der Premiere einer Laien-Theatervorstellung auf einer Freilichtbühne verunglückt einer der Hauptdarsteller tödlich. Als man im darauffolgenden Jahr mit den Proben desselben Stücks beginnen will, gibt es eine anonyme Warnung, auch dem diesjährigen Darsteller von Don Pedro könnte etwas zustoßen. Die Kripo schleust den kürzlich aus dem Beruf ausgeschiedenen Kommissar Surendra Sinha Undercover ins Theaterensemble ein. Er übernimmt die Rolle des Don Pedro. Wird es ihm gelingen, den Täter vor der Premiere zu entlarven?
Das Cover vermittelt eine Ahnung des Schauplatzes, der Freilichtbühne; der Blick durch das Herz gibt dem Foto einerseits einen ländlichen Touch, andererseits assoziiert man damit, dass auch Liebe im Spiel ist. Das Buch erschien 2024. Die Handlung spielt in der Gegenwart und umfasst ungefähr einen Ermittlungs-Zeitraum von einem Dreivierteljahr. Die Kapitel in angenehmer Länge, verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Lokalkolorit ist gut eingefangen, sowohl landschaftlich als auch sprachlich durch vereinzelte Worte und Sätze im schwäbischen Dialekt, was zum Schmunzeln anregt. Auch das Bühnenleben ist sehr stimmig eingefangen. Man merkt, dass die Autorin selbst in einer solchen Truppe engagiert ist. Es fließen auch immer wieder Zitate aus der Shakespeare-Komödie in alltägliche Dialoge hinein. Im Hinblick auf die zahlreichen Mitwirkenden im Theaterstück empfand ich die im Anhang befindliche Liste der Darsteller als sehr hilfreich, ebenso die kurze Inhaltsangabe von „Viel Lärm um nichts“. Dass dies bereits der vierte Band der Reihe ist, war für mich als Quereinsteigerin kein Problem. Soweit erforderlich gibt es Hinweise auf die Vorgeschichte des Kommissars.
Die Handlung wird primär aus Sicht des Ermittlers geschildert, sodass man sich wie ein stiller Zuhörer mit eingebunden fühlt. Surendra Sinha verwickelt die Mitglieder der Schauspieltruppe geschickt in Gespräche und holt im Plauderton Hintergrundinformationen und subjektive Eindrücke der Beteiligten ein. Er entwickelt zwar etliche Theorien, stellt Überlegungen über mögliche Motive einiger Verdächtiger an, doch irgendwie kristallisiert sich wochenlang nichts Konkretes heraus, auch nicht, als ein weiterer Mord passiert. Das gibt einem als Leser viel Spielraum zum Mitraten. Man tappt jedoch bis zuletzt im Dunkeln, wird immer wieder von unerwarteten Wendungen überrascht, und von so manchen prekären bis gefährlichen Situationen geschockt. Bis letztlich Surendra die richtige Eingebung hat, den wahren Täter erkennt und diesen in einem spektakulären Auftritt stellt. Die Motivation und der Tathergang erweisen sich als schlüssig und nachvollziehbar.
Was die Charaktere anbelangt, so ist das Theaterensemble mit seinen verschiedenartigsten Typen facettenreich gezeichnet, ebenso das polizeiliche Ermittlerteam, die Menschen wirken authentisch, lebendig und zeigen Emotionen. Natürlich steht Surendra Sinha im Mittelpunkt. Er meistert die ungewöhnliche Aufgabe, eine Rolle zu übernehmen, mit Bravour, obwohl er noch nicht als Schauspieler auf der Bühne stand, letztlich auch mit Durchhaltevermögen. So wie ihn die Autorin beschrieben hat, äußerllch und vor allem auch im Wesen, nämlich ruhig und besonnen, verlässlich, ernsthaft, liebenswürdig, bescheiden und zurückhaltend, klug und in sich ruhend, kann ich nur jener Dame aus dem Theaterpublikum beipflichten und zitieren: „D’r neie Don Pedro isch abr an echt’s Sahneschtüggle!“ (S. 235). Mich hat er als Fan gewonnen. Ich bin schon gespannt, wie sein Leben – er hat ja beschlossen, sich in der Schwäbischen Alb niederzulassen – weitergeht, ob als Privatermittler oder wieder als Kriminalkommissar.
„Viel Tod um nichts“ hat mir erbauliche Lesestunden beschert, war spannend und unterhaltsam, abwechslungsreich und vermittelte trotz Mördersuche eine Wohlfühl-Atmosphäre. Mich hat Surendra Sinha (bzw. die Autorin) als Fan gewonnen. Ich freue mich schon auf weitere Fälle und empfehle dieses Buch mit Freuden weiter. 5 Sterne.