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Produktdetails
  • Verlag: Pfau
  • 2. Aufl.
  • Seitenzahl: 168
  • Deutsch
  • Abmessung: 14mm x 152mm x 211mm
  • Gewicht: 258g
  • ISBN-13: 9783897272736
  • ISBN-10: 3897272733
  • Artikelnr.: 13284161
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.01.2005

In der kommunistischen Gleichheit der Aktion
Ein Tabu beginnt zu tönen: Das erste umfassende Porträt der Komponistin Violeta Dinescu

Jahrhundertelang waren Frauen vor allem in Westeuropa aus der männlich dominierten Komponistenzunft ausgegrenzt. Obwohl sich in den letzten Jahren sehr zögernd eine Wende ankündigt und Komponistinnen vereinzelt sogar in den Katalogen angesehener Verlage auftauchten, sind die Vorurteile und Hindernisse gerade im deutschsprachigen Raum noch längst nicht verschwunden. In Osteuropa dagegen sind Komponistinnen viel selbstverständlicher in den Musikbetrieb integriert. Diese Erfahrung hat auch die 1953 geborene Bukaresterin Violeta Dinescu gemacht, ehe sie 1987 nach Westdeutschland übersiedelte: "In allen osteuropäischen Ländern gibt es sehr viele Komponistinnen. Ich glaube, daß der Kommunismus die Gleichheit der Aktion gebracht hat, das heißt: Frauen können sowohl Fabriken leiten als auch komponieren. So war auch meine Situation in der Gesellschaft. Ich habe nie gehört, daß irgend jemand die Fähigkeit einer Frau, zu komponieren, in Frage gestellt hätte."

In Deutschland hingegen spürte Dinescu zunächst viel Mißtrauen und Widerstand, daß sie "fast sicher" weiß, in ihrer musikalischen Entwicklung gehemmt worden zu sein, falls sie hier studiert hätte - "immer mit dem Gedanken, ich müsse beweisen, daß ich trotz meiner Weiblichkeit komponieren kann". Inzwischen hat sie sich jedoch mit einer Sonderportion von Können, Willens- und Tatkraft durchgesetzt: Ihre Werke werden häufig aufgeführt und eingespielt, und seit 1996 ist sie Kompositionsprofessorin an der Universität Oldenburg. Doch nach wie vor sind die meisten ihrer Werke, darunter Opern und zwei Ballette, nicht veröffentlicht, nur als Manuskripte zugänglich.

Immerhin nimmt Violeta Dinescus aktuelles Werkverzeichnis in der gehaltvollen Aufsatzsammlung über die Komponistin, die von der Dortmunder Musikwissenschaftlerin Eva-Maria Houben herausgegeben wurde, zweiundzwanzig engbedruckte Seiten ein. Dreizehn Autoren gehen der musikalischen Biographie, ausgewählten Werken und Stilmerkmalen auf den Grund. Basiselemente von Dinescus Schaffen sind mathematische Proportionen, differenzierter Klangsinn und nachempfundene rumänische Folklore-Wendungen, deren authentische Basis die Komponistin von 1972 bis 1978 als Feldforscherin auf Béla Bartóks Spuren kennenlernte.

Das Buch samt Tonträgerverzeichnis, Bibliographie und Notenbeispielen ist nicht nur das erste umfassende Dinescu-Porträt, sondern es bietet auch - speziell bei den Analysen der Opern und der Musik zu Friedrich Wilhelm Murnaus Stummfilm "Tabu" - vielseitige Einblicke in die Bedingungen und Prozesse des Komponierens überhaupt.

ELLEN KOHLHAAS

Eva-Maria Houben (Hrsg.): "Violeta Dinescu". Pfau-Verlag, Saarbrücken 2004. 168 S., Notenbeispiele, br., 15,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ellen Kohlhaas begrüßt erfreut das erste umfassende Porträt der rumänischen Komponistin Violeta Dinescu. Dreizehn Autoren untersuchen in der von der Musikwissenschaftlerin Eva-Maria Houben herausgegebenen, "gehaltvollen" Aufsatzsammlung das Schaffen der 1953 in Bukarest geborenen Komponistin und "Feldforscherin auf Bela Bartoks Spuren". Seit 1987 lebt diese in Deutschland, wo sie zum ersten Mal die Erfahrung machte, dass Frauen aus dem Musikbetrieb ausgegrenzt werden. "Ich glaube, dass der Kommunismus die Gleichheit der Aktion gebracht hat, das heißt: Frauen können sowohl Fabriken leiten als auch komponieren", zitiert die Rezensentin Dinescu, die glaubt, in ihrer musikalischen Entwicklung gehemmt worden zu sein, hätte sie in Deutschland studiert. Inzwischen ist sie Kompositionsprofessorin an der Universität Oldenburg, und ihre Werke werden häufig aufgeführt. Dennoch sind die meisten noch nicht veröffentlicht und nur als Manuskripte zugänglich. Das Buch enthält ein Tonträgerverzeichnis und Notenbeispiele und bietet neben der musikalischen Analysen "vielseitige Einblicke in die Bedingungen und Prozesse des Komponierens überhaupt".

© Perlentaucher Medien GmbH