Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.1997Bildbände
"Vietnam - Götter, Geister und Pagoden" von Ann Helen Unger und Walter Unger. Hirmer Verlag, München 1997. 196 Seiten, zahlreiche Farbfotografien. Gebunden, 98 Mark. ISBN 3-7774-7420-7.
In der Stunde des Todes legt man in Vietnam den Sterbenden ein Stück weiße Seide, das "hon bach", auf die Brust. Dieses Tuch fängt nach dem letzten Seufzer die Seele ein und wird anschließend so geknüpft, daß es einer menschlichen Gestalt mit Kopf und Füßen ähnelt. Dann legt man dem Verstorbenen Reis als symbolische Wegzehrung für die Reise ins Jenseits in den Mund. Wenn diese Rituale nicht vollzogen werden, droht den Toten das schlimme Schicksal, für immer als böse Geister umherzuirren. Solche Details erfährt man in diesem prachtvollen Band über die Welt des Volksglaubens in dem indochinesischen Land. Es ist kein Buch für Religionswissenschaftler, sondern für Liebhaber Vietnams, die mehr über die zahllosen, zur Abwehr oder Besänftigung der Götter und Geister aufgestellten Schreine erfahren wollen, über die Einflüsse des Taoismus oder Konfuzianismus auf den vietnamesischen Buddhismus, über die Tempelarchitektur und die Ikonographie der Pagoden. Auf vierzig Seiten beschränken sich die Autoren in ihrem Essay, dann lassen sie Bilder sprechen. Ihre Fotografien dokumentieren, wie lebendig der Volksglaube noch ist und welche Schönheiten in Stein und Holz er hervorgebracht hat. Das alles ist mit einer bemerkenswerten Detailliebe und Beobachtungsgabe fotografiert, der überstrapazierte Begriff des Stimmungsvollen paßt hier ausnahmsweise. Und diese Bilder zeigen, daß der Tod in Vietnam nicht nur schrecklich, sondern auch sanft sein kann. (str.)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Vietnam - Götter, Geister und Pagoden" von Ann Helen Unger und Walter Unger. Hirmer Verlag, München 1997. 196 Seiten, zahlreiche Farbfotografien. Gebunden, 98 Mark. ISBN 3-7774-7420-7.
In der Stunde des Todes legt man in Vietnam den Sterbenden ein Stück weiße Seide, das "hon bach", auf die Brust. Dieses Tuch fängt nach dem letzten Seufzer die Seele ein und wird anschließend so geknüpft, daß es einer menschlichen Gestalt mit Kopf und Füßen ähnelt. Dann legt man dem Verstorbenen Reis als symbolische Wegzehrung für die Reise ins Jenseits in den Mund. Wenn diese Rituale nicht vollzogen werden, droht den Toten das schlimme Schicksal, für immer als böse Geister umherzuirren. Solche Details erfährt man in diesem prachtvollen Band über die Welt des Volksglaubens in dem indochinesischen Land. Es ist kein Buch für Religionswissenschaftler, sondern für Liebhaber Vietnams, die mehr über die zahllosen, zur Abwehr oder Besänftigung der Götter und Geister aufgestellten Schreine erfahren wollen, über die Einflüsse des Taoismus oder Konfuzianismus auf den vietnamesischen Buddhismus, über die Tempelarchitektur und die Ikonographie der Pagoden. Auf vierzig Seiten beschränken sich die Autoren in ihrem Essay, dann lassen sie Bilder sprechen. Ihre Fotografien dokumentieren, wie lebendig der Volksglaube noch ist und welche Schönheiten in Stein und Holz er hervorgebracht hat. Das alles ist mit einer bemerkenswerten Detailliebe und Beobachtungsgabe fotografiert, der überstrapazierte Begriff des Stimmungsvollen paßt hier ausnahmsweise. Und diese Bilder zeigen, daß der Tod in Vietnam nicht nur schrecklich, sondern auch sanft sein kann. (str.)
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