Abgesehen von frühen Formen des - zugegeben recht asymmetrischen, da größtenteils von West nach Ost verlaufenden - Wissens- und Kulturtransfers im frühen Mittelalter kann bereits für das hohe, vor allem aber das späte Mittelalter und die beginnende frühe Neuzeit eine beeindruckende Verflechtung des "alten", von der römischen Antike vorgeprägten und recht früh christianisierten mit dem "jungen" Europa nachgewiesen werden. Eine besondere Rolle als maritime Drehscheibe des überregionalen und interkulturellen Austauschs kam hierbei der Ostsee und ihren Anrainern zu. Die Bedeutung dieses atlantischen Nebenmeeres als Handlungs- und Kulturraum steht im Fokus dieses Bandes mit seinen thematisch vielfältigen, doch unter vielen Aspekten miteinander verflochtenen Beiträgen. So beziehen sich die "vielen Welten" im Titel auf die ethnischen und sprachlichen Differenzen, die mannigfaltigen herrschaftlichen Gliederungen, die religiösen Unterschiede, die verschiedenen Orientierungsrichtungen auf das Binnenland hin, das Neben- und Miteinander von Stadträumen und ländlichen Gebieten. Von Interesse ist hierbei auch die Rolle des an den Ostseeraum anschließenden Hinterlandes, so vor allem der südlicher und östlicher gelegenen Regionen Brandenburg, Großpolen, Schlesien, Kleinpolen, Kujawien, Masowien, Litauen wie auch nicht zuletzt der Fürstentümer der Rus. Ausgehend von der Heterogenität der Ostseeanrainer wollten wir im Rahmen der vorangegangenen gleichnamigen Tagung und der Verschriftlichung ihrer Ergebnisse verfolgen, wie die vielen Welten sich annäherten, in sich selbst zu einem Kommunikationsraum zusammenwuchsen und zugleich im Austausch mit dem an den Ostseeraum anschließenden Hinterland standen.