Astronomische und kosmologische Diagramme des lateinischen Mittelalters beschäftigen sich mit der visuellen Wahrnehmung der Welt, veranschaulichen Bewegungen der Planeten und erklären Himmelsphänomene. Sie gründen häufig auf Seherfahrungen, überbieten aber auch die sinnliche Wahrnehmung der Welt und verorten das, was man sieht, innerhalb einer geprüften Ordnung. Kathrin Müller zeigt, dass Diagramme im Mittelalter wesentlich an der Semantisierung der Welt beteiligt waren. Diagramme nahmen nicht nur Wissen auf und vermittelten es, sondern machten selbst Aussagen über die dargestellte Welterkenntnis. Im Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter veränderten sich die Diagrammformen, und Diagramme vermittelten nun zunehmend zwischen Buchgelehrsamkeit und der sinnenhaften Ergründung der Welt.
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