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Ann, Biologin aus München, flieht vor der Trauer um ihren Mann. Luc, Kommissar aus Marseille, ist auf Dienstreise in Salzburg. Dort treffen sie sich in dem schwindelerregenden Gefühl, alles hinter sich zu lassen: Beruf, Kinder, Familie, die eigene Geschichte. Gemeinsam wagen Ann und Luc einen Ausbruch ins Unbekannte und begegnen doch - vielleicht in Marseille - dem Verdrängt-Bekannten.
Katerina Poladjan erzählt vieldeutig, komisch und filmisch von Menschen, die erkennen müssen, wofür es sich zu kämpfen lohnt - auch gegen den größten Gegner, gegen sich selbst.

Produktbeschreibung
Ann, Biologin aus München, flieht vor der Trauer um ihren Mann. Luc, Kommissar aus Marseille, ist auf Dienstreise in Salzburg. Dort treffen sie sich in dem schwindelerregenden Gefühl, alles hinter sich zu lassen: Beruf, Kinder, Familie, die eigene Geschichte. Gemeinsam wagen Ann und Luc einen Ausbruch ins Unbekannte und begegnen doch - vielleicht in Marseille - dem Verdrängt-Bekannten.

Katerina Poladjan erzählt vieldeutig, komisch und filmisch von Menschen, die erkennen müssen, wofür es sich zu kämpfen lohnt - auch gegen den größten Gegner, gegen sich selbst.
Autorenporträt
Katerina Poladjan wurde in Moskau geboren, wuchs in Rom und Wien auf und lebt in Deutschland. Sie schreibt Theatertexte und Essays, auf ihr Prosadebüt 'In einer Nacht, woanders' folgte 'Vielleicht Marseille' und gemeinsam mit Henning Fritsch schrieb sie den literarischen Reisebericht 'Hinter Sibirien'. Sie war für den Alfred-Döblin-Preis nominiert wie auch für den European Prize of Literature und nahm 2015 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil. Für 'Hier sind Löwen' erhielt sie Stipendien des Deutschen Literaturfonds, des Berliner Senats und von der Kulturakademie Tarabya in Istanbul. 2021 wurde sie mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet. Mit 'Zukunftsmusik' stand Katerina Poladjan auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 und wurde mit dem Rheingau Literatur Preis 2022 ausgezeichnet. Literaturpreise: - Trophée Littéraire des Nouvelles d'Arménie 2023 (für die französischsprachige Ausgabe von 'Hier sind Löwen') - Rheingau Literatur Preis 2022 - Chamisso-Preis Dresden 2022 - Nelly-Sachs-Preis 2021 - Alfred-Döblin-Stipendium 2019 - Stipendium Deutscher Literaturfonds 2016/2017 - Residenzstipendium Kulturakademie Tarabya Istanbul 2016 - Stipendium der Stiftung Preussische Seehandlung 2016 - Shortlist für den European Union Prize for Literature 2016 - Nominierung für den Alfred-Döblin-Preis 2015 - Literaturpreis 'Der kleine Hai' der Buchhandlung Wist, Potsdam 2015 - Teilnahme am Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2015 - Senatsstipendium der Stadt Berlin 2015 - Alfred-Döblin-Stipendium 2014 - Grenzgänger Stipendium der Robert Bosch Stiftung 2014 - Stipendium der Neuen Gesellschaft für Literatur 2003
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Katerina Poladjans Roman "Vielleicht Marseille" erscheint Wolfgang Schneider ein wenig wie die Mischung aus einem finnischen und einem französischen Film. Denn die in Russland geborene Autorin und Schauspielerin weiß in wunderbar leichten und komischen, filmisch anmutenden und genau beobachteten Szenen von Liebesunglück, Einsamkeit, Verzweiflung, Vergänglichkeit und Tod zu erzählen, schwärmt der Kritiker. Auch wenn Schneider mit dem Schluss dieser Komödie nicht ganz zufrieden ist, hat er diesen ebenso skurrilen wie melancholischen Roman mit viel Vergnügen gelesen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.04.2016

Kleiner Kontrollverlust
Katerina Poladjans Roman "Vielleicht Marseille"

Die Biologin Annerose hat vor acht Monaten ihren Mann Ed beerdigt. Nun verlässt sie das von Erinnerungen kontaminierte Haus und den zweiundzwanzigjährigen Sohn, setzt sich ins Auto und beginnt eine ziellose Flucht. Im Hotel trifft sie auf einen freundlichen, leicht verkaterten Mann, der sich selbst auf der Schwelle zu einem neuen Leben befindet: Kommissar Luc Gaspard aus Marseille, der in den nächsten Stunden auf einem Europol-Kongress eine Antrittsrede halten soll, um dann auf eine angesehene Position nach Den Haag befördert zu werden. Er ist verheiratet mit einer Japanerin, hat zwei kleine Kinder.

Wer die Vergangenheit hinter sich lassen will, zeigt sich oft empfänglich für den Reiz von Abwegen. Annerose und Luc sind wie geschaffen für einen kleinen gemeinsamen Kontrollverlust, der sich in leicht entrückten Verhaltensweisen ankündigt: Ann lässt ihre Serviette fallen, kriecht unter den Tisch und möchte am liebsten ihre Wange auf den Schuh von Herrn Gaspard legen. Wenige Stunden später - der Kommissar lässt seinen Vortrag sausen - befinden sich die beiden zusammen im Auto, Richtung Südfrankreich. Nach einer Liebesnacht im Berggasthof verschwindet Ann jedoch mit Lucs Auto, das ihn doch nur zurück zu seiner Frau Miyu bringen könnte. Der Kommissar irrt bei Gewitter durch die Berge.

Katerina Poladjan, 1971 in Moskau geboren, ist nicht nur Autorin, sondern auch Schauspielerin. Die filmische Qualität ihres Erzählens zeigt sich in der Anschaulichkeit und Genauigkeit der Beschreibungen, in den Kamerafahrten auf sprechende Details und in der szenischen Präsenz - nicht zufällig ist der Roman auch in der Zeitform des Präsens verfasst. Auch die kurzen Auftritte von Nebenfiguren hat man bei der Lektüre vor sich wie Filmszenen, etwa wenn Luc, dem schönen Schrecken der Berge entronnen, im Schlafwagen nach Marseille auf einen Mann trifft, der über ihm in einem weißen Anzug im Bett liegt und unaufhörlich summt und wimmert. Nur ein Satz definiert die Qualen des Schlaflosen: Er habe viel Geld verloren. "Luc hätte gern mehr über ihn erfahren. Zum Beispiel, wohin er jetzt seinen Ruin tragen wird."

Wohin trägt man seine Niederlagen? Die Welthaltigkeit des kleinen Romans resultiert aus vielen solcher Szenen, die in wenigen Sätzen Lebenssituationen und Schicksale umreißen. So leicht und verspielt Poladjans Erzählen anmutet, es umkreist dunkle Erfahrungen von Liebesunglück, Einsamkeit, Verzweiflung, Tod und Hinfälligkeit: "Vier Monate vorher hatten sie seinen Geburtstag gefeiert, und nun war seine Trauerfeier vorbei, mit den gleichen Schnittchen und dem gleichen Wein und denselben Gästen."

Poladjans Figuren sitzt ein unsichtbarer Schrecken im Nacken, kaum erstaunlich, dass sie neben sich stehen und sich selbst abhanden zu kommen drohen. Der Betrunkene, den Luc unterwegs bei einer skurrilen Pantomime beobachtet, ist deshalb eine symbolische Figur: Er will seine Mütze aufsetzen, findet den Kopf aber nicht. Die Autorin findet ihrerseits keinen ganz überzeugenden Schluss für ihre Komödie der Irrungen. Trotzdem: Nach dem Debütroman "In einer Nacht, woanders" ist dies der zweite Talentbeweis einer Schriftstellerin, die Melancholie und Skurrilität, Lakonie und Seufzerton zu verbinden weiß. Wenn Finnen französische Filme drehen würden, käme dabei womöglich etwas heraus wie "Vielleicht Marseille".

WOLFGANG SCHNEIDER

Katerina Poladjan:

"Vielleicht Marseille".

Roman.

Verlag Rowohlt Berlin,

Berlin 2015. 176 S., geb., 18,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Das Kunststück, in aller stilistischer Gelassenheit von auseinanderkrachenden Existenzen zu erzählen, ist Poladjan gelungen ... Katerina Poladjan kann sehr viel, sie kann in wenigen Sätzen Geschichten erzählen, für die manche andere viele Seiten brauchen. Die Welt