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Biologische Waffen sind gefährlicher als Giftgas, bedrohlicher noch als terroristische Anschläge mit Bomben oder Flugzeugen - und vor allem sind sie lautlos. Die enormen Fortschritte in der Biotechnologieund skurpellose Wiessenschaftler haben sie zu Werkzeugen in den Händen von Terroristen gemacht - und die meisten Staaten sind wehrlos und können ihre Bevölkerung nicht wirksam schützen. Medikamente in ausreichenden Mengen sind nicht verfügbar, und bis ein Angriff bermerkt wird, ist es oft schon zu spät. In ihrem aufrüttelnden Report beschreiben die Autoren das weltweite Netzwerk aus Forschern,…mehr

Produktbeschreibung
Biologische Waffen sind gefährlicher als Giftgas, bedrohlicher noch als terroristische Anschläge mit Bomben oder Flugzeugen - und vor allem sind sie lautlos. Die enormen Fortschritte in der Biotechnologieund skurpellose Wiessenschaftler haben sie zu Werkzeugen in den Händen von Terroristen gemacht - und die meisten Staaten sind wehrlos und können ihre Bevölkerung nicht wirksam schützen. Medikamente in ausreichenden Mengen sind nicht verfügbar, und bis ein Angriff bermerkt wird, ist es oft schon zu spät. In ihrem aufrüttelnden Report beschreiben die Autoren das weltweite Netzwerk aus Forschern, Nachrichtendiensten und hohen Regierungsbeamten, das in den letzten 30 Jahren die Möglichkeiten biologischer Kriegsführung weit vorangetrieben hat. Internationale Konventioenen zur Begrenzung der biologischen Aufrüstung blieben letztlich erfolglos. Die USA, Russland und "Schurkenstaaten" wie der Irak sind die Akteure in e inem dramatischen Wettlauf mit ungeahnten Risiken.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2002

Erregend
Die New York Times-Studie
über Biowaffen auf deutsch
Anthrax. Erinnert sich noch jemand an das weiße Pulver? An Robert Stevens, den Fotografen des Boulevardblattes Sun? Er starb Anfang Oktober vergangenen Jahres, nachdem er einen Brief mit Milzbrand-Sporen geöffnet hatte. Mit Stevens Tod begann die Hysterie, die in Deutschland ihren Höhepunkt beim Fehlalarm eines Labors in Jena erreichte.
An die weiße Gefahr erinnert allenfalls noch, dass in manchen Firmen die Post der Mitarbeiter mit Gummihandschuhen geöffnet wird und das Militärbudget der USA gestiegen ist, um der Bedrohung durch Bioterroristen entgegen zu treten. Denn diese Bedrohung ist real, lautet die Botschaft der soeben erschienenen deutschen Ausgabe des US-Bestsellers „Germs: Biological Weapons and America’s secret war” der New York Times Reporter Judith Miller, Stephen Engelberg und William Broad. „Germs” sollte just am 11. September 2001 ausgeliefert werden – die Milzbrand-Attacken tauchen in der amerikanischen Ausgabe deshalb gar nicht auf. Für die deutsche konnten die Autoren zumindest ein aktualisiertes Vorwort schreiben, in dem sie andeuten, dass hinter den Anschlägen ein Täter aus dem Umkreis der Biowaffen- Forschungslabors steckt. Diese Vermutung scheint sich zu verdichten: US- Zeitungen meldeten Ende Januar, dass vor etwa zehn Jahren in Fort Detrick – der wichtigsten Forschungsstätte der US-Army – ein Dutzend Proben mit gefährlichen Erregern verschwunden sind. Außerdem haben zur selben Zeit Mit arbeiter am Wochenende verbotenerweise mit Anthrax experimentiert.
Vermutlich steckt also ein Psychopath hinter den Attacken, der sich jetzt insgeheim freut, dass US-Präsident Bush den Forschern mehr Geld geben wird. Ganz verkehrt dürfte der Geldsegen aber nicht sein, folgt man den Ausführungen von Miller und ihren Kollegen. In ihrem Schlusswort antworten sie auf die Frage „Ist die Bedrohung durch biologische Waffen real oder übertrieben?” wohltuend ausgewogen: Sowohl als auch.
„Auch”, weil in der Vergangenheit Politiker die Gefahren eines Angriffes maßlos übertrieben hätten, mit Schreckensszenarien verseuchter Städte und hunderttausender Toter. „Sowohl”, denn das Know-how über Krankheitserreger nimmt zu , ebenso die Zahl potenzieller Kleinst- Terrorgruppen, die sich der Waffe Angst zu bedienen wissen.
Die Baghwan-Erreger
Wann jedoch Bacillus Anthracensis und Co. die Chemiewaffen als die „Atombombe des kleinen Mannes” ablösen werden – darüber lässt sich trefflich spekulieren. Bislang gibt es erst einen dokumentierten Fall eines Bio-Angriffs, und es ist deshalb kein Zufall, dass „Virus” mit den Magenkrämpfen des Restaurantbesitzers Dave Lutgen im September 1984 beginnt. Wenige Tage später waren mehrere hundert Menschen in der Kleinstadt The Dalles am Columbia River im US-Bundesstaat Oregon erkrankt – an einer Salmonellen- Infektion, wie sich herausstellte. Bagwhan-Jünger der nahe gelegenen Sanyasin- Kolonie, die mit den lokalen Behörden im Clinch lag, hatten die Salatbar absichtlich verseucht. Niemand kam ums Leben – ein Beleg dafür, dass es nicht so einfach ist, mit Krankheitserregern Menschen gezielt umzubringen. Anthrax freilich oder Pocken sind weitaus potentere Waffen als Salmonellen, und immerhin macht der, so die Autoren, „erste groß angelegte terroristische Einsatz von Krankheitserregern auf amerikanischem Boden” klar, wie leicht es zumindest damals war, sich mit pathogenen Organismen zu versorgen.
Schon im Mittelalter warf man Pestkranke über die Mauern der feindlichen Stadt. Richtig professionell wurde die Sache aber erst in den 60er Jahren. Nachdem John F. Kennedy 1961 das Präsidentenamt übernommen hatte, ließ sein Verteidigungsminister Robert McNamara die Biowaffen-Programme überprüfen, die Investitionen stiegen dramatisch an. Obwohl die Militärs einen Einsatz in Vietnam erwogen, kamen sie zu dem Schluss, ein Angriff mit Pockenviren könne durch unkontrollierte Ausbreitung der Erreger auch den eigenen Truppen schaden. Diese Unwägbarkeit ist übrigens immer noch das wichtigste militärische Argument gegen Biowaffen. Dennoch überraschend kam der Rückzug unter Nixon, der die Konvention von 1972 unterzeichnete, die Einsatz, Produktion und Verbreitung von Biowaffen untersagt. Die folgenden knapp 20 Jahre waren von einer ungewöhnlich kritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Forschung begleitet – bis sich die USA im Golfkrieg zum ersten Mal einem potenziellen Biowaffen-Angreifer ausgesetzt sahen.
Der Golfkrieg, zusammen mit dem ersten Anschlag auf das World Trade Center im Jahre 1993 sowie das Überlaufen des russischen Biowaffen-Experten Ken Alibek änderten schlagartig das Bewusstsein. Die 1997 getroffene Entscheidung der US-Regierung, alle Soldaten gegen Anthrax zu impfen, war für das Autoren-Team der Anlass für ihr zuweilen etwas US-lastig geratenes Buch – die breite Impfdiskussion dürfte die deutschen Leser weniger interessieren. Thrillermäßig dagegen lesen sich die Schilderungen der ersten Kontakte zwischen amerikanischen und russischen Forschen und der ersten westlichen Besuche in den verödeten Biowaffen-Labors von Stepnogorsk in Kasachstan. Das Reich des Bösen lässt grüßen, dies-, aber auch jenseits des Atlantiks. JEANNE RUBNER
JUDITH MILLER, STEPHEN ENGELBERG, WILLIAM BROAD: Virus. Die lautlose Bedrohung. Droemer Verlag, München 2002. 567 Seiten, 22,90 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Für Jeanne Rubner nimmt die soeben erschienene deutsche Übersetzung des Buches "Virus" eine "wohltuend ausgewogene" Position im Spannungsfeld allgemeiner "Hysterie" und wissenschaftlicher Fakten ein. Dass die Bedrohung durch Biowaffen gleichermaßen real und übertrieben ist, entnimmt die Rezensentin schon dem geschichtlichen Rückblick, der mit dem ersten dokumentierten Bio-Angriff 1984 beginnt. Während nach Rubners Ansicht die Passagen über Anthrax-Schutzimpfungen für US-Soldaten hierzulande auf weit weniger Interesse stoßen dürften als in den USA, erscheinen ihr die Darstellungen der Treffen amerikanischer und russischer Wissenschaftler von fast schon "thrillermäßiger" Lesart gezeichnet zu sein. Generell ein eher "US-lastiges" Buch, meint Jeanne Rubner.

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