Jenseits der urbanen Zentren, die bisher stärker im Fokus der Forschung lagen, werden einschlägige Komplexe spätantiker und westgotenzeitlicher Villenanlagen im ländlichen Bereich der gesamten Iberischen Halbinsel unter dem Aspekt der Christianisierung untersucht. Es gelingt ein differenzierter Überblick über die unterschiedlichen Formen der Etablierung von christlichem Kult im Umfeld spätantiker und frühmittelalterlicher Landsitze. Dabei gibt erst die Existenz von Altären, Taufpiscinen und liturgischem Mobiliar auf den Landgütern der potentiores einen eindeutigen Hinweis auf eine christliche Kultnutzung.
Gleichzeitig behandelt die Untersuchung Kirchenstiftungen auf privatem Grund, die in der älteren Forschung als "Eigenkirchen" bezeichnet werden, das Problem der kirchenrechtlichen Verfasstheit solcher Kultbauten im Umfeld ökonomisch autarker Güter, wobei die Zielsetzungen des spätantiken Stifterwesens in einem klaren Gegensatz zu den Interessen der Amtskirche stehen.
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Gleichzeitig behandelt die Untersuchung Kirchenstiftungen auf privatem Grund, die in der älteren Forschung als "Eigenkirchen" bezeichnet werden, das Problem der kirchenrechtlichen Verfasstheit solcher Kultbauten im Umfeld ökonomisch autarker Güter, wobei die Zielsetzungen des spätantiken Stifterwesens in einem klaren Gegensatz zu den Interessen der Amtskirche stehen.
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"Nonetheless, Alexis Oepen's detailed and in-depth study can be considered a most valuable addition to an important aspect of private life during two interesting time periods of the history of the Iberian Peninsula. The detailed entries given for every villa site under discussion no doubt form a basie catalogue for further studies on different - and not only religious - aspects of villas on the Iberian Peninsula."
Von Assist. Prof. Dr. Inge Uytterhoeven
In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaften 17, (2014), S. 1081-1087, http://gfa.gbv.de/dr,gfa,017,2014,r,08.pdf.
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"Der Autor analysiert etwa 60 spätantike und westgotenzeitliche Villenanlagen auf der Iberischen Halbinsel unter dem Aspekt der Christianisierung. Neben den archäologischen Befunden bieten die Akten der auf der Iberischen Halbinsel abgehaltenen Synoden des 4.-7.Jh. eine reiche Quelle mit vielschichtigen Erwähnungen christlicher Kultbauten auf dem Land und Hinweisen zu deren kirchlicher Organisation. Dabei gibt erst die Existenz von Altären, Schrankenplatten, Taufpiscinen und
liturgischem Mobiliar auf den Landgütern einen eindeutigen Hinweis auf eine christliche Kultnutzung. Die Kultbauten auf Privatbesitz bilden und bezeugen mit ihren Baptisterien und Friedhöfen eine gewisse Eigenständigkeit, die von der Forschung gerne mit dem Begriff der "Eigenkirche" in Verbindung gebracht wird. Auch die komplexe Problematik dieser sog. "Eigenkirchen" wird kritisch beleuchtet. Der Streit um diese Privatkirchen belastete das Verhältnis zwischen Grundbesitzern
und Bischöfen über Jahrhunderte.
Als Beweggrund der Villenbesitzer, auf oder bei ihren Besitzungen christliche Kultbauten zu errichten, ist an erster Stelle die private Frömmigkeit zu nennen. Diese konnte sich auf die Verwendung christlicher Zeichen und Symbole beschränken, oder aber zum Bau privater Oratorien führen, ähnlich wie schon in der Kaiserzeit auf den Latifundien Heiligtümer zur Ausübung pagener Kulte errichtet wurden. Angesichts der ungeheuren Weiten auf der Iberischen Halbinsel könnte ein Grund für den Bau eigener christlicher Kultbauten sein, dass die Reise zum nächsten städtischen Zentrum einfach zu weit und zu beschwerlich war. Ein weiterer zentraler Beweggrund war die Reliquienverehrung und der prestigeträchtige Reliquienbesitz, der unter den Angehörigen der spätantiken Oberschicht eine zunehmend wichtige Rolle spielte. Zum Reliquienbesitz trat der Wunsch nach standesgemässer Bestattung, entweder in einem prächtigen Mausoleum oder in der Nähe von verehrten Reliquien. Der Autor bietet eine eingehende Darstellung der Sachlage, der Forschungsgeschichte sowie eine aufschlussreiche Beurteilung der archäologischen Fakten und der literarischen kirchengeschichtlichen Quellen. Es gelingt ihm ein Überblick über die Formen der Etablierung von christlichem Kult im Umfeld spätantiker und frühmittelalterlicher Landsitze."
In: helvetia archaeologica. 43 (2012) 172.
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"Alexis Oepens Villa und christlicher Kult auf der Iberischen Halbinsel, die Publikation seiner Münchner Doktorarbeit, behandelt ein bedeutendes Phänomen, dem man sich bisher nicht zusammenfassend gewidmet hat: den Kirchenbauten beziehungsweise kleineren christlichen Kultbauten der Region im ländlichen Kontext. Der Schwerpunkt des Buchs liegt in der umfassenden Darstellung und kritischen Diskussion der einzelnen Monumente, die der Autor in detailreicher Grundlagenarbeit für die Forschung erschließt. (...)
Die Schlussbetrachtung (472-490) fasst wichtige Ergebnisse in der Analyse der einzelnen Monumente zusammen und zeigt in Einzelfällen Parallelen zu Bauten anderer Regionen auf. Die behandelten Denkmäler zeigen grundsätzlich ein heterogenes Bild, was mit der jeweils spezifischen Situation im Umfeld der Stiftungen zu erklären ist. Oepen stellt fest, dass sich ländliche Kirchen in Hispanien immer in direktem Bezug zu Villen und Dörfern befanden, und somit die Initiative zu ihrer Errichtung in der Regel von Familien oder Einzelpersonen ausging (472). Bei allen in Hispanien erhaltenen Monumenten waren die Kulträume immer auch von außen zu betreten, und wurden somit wohl nicht exklusiv von den Familien genutzt, sondern auch von anderen Gutsbewohnern oder der ländlichen Bevölkerung (483). Wie Oepen herausarbeitet, scheint in der frühen Gründungsphase im 4. und 5. Jahrhundert die Deposition von Reliquien, in Verbindung häufig mit einem Stiftergrab, der hauptsächliche Beweggrund für die Errichtung der Bauten gewesen zu sein, während vor allem ab dem 6. Jahrhundert auch größere Kirchen im Umfeld der Villen entstanden (489).
Oepens Arbeit wird durch die umfassende und quellenkritische Vorlage der archäologischen Befunde sicher eine wichtige Grundlage für Archäologen werden, die zur Spätantike, der Westgotenzeit und dem Frühmittelalter auf der Iberischen Halbinsel arbeiten. Dabei verfolgt das Buch keine spezifische Fragestellung, die anhand einzelner Monumente diskutiert und argumentiert würde, sondern legt in beeindruckender Fülle die Informationen zu den Befunden vor und diskutiert diese überwiegend im Einzelfall. Zusammen mit der kritischen Darstellung der Forschungsgeschichte und des rechts- und religionshistorischen Kontexts lässt das Werk kaum Wünsche offen, was die Darlegung des Datenmaterials zum christlichen Kult im Kontext hispanischer Villenanlagen angeht. Oepens Buch ist daher ein wichtiger Beitrag in der Grundlagenarbeit zur Christlichen Archäologie der Iberischen Halbinsel."
Ralf Bockmann
In: Sehepunkte
http://www.sehepunkte.de/2013/01/21770.html
(31. Januar 2013)
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"Alles in allem ein sehr elaboriertes, nützliches Werk, dessen Verdienst nicht im Exponieren einer großen These, wohl aber in der beharrlichen Sensibilität für das gestellte Thema, im kontextorientierten Vorführen und sorgfältigen Abklopfen einer immens mannigfaltigen Faktenfülle besteht. Oepen zeigt dabei klares Urteil und gutes Raisonnement."
Achim Arbeiter
In: Bryn Mawr Classical Review 2012.12.28
http://bmcr.brynmawr.edu/2012/2012-12-28.html (14. Januar 2013)
Von Assist. Prof. Dr. Inge Uytterhoeven
In: Göttinger Forum für Altertumswissenschaften 17, (2014), S. 1081-1087, http://gfa.gbv.de/dr,gfa,017,2014,r,08.pdf.
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"Der Autor analysiert etwa 60 spätantike und westgotenzeitliche Villenanlagen auf der Iberischen Halbinsel unter dem Aspekt der Christianisierung. Neben den archäologischen Befunden bieten die Akten der auf der Iberischen Halbinsel abgehaltenen Synoden des 4.-7.Jh. eine reiche Quelle mit vielschichtigen Erwähnungen christlicher Kultbauten auf dem Land und Hinweisen zu deren kirchlicher Organisation. Dabei gibt erst die Existenz von Altären, Schrankenplatten, Taufpiscinen und
liturgischem Mobiliar auf den Landgütern einen eindeutigen Hinweis auf eine christliche Kultnutzung. Die Kultbauten auf Privatbesitz bilden und bezeugen mit ihren Baptisterien und Friedhöfen eine gewisse Eigenständigkeit, die von der Forschung gerne mit dem Begriff der "Eigenkirche" in Verbindung gebracht wird. Auch die komplexe Problematik dieser sog. "Eigenkirchen" wird kritisch beleuchtet. Der Streit um diese Privatkirchen belastete das Verhältnis zwischen Grundbesitzern
und Bischöfen über Jahrhunderte.
Als Beweggrund der Villenbesitzer, auf oder bei ihren Besitzungen christliche Kultbauten zu errichten, ist an erster Stelle die private Frömmigkeit zu nennen. Diese konnte sich auf die Verwendung christlicher Zeichen und Symbole beschränken, oder aber zum Bau privater Oratorien führen, ähnlich wie schon in der Kaiserzeit auf den Latifundien Heiligtümer zur Ausübung pagener Kulte errichtet wurden. Angesichts der ungeheuren Weiten auf der Iberischen Halbinsel könnte ein Grund für den Bau eigener christlicher Kultbauten sein, dass die Reise zum nächsten städtischen Zentrum einfach zu weit und zu beschwerlich war. Ein weiterer zentraler Beweggrund war die Reliquienverehrung und der prestigeträchtige Reliquienbesitz, der unter den Angehörigen der spätantiken Oberschicht eine zunehmend wichtige Rolle spielte. Zum Reliquienbesitz trat der Wunsch nach standesgemässer Bestattung, entweder in einem prächtigen Mausoleum oder in der Nähe von verehrten Reliquien. Der Autor bietet eine eingehende Darstellung der Sachlage, der Forschungsgeschichte sowie eine aufschlussreiche Beurteilung der archäologischen Fakten und der literarischen kirchengeschichtlichen Quellen. Es gelingt ihm ein Überblick über die Formen der Etablierung von christlichem Kult im Umfeld spätantiker und frühmittelalterlicher Landsitze."
In: helvetia archaeologica. 43 (2012) 172.
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"Alexis Oepens Villa und christlicher Kult auf der Iberischen Halbinsel, die Publikation seiner Münchner Doktorarbeit, behandelt ein bedeutendes Phänomen, dem man sich bisher nicht zusammenfassend gewidmet hat: den Kirchenbauten beziehungsweise kleineren christlichen Kultbauten der Region im ländlichen Kontext. Der Schwerpunkt des Buchs liegt in der umfassenden Darstellung und kritischen Diskussion der einzelnen Monumente, die der Autor in detailreicher Grundlagenarbeit für die Forschung erschließt. (...)
Die Schlussbetrachtung (472-490) fasst wichtige Ergebnisse in der Analyse der einzelnen Monumente zusammen und zeigt in Einzelfällen Parallelen zu Bauten anderer Regionen auf. Die behandelten Denkmäler zeigen grundsätzlich ein heterogenes Bild, was mit der jeweils spezifischen Situation im Umfeld der Stiftungen zu erklären ist. Oepen stellt fest, dass sich ländliche Kirchen in Hispanien immer in direktem Bezug zu Villen und Dörfern befanden, und somit die Initiative zu ihrer Errichtung in der Regel von Familien oder Einzelpersonen ausging (472). Bei allen in Hispanien erhaltenen Monumenten waren die Kulträume immer auch von außen zu betreten, und wurden somit wohl nicht exklusiv von den Familien genutzt, sondern auch von anderen Gutsbewohnern oder der ländlichen Bevölkerung (483). Wie Oepen herausarbeitet, scheint in der frühen Gründungsphase im 4. und 5. Jahrhundert die Deposition von Reliquien, in Verbindung häufig mit einem Stiftergrab, der hauptsächliche Beweggrund für die Errichtung der Bauten gewesen zu sein, während vor allem ab dem 6. Jahrhundert auch größere Kirchen im Umfeld der Villen entstanden (489).
Oepens Arbeit wird durch die umfassende und quellenkritische Vorlage der archäologischen Befunde sicher eine wichtige Grundlage für Archäologen werden, die zur Spätantike, der Westgotenzeit und dem Frühmittelalter auf der Iberischen Halbinsel arbeiten. Dabei verfolgt das Buch keine spezifische Fragestellung, die anhand einzelner Monumente diskutiert und argumentiert würde, sondern legt in beeindruckender Fülle die Informationen zu den Befunden vor und diskutiert diese überwiegend im Einzelfall. Zusammen mit der kritischen Darstellung der Forschungsgeschichte und des rechts- und religionshistorischen Kontexts lässt das Werk kaum Wünsche offen, was die Darlegung des Datenmaterials zum christlichen Kult im Kontext hispanischer Villenanlagen angeht. Oepens Buch ist daher ein wichtiger Beitrag in der Grundlagenarbeit zur Christlichen Archäologie der Iberischen Halbinsel."
Ralf Bockmann
In: Sehepunkte
http://www.sehepunkte.de/2013/01/21770.html
(31. Januar 2013)
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"Alles in allem ein sehr elaboriertes, nützliches Werk, dessen Verdienst nicht im Exponieren einer großen These, wohl aber in der beharrlichen Sensibilität für das gestellte Thema, im kontextorientierten Vorführen und sorgfältigen Abklopfen einer immens mannigfaltigen Faktenfülle besteht. Oepen zeigt dabei klares Urteil und gutes Raisonnement."
Achim Arbeiter
In: Bryn Mawr Classical Review 2012.12.28
http://bmcr.brynmawr.edu/2012/2012-12-28.html (14. Januar 2013)