Bill Emmott, Chefredakteur des "Economist", setzt sich mit der Führungsrolle der USA und der Zukunft Asiens und Europas auseinander. Er zeigt längerfristige Entwicklungslinien auf, die sich vom 20. bis ins 21. Jahrhundert erstrecken, und beschäftigt sich mit den drängendsten weltpolitischen Fragen unserer Zeit.
Gemäß dem Winston Churchill Zitat
"Je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto besser kennt man die Zukunft."
betrachtet/analysiert Bill Emmott die Errungenschaften und Niederlagen des 20. Jahrhunderts (Politik, Weltmächte, Bevölkerungsexplosion, Kriege, Wissenschaft und Technik), um aus den so gewonnen Erfahrungen/Analysen unsere Gegenwart besser verstehen zu können und zukünftige Entwicklungen besser abschätzen zu können.
Eine große Geschichte des 20. Jahrhunderts mit einem fundierten Ausblick in die Zukunft, beeinflusst von den Ideen Adam Smith und Isaiah Berlins.
Gemäß dem Winston Churchill Zitat
"Je weiter man in die Vergangenheit blickt, desto besser kennt man die Zukunft."
betrachtet/analysiert Bill Emmott die Errungenschaften und Niederlagen des 20. Jahrhunderts (Politik, Weltmächte, Bevölkerungsexplosion, Kriege, Wissenschaft und Technik), um aus den so gewonnen Erfahrungen/Analysen unsere Gegenwart besser verstehen zu können und zukünftige Entwicklungen besser abschätzen zu können.
Eine große Geschichte des 20. Jahrhunderts mit einem fundierten Ausblick in die Zukunft, beeinflusst von den Ideen Adam Smith und Isaiah Berlins.
Skeptischer Optimismus
Prognosen sind gefährlich. Das Vorhergesagte trifft selten ein. Der Autor bleibt daher vorsichtig, weil er die neue Weltordnung nur nach dem derzeitigen Erkenntnisstand beurteilen und skizzieren kann. Sein Buch ist, wie er schreibt, das Plädoyer für einen skeptischen Optimismus, das bewusst Bestimmtes offen lässt wie etwa die Frage: "Werden die Stärken des Kapitalismus seine Schwächen so eindeutig überwiegen, dass Bürger und Regierungen ihm in guten wie schlechten Zeiten die Treue halten?" Das Buch gibt Anstöße und wird sicher auch bei einigen Lesern Widerspruch hervorrufen.
Bündnisse gegen die Übermacht?
Der Verfasser, Chefredakteur des renommierten Economist, setzt im 21. Jahrhundert voll auf die Vereinigten Staaten, ihre Wirtschaftskraft und ihre Militärmacht. Doch deren Hegemonieanspruch werde sich nicht ohne Widerstände und Spannungen verwirklichen lassen. Denn es könne durchaus sein, dass sich Indien, China und Russland auf der einen oder eine politisch, wirtschaftlich und militärisch handlungsfähige Europäische Union auf der anderen Seite zu einem großen Bündnis gegen die Übermacht der USA zusammenschließen. Und welche Rolle könnte Japan im asiatischen Raum spielen? Oder wird China dort die neue Supermacht?
Horrorszenarien
Der Autor hält aber auch andere Szenarien für möglich. Nuklearterroristen könnten Großstädte angreifen oder China könnte in einem Bürgerkrieg versinken. Flüchtlinge und sonstige Migranten könnten ihren Anspruch auf Teilhabe am allgemeinen Wohlstand vehement einklagen, das Klima könnte kippen und eine riesige Welle von Gewalt und Kriminalität die Welt in Atem halten. Die Bedrohung wächst mit der Zahl instabiler Länder. Der Blick auf Israel und Palästina beweist es, ebenso der Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Auch wenn keiner seinen weiteren Verlauf kennt: Den Start ins 21. Jahrhundert kann man als missglückt bezeichnen.
(Henrik Flor, literaturtest.de)
Prognosen sind gefährlich. Das Vorhergesagte trifft selten ein. Der Autor bleibt daher vorsichtig, weil er die neue Weltordnung nur nach dem derzeitigen Erkenntnisstand beurteilen und skizzieren kann. Sein Buch ist, wie er schreibt, das Plädoyer für einen skeptischen Optimismus, das bewusst Bestimmtes offen lässt wie etwa die Frage: "Werden die Stärken des Kapitalismus seine Schwächen so eindeutig überwiegen, dass Bürger und Regierungen ihm in guten wie schlechten Zeiten die Treue halten?" Das Buch gibt Anstöße und wird sicher auch bei einigen Lesern Widerspruch hervorrufen.
Bündnisse gegen die Übermacht?
Der Verfasser, Chefredakteur des renommierten Economist, setzt im 21. Jahrhundert voll auf die Vereinigten Staaten, ihre Wirtschaftskraft und ihre Militärmacht. Doch deren Hegemonieanspruch werde sich nicht ohne Widerstände und Spannungen verwirklichen lassen. Denn es könne durchaus sein, dass sich Indien, China und Russland auf der einen oder eine politisch, wirtschaftlich und militärisch handlungsfähige Europäische Union auf der anderen Seite zu einem großen Bündnis gegen die Übermacht der USA zusammenschließen. Und welche Rolle könnte Japan im asiatischen Raum spielen? Oder wird China dort die neue Supermacht?
Horrorszenarien
Der Autor hält aber auch andere Szenarien für möglich. Nuklearterroristen könnten Großstädte angreifen oder China könnte in einem Bürgerkrieg versinken. Flüchtlinge und sonstige Migranten könnten ihren Anspruch auf Teilhabe am allgemeinen Wohlstand vehement einklagen, das Klima könnte kippen und eine riesige Welle von Gewalt und Kriminalität die Welt in Atem halten. Die Bedrohung wächst mit der Zahl instabiler Länder. Der Blick auf Israel und Palästina beweist es, ebenso der Konflikt zwischen Indien und Pakistan. Auch wenn keiner seinen weiteren Verlauf kennt: Den Start ins 21. Jahrhundert kann man als missglückt bezeichnen.
(Henrik Flor, literaturtest.de)
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.02.2003Streitfall Amerika
Wird Amerika weiterhin die Welt führen und den Frieden erhalten? Werden die Stärken des Kapitalismus seine Schwächen so eindeutig überwiegen, daß Bürger und Regierungen ihm in guten wie schlechten Zeiten die Treue halten? Das sind heute die zentralen Fragen nach der Zukunft der westlichen, marktwirtschaftlich verfaßten Demokratie. Zwei Journalisten geben Antworten: Der Liberale, Bill Emmott, Chefredakteur des Economist, ist der Optimist. Die Linke, Naomi Klein, kanadische Globalisierungsbekämpferin, gibt die Pessimistin.
Imperialer Machtanspruch und ökonomischer Fundamentalismus sind für Naomi Klein die Quelle allen amerikanischen Übels: Der Bush-Administration wirft sie vor, den 11. September für die eigenen Machtinteressen und die Vorteile der Großkonzerne zu instrumentalisieren. Ihre These: Die Versprechen der Globalisierungsfreunde (Wohlstand für alle, mehr Entwicklung und mehr Demokratie) sind hohl und leer. In Wirklichkeit führe die Globalisierung zur Entmachtung lokaler Gemeinschaften und einem Krieg gegen die Umwelt.
Die These ist saftig; Argumente sind indessen nicht die Stärke Kleins. "Über Zäune und Mauern" - eine Sammlung von Aufsätzen aus den Schützengräben von Seattle bis Genua - knüpft an das Erfolgsbuch "No Logo" an und dient als alarmistischer Prospekt für weitere Aufmärsche von Attac. Der graswurzelige Impetus ist authentisch; das grundsätzliche Bekenntnis zu Kapitalismus und Demokratie ehrlich. Doch verstanden hat Naomi Klein herzlich wenig.
Anders Bill Emmott. Sein Optimismus ist skeptisch, nicht triumphalistisch, eben britisch. Sein Amerika- und sein Kapitalismusbild sind nur verhalten positiv. Aber dennoch: Amerika wird dankenswerterweise und gegen manche Widerstände den Frieden der Welt erhalten. Wer sonst käme in Frage? Jedenfalls wäre die Welt ohne amerikanische Führung noch viel chaotischer, getreu dem Diktum Winston Churchills: Die Amerikaner werden immer das Richtige tun - nachdem sie alle Alternativen bemüht haben.
Skepsis kennzeichnet auch Emmotts Haltung zum Kapitalismus: Es ist wahrlich kein Paradies. Was zum Erfolg beiträgt - Zuversicht, Risikobereitschaft, finanzielle Chuzpe und der Hang zur Kühnheit -, bringt zugleich auch wiederkehrende Fehlschläge hervor. Mehr noch: Kapitalismus, schreibt Emmott, ist die Ideologie der Ungleichheit, schmackhaft gemacht durch Freiheit, Demokratie und Privateigentum. Das erklärt, warum so viele gutmeinende Umverteiler glauben, sie müßten den Kapitalismus zähmen. Womit alles nur schlimmer wird.
Sicher ist: Materiell ist die Menschheit als Ganzes heute wohlhabender denn je. Sicher ist auch: Von offenen Märkten und stabilen Rechtsordnungen profitieren letztlich alle. Damit eröffnen sich Chancen, daß die Globalisierung ihren Kurs halten und die Milliarden Armen der Welt einen höheren Lebensstandard erreichen können. Freilich nur, wenn die Menschen diese Chancen auch ergreifen. So ist das eben mit der Freiheit.
ank.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wird Amerika weiterhin die Welt führen und den Frieden erhalten? Werden die Stärken des Kapitalismus seine Schwächen so eindeutig überwiegen, daß Bürger und Regierungen ihm in guten wie schlechten Zeiten die Treue halten? Das sind heute die zentralen Fragen nach der Zukunft der westlichen, marktwirtschaftlich verfaßten Demokratie. Zwei Journalisten geben Antworten: Der Liberale, Bill Emmott, Chefredakteur des Economist, ist der Optimist. Die Linke, Naomi Klein, kanadische Globalisierungsbekämpferin, gibt die Pessimistin.
Imperialer Machtanspruch und ökonomischer Fundamentalismus sind für Naomi Klein die Quelle allen amerikanischen Übels: Der Bush-Administration wirft sie vor, den 11. September für die eigenen Machtinteressen und die Vorteile der Großkonzerne zu instrumentalisieren. Ihre These: Die Versprechen der Globalisierungsfreunde (Wohlstand für alle, mehr Entwicklung und mehr Demokratie) sind hohl und leer. In Wirklichkeit führe die Globalisierung zur Entmachtung lokaler Gemeinschaften und einem Krieg gegen die Umwelt.
Die These ist saftig; Argumente sind indessen nicht die Stärke Kleins. "Über Zäune und Mauern" - eine Sammlung von Aufsätzen aus den Schützengräben von Seattle bis Genua - knüpft an das Erfolgsbuch "No Logo" an und dient als alarmistischer Prospekt für weitere Aufmärsche von Attac. Der graswurzelige Impetus ist authentisch; das grundsätzliche Bekenntnis zu Kapitalismus und Demokratie ehrlich. Doch verstanden hat Naomi Klein herzlich wenig.
Anders Bill Emmott. Sein Optimismus ist skeptisch, nicht triumphalistisch, eben britisch. Sein Amerika- und sein Kapitalismusbild sind nur verhalten positiv. Aber dennoch: Amerika wird dankenswerterweise und gegen manche Widerstände den Frieden der Welt erhalten. Wer sonst käme in Frage? Jedenfalls wäre die Welt ohne amerikanische Führung noch viel chaotischer, getreu dem Diktum Winston Churchills: Die Amerikaner werden immer das Richtige tun - nachdem sie alle Alternativen bemüht haben.
Skepsis kennzeichnet auch Emmotts Haltung zum Kapitalismus: Es ist wahrlich kein Paradies. Was zum Erfolg beiträgt - Zuversicht, Risikobereitschaft, finanzielle Chuzpe und der Hang zur Kühnheit -, bringt zugleich auch wiederkehrende Fehlschläge hervor. Mehr noch: Kapitalismus, schreibt Emmott, ist die Ideologie der Ungleichheit, schmackhaft gemacht durch Freiheit, Demokratie und Privateigentum. Das erklärt, warum so viele gutmeinende Umverteiler glauben, sie müßten den Kapitalismus zähmen. Womit alles nur schlimmer wird.
Sicher ist: Materiell ist die Menschheit als Ganzes heute wohlhabender denn je. Sicher ist auch: Von offenen Märkten und stabilen Rechtsordnungen profitieren letztlich alle. Damit eröffnen sich Chancen, daß die Globalisierung ihren Kurs halten und die Milliarden Armen der Welt einen höheren Lebensstandard erreichen können. Freilich nur, wenn die Menschen diese Chancen auch ergreifen. So ist das eben mit der Freiheit.
ank.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Recht hart geht Rezensent Frank Lübberding mit diesem Buch Bill Emmotts ins Gericht. Begrüßenswert findet er zwar, dass der Chef des Magazins "The Economist" den Machtmissbrauch Silvio Berlusconi brandmarkt. Emmotts Ansinnen, die kapitalistische Wirtschaftsordnung zu verteidigen, steht Lübberding allerdings misstrauisch gegenüber. Wie er ausführt, sieht der Autor in der zukünftigen Weltordnung zwei zentrale Probleme, die Bedrohung des Friedens und die Zukunft des Kapitalismus. Dass er sich von den USA wünscht, für Frieden zu sorgen, findet der Rezensenten nicht weiter überraschend. Die Zukunft des Kapitalismus betreffend setzte auf die Akzeptanz des Leistungsprinzips. Wer wirtschaftliche Ungleichheit akzeptiere, werde mit hohen Wachstumsraten belohnt, fasst er Emmotts liberales Modell zusammen. Über dessen Ausführungen hinsichtlich der Gefährdungen des so segensreichen Kapitalismus durch moralischen Impulse, kann Lübberding nur lachen: "Eine These, die als das Woody-Allen-Syndrom liberaler Gesellschaftstheoretiker in die Geschichte eingehen wird."
© Perlentaucher Medien GmbH
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