Was haben Charlotte von Mahlsdorf, Lee Miller und Wangari Maathai gemeinsam? Außer, dass sie den Lesenden vermutlich nicht bekannt sind, haben alle drei auch ein bemerkenswertes Leben gehabt. Und ihre Kurzbiografien finden sich in “Life Bizarre” von Simon Schwartz wieder.
“Vita Obscura – Life
Bizarre” ist kein Comic im eigentlichen Sinn. Der Band besteht auch nicht aus Comic-Biografien, wie sie…mehrWas haben Charlotte von Mahlsdorf, Lee Miller und Wangari Maathai gemeinsam? Außer, dass sie den Lesenden vermutlich nicht bekannt sind, haben alle drei auch ein bemerkenswertes Leben gehabt. Und ihre Kurzbiografien finden sich in “Life Bizarre” von Simon Schwartz wieder.
“Vita Obscura – Life Bizarre” ist kein Comic im eigentlichen Sinn. Der Band besteht auch nicht aus Comic-Biografien, wie sie etwa in “Unerschrocken” zu finden sind. Vielmehr ist das Buch eine Kunstgalerie, bei der jede Seite ein neues vollkommen einzigartiges Werk zeigt. Simon Schwarz versteht es auf beeindruckende Weise, das Gesamtbild an die dargestellte Person anzupassen. Die verwendeten Stile sind vielfältig: Albert Göring wird in Kohleskizzen dargestellt. Ronald Gerald Waynes Seite besteht aus Computerfenstern. Renato Bialettis Seite ist mit Kaffeeflecken beschmiert. Mileva Marićs Seite gleicht einer Collage und Adele Spitzeder hat Kirchenfenster bekommen.
Äußerst positiv aufgefallen ist mir die Auswahl der portraitierten Personen. Die Auswahl an weißen Männern hält sich in Grenzen. Stattdessen stehen People of Color, queere Menschen, eine trans Frau im Mittelpunkt. Auch der Widerstand gegen den Nationalsozialismus nimmt Raum in den Biografien ein.
Da mutet es fast schon komisch an, dass die Biografien aus “Vita Obscure – Life Bizarre” seit 2019 wöchentlich im Magazin der F.A.Z. erscheinen, einer Zeitung die sonst beileibe nicht die progressivste ist. Ob es da immer wieder Shitstorms in der Leserbriefecke gibt? Seis drum.
Simon Schwartz jedenfalls hat in seinem Leben nicht nur Biografien gezeichnet. 2009 debütierte er mit dem Comic “drüben!” über die Ausreise seiner Eltern aus der DDR. 2012 erschien der Comic “Packeis” über den afroamerikanischen Seemann und Nordpol-Entdecker Matthew Henson. Hierfür erhielt Schwartz den Max und Moritz-Preis für den besten deutschsprachigen Comic. Außerdem gestaltete er ein Bildfries für die Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Erfurt. Ein spannender Künstler, auf dessen zukünftige Projekte man gespannt sein darf.