Geboren 1909 und aufgewachsen in einem jüdischen Elternhaus, flüchtete die Juristin Ruth Liepman 1934 vor den Nazis nach Holland. Sie engagierte sich dort in der Widerstandsbewegung und rettete unter Einsatz ihres Lebens zahlreiche Juden und politisch Verfolgte vor dem Tod in den Gaskammern. Heute leitet sie in Zürich eine bedeutende literarische Agentur.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.04.2012Leben mit Büchern
Sie war die Grande Dame ihres Fachs: Ruth Liepman, deren Ehemann das zweite "n" seines Nachnamens im amerikanischen Exil gelassen hatte, woher auch die Idee stammte, in Deutschland eine Literaturagentur zu gründen. Hunderte Persönlichkeiten gaben sich in ihrem literarischen Eheanbahnungsinstitut das Jawort. In ihren vor mehr als achtzehn Jahren von Helge Malchow aufgezeichneten, jetzt neu aufgelegten Erinnerungen schildert die jüdische Arzttochter ihren abenteuerlichen Lebensweg vom kommunistischen Aufbruch in Hamburg über das niederländische und schweizerische Exil, den dort organisierten Widerstand, die Reintegration in die deutsche Nachkriegsgesellschaft bis schließlich zu der Übersiedelung nach Zürich, wo die kinderlos gebliebene Liepman bis zu ihrem Tod 2001 in einer Art literaturbetrieblichen Kommune lebte. Dieses Buch ist nicht nur ein Glücksfall für all jene, die sich für Exilbiographien interessieren, sondern auch für Kenner der Branche. Bei Salinger beispielsweise hätten die literarische Qualität und der "neue frische Ton" überzeugt, heißt es lapidar. "Wenn ich heute, mit fast 84 Jahren, mein Leben mit etwas Abstand betrachte, dann sehe ich, wie oft ich in fast ausweglosen Situationen steckte ... Und ich frage mich, wieso ich in all diesen Situationen nie endgültig verzweifelt bin." Wer sich vom Draufgängertum dieser Heldin anstecken lässt, versteht warum. Ruth Liepman liebte Menschen und Bücher - und sie wurde von beiden heftig zurückgeliebt. (Ruth Liepman: "Vielleicht ist Glück nicht nur Zufall". Erzählte Erinnerungen. Verlag Silke Weniger, Gräfelfing 2011. 171 S., geb., 18,90 [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Sie war die Grande Dame ihres Fachs: Ruth Liepman, deren Ehemann das zweite "n" seines Nachnamens im amerikanischen Exil gelassen hatte, woher auch die Idee stammte, in Deutschland eine Literaturagentur zu gründen. Hunderte Persönlichkeiten gaben sich in ihrem literarischen Eheanbahnungsinstitut das Jawort. In ihren vor mehr als achtzehn Jahren von Helge Malchow aufgezeichneten, jetzt neu aufgelegten Erinnerungen schildert die jüdische Arzttochter ihren abenteuerlichen Lebensweg vom kommunistischen Aufbruch in Hamburg über das niederländische und schweizerische Exil, den dort organisierten Widerstand, die Reintegration in die deutsche Nachkriegsgesellschaft bis schließlich zu der Übersiedelung nach Zürich, wo die kinderlos gebliebene Liepman bis zu ihrem Tod 2001 in einer Art literaturbetrieblichen Kommune lebte. Dieses Buch ist nicht nur ein Glücksfall für all jene, die sich für Exilbiographien interessieren, sondern auch für Kenner der Branche. Bei Salinger beispielsweise hätten die literarische Qualität und der "neue frische Ton" überzeugt, heißt es lapidar. "Wenn ich heute, mit fast 84 Jahren, mein Leben mit etwas Abstand betrachte, dann sehe ich, wie oft ich in fast ausweglosen Situationen steckte ... Und ich frage mich, wieso ich in all diesen Situationen nie endgültig verzweifelt bin." Wer sich vom Draufgängertum dieser Heldin anstecken lässt, versteht warum. Ruth Liepman liebte Menschen und Bücher - und sie wurde von beiden heftig zurückgeliebt. (Ruth Liepman: "Vielleicht ist Glück nicht nur Zufall". Erzählte Erinnerungen. Verlag Silke Weniger, Gräfelfing 2011. 171 S., geb., 18,90 [Euro].) teut
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