Jedes Wort ein Ort "Hugo Ball, Hans Arp und Co. sind längst verschieden, dafür gibt es jetzt Judith Stadlin und Michael van Orsouw alias Satz & Pfeffer." Zitty, Berlin So etwas hat es noch nie gegeben: Ein Buch, in dem sämtliche Geschichten ausschließlich aus 4.500 deutschen, schweizerischen und österreichischen Ortsnamen bestehen. Das Literaturduo Satz&Pfeffer führt seine irrwitzigen Ortsnamensgeschichten live auf vielen Bühnen des deutschen Sprachraums auf und hat dafür bereits zahlreiche Preise erhalten. Mutters Inn Korb Pack Grosskuchen, Rothwein.Mutters Senden Kleina Roth Kapping Weeg:"Mahdel, Hör: Großmuttschen Mattling, Großmuttschen Quaal Gross Krankow! Gehaus Altenhain Bsuch."(Aus: Roth Kapping)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.04.2011Deutschlandreise auf Mittelhochdeutsch
Dass die Welt ein Sammelsurium aus oft kuriosen Ortsnamen ist, ist bekannt. Nur mit Ortsnamen von der Absurdität der Welt zu erzählen, diesen umgekehrten Versuch unternehmen Judith Stadlin und Michael van Orsouw, auch bekannt als Literaturduo "Salz & Pfeffer". Das Buch, das jeden benutzten Ortsnamen mit Postleitzahl belegt, beginnt mit der Genesis: "Inn Urspring Vonz Welt, Gottlieben Schopf Himmelgeist Plus Erden". Weiter geht es in Kapiteln über "Liepe", "Sporz" und "Schönitz". Im Politikkapitel "Machtenhof" werden gar die Karrieren von "Angelse Merkelbach" oder "Barackendorf Ob Ahmsen" rekapituliert. Themen wie Umweltschutz, Bankenkrise oder Kritik am "Kappl Thalitter Muß" gibt es auch. Manches klingt mittelhochdeutsch, manches wie Mainzelmännchensprache, Platt, Polnisch oder Slam Poetry. Man braucht etwas Zeit, um sich einzulesen, muss um die Ecke denken, um einen Sinn zu erkennen. Gelegentlich werden Dorfnamen als dichterische "Emoticons" verwendet, wie in "Freudenstadt" oder "Jammertal", ein andermal wie im Comic ("Sauerlach"). Oft muss man sich überflüssige Silben wegdenken, manchmal ergeben aber gerade diese den poetischen Mehrwert: "Wasse Issert Lernpoint?" (soll heißen: Und die Moral von der Geschicht'?). Drollig sind die Schimpftiraden auf "Ortsnamisch": "Unterelend Unterhammer! Affegünt Affeier . . . Sapotnica! Sabathenreith!" Das unterhaltsame Ortsnamenbrevier bewegt sich zwischen Kalauer und kindisch, Dada und deppert. Aber letzten Ende ist es - bei aller Originalität - doch etwas "Alberndorf".
sg
"Vill Lachen Ohnewitz. Geschichten aus Ortsnamen" von Judith Stadlin und Michael van Orsouw. Eichborn Verlag, Frankfurt 2010. 155 Seiten. Gebunden, 12,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Dass die Welt ein Sammelsurium aus oft kuriosen Ortsnamen ist, ist bekannt. Nur mit Ortsnamen von der Absurdität der Welt zu erzählen, diesen umgekehrten Versuch unternehmen Judith Stadlin und Michael van Orsouw, auch bekannt als Literaturduo "Salz & Pfeffer". Das Buch, das jeden benutzten Ortsnamen mit Postleitzahl belegt, beginnt mit der Genesis: "Inn Urspring Vonz Welt, Gottlieben Schopf Himmelgeist Plus Erden". Weiter geht es in Kapiteln über "Liepe", "Sporz" und "Schönitz". Im Politikkapitel "Machtenhof" werden gar die Karrieren von "Angelse Merkelbach" oder "Barackendorf Ob Ahmsen" rekapituliert. Themen wie Umweltschutz, Bankenkrise oder Kritik am "Kappl Thalitter Muß" gibt es auch. Manches klingt mittelhochdeutsch, manches wie Mainzelmännchensprache, Platt, Polnisch oder Slam Poetry. Man braucht etwas Zeit, um sich einzulesen, muss um die Ecke denken, um einen Sinn zu erkennen. Gelegentlich werden Dorfnamen als dichterische "Emoticons" verwendet, wie in "Freudenstadt" oder "Jammertal", ein andermal wie im Comic ("Sauerlach"). Oft muss man sich überflüssige Silben wegdenken, manchmal ergeben aber gerade diese den poetischen Mehrwert: "Wasse Issert Lernpoint?" (soll heißen: Und die Moral von der Geschicht'?). Drollig sind die Schimpftiraden auf "Ortsnamisch": "Unterelend Unterhammer! Affegünt Affeier . . . Sapotnica! Sabathenreith!" Das unterhaltsame Ortsnamenbrevier bewegt sich zwischen Kalauer und kindisch, Dada und deppert. Aber letzten Ende ist es - bei aller Originalität - doch etwas "Alberndorf".
sg
"Vill Lachen Ohnewitz. Geschichten aus Ortsnamen" von Judith Stadlin und Michael van Orsouw. Eichborn Verlag, Frankfurt 2010. 155 Seiten. Gebunden, 12,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Wenn Vill Lachen Ohnewitz auch nicht Resultat kreativer Rauschzustände ist - das Buch selbst wirkt wie ein Rausch: Man kommt irgendwann kaum mehr los und glaubt sich selbst in dieser satz&pfeffrigen Sprache denken zu hören."(Katrin Hafner, Tages-Anzeiger, 16. März 2010)