Vita variabilis fragt nach der Veränderung von etablierten Handlungsweisen und Überzeugungen. Insbesondere gilt das Interesse der "Politisierung" von Bereichen des Lebens, die zuvor durch Moral, Tradition, Institutionalisierung oder Wissenschaft bestimmt waren oder die gar nicht durch Menschen veränderbar galten. Diese "Politisierung" stellt zusammen mit der Gegenbewegung der "Depolitisierung" den thematischen Leitfaden des Buches dar. Basierend auf Hannah Arendts "Vita activa" wird dazu ein Rahmen entwickelt, der Gewissheit und Notwendigkeit ernst nimmt, aber ohne universelle, transzendentale oder essentialistische Elemente auskommt. Dies gelingt, indem Arendts Überlegungen mit einigen Ideen Ludwig Wittgensteins aus "Über Gewißheit" methodisch unterlegt werden. Die daraus resultierende pluralistische, von der Existenzphilosophie beeinflusste, aber dezidiert politische Darstellung versteht sich als Alternative zu zeitgenössischen kritischen und politischen Theorien. Insbesondere mit poststrukturalistischen Positionen teilt der Ansatz viele Kritikpunkte, ohne aber in die damit verbundenen Probleme von Relativismus oder Beliebigkeit zu geraten: gerade die Alternative zwischen Allgemeingültigkeit und Relativität wird zurückgewiesen.