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Viviane Élisabeth Fauville ist Anfang vierzig. Was sie nicht mehr hat: ihren schönen Mann, ihr einstiges Zuhause. Was sie hat: eine zwölf Wochen alte Tochter, eine neue Wohnung voll nicht ausgepackter Umzugskisten, den Schaukelstuhl. Viviane hat ihren Psychoanalytiker getötet und rechnet nun jederzeit damit, dass man sie überführt. Die Tatwaffe ist gereinigt, die eigene Mutter als Alibi angegeben, ein Motiv nicht vorhanden ... und doch. Élisabeth verliert sich in Straßen und Metrogängen, lauert den übrigen Verdächtigen auf, sie fragt und forscht, das Baby im Arm. Dann entdeckt die Polizei,…mehr

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Produktbeschreibung
Viviane Élisabeth Fauville ist Anfang vierzig. Was sie nicht mehr hat: ihren
schönen Mann, ihr einstiges Zuhause. Was sie hat: eine zwölf Wochen alte Tochter,
eine neue Wohnung voll nicht ausgepackter Umzugskisten, den Schaukelstuhl.
Viviane hat ihren Psychoanalytiker getötet und rechnet nun jederzeit
damit, dass man sie überführt. Die Tatwaffe ist gereinigt, die eigene Mutter als
Alibi angegeben, ein Motiv nicht vorhanden ... und doch.
Élisabeth verliert sich in Straßen und Metrogängen, lauert den übrigen Verdächtigen
auf, sie fragt und forscht, das Baby im Arm. Dann entdeckt die Polizei,
dass ihre Mutter seit acht Jahren tot ist. Es schneit in Paris und die Welt gerät
ihr aus allen Fugen.
Karg, absurd und lakonisch ist dieser atemlose Roman nur vordergründig
eine Kriminalgeschichte. Sie bildet den Rahmen für ein meisterlich in Sprache
gesetztes Spiel mit dem verblüfften Leser: Immer wieder werden alle Sicherheiten
aufgehoben, stellt sich das, was man herausgefunden zu haben meint, als
falsch heraus, oder doch nicht?
Die Schriftstellerin Anne Weber hat den Roman meisterhaft übersetzt.
Autorenporträt
Julia Deck, geboren 1974 in Paris, studierte Literatur an der Sorbonne, unterrichtete Französisch und absolvierte eine Journalistenschule. Sie arbeitete als Lektorin für französische und amerikanische Verlage, war Werbetexterin und lebt heute als freie Journalistin in Paris. "Viviane Élisabeth Fauville" ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der Mangel dieses Romandebüts, ein überweit getriebenes Vexierspiel um Mord und Verdrängung, ist Niklas Bender lieber als alle übliche Glätte anderer Erstlinge. Bender gefällt Julia Decks schnittiger Stil, gefällt auch die Perspektive der dritten Person, die ihn angenehm an Butor erinnert, gefällt der Plot um eine durchgeknallte alleinerziehende Mutter, die verdächtigt wird, ihren Psychiater erstochen zu haben. Eine Weile scheint ihm die Sprunghaftigkeit des Textes die Verwirrung der Heldin prima abzubilden. Irgendwann summt Bender der Kopf. Eines aber weiß er sicher: Ein banaler Krimi ist das nicht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.11.2013

Was für ein Schlamassel

Der indiskrete Charme der Bourgeoisie: Julia Decks Romandebüt "Viviane Élisabeth Fauville" über eine neurotische Pariserin ist vor allem in seiner Sprunghaftigkeit konsequent.

Die Geschichte der französischen Nachkriegsliteratur ist untrennbar mit einem Verlag verknüpft: den Éditions de Minuit. Dort erschienen die Werke des Nouveau und des Nouveau nouveau Roman: Im Anschluss an die Vorkriegsavantgarden verabschiedeten sie "realistische" Konventionen und modernisierten die französische Prosa. Seitdem hat das Haus einen Ruf - auch den, nicht immer leicht zugänglich zu sein, ob für Autoren oder für Leser. Scheinbar im Gegensatz dazu pflegt Minuit eine kuriose Vorliebe: Romane mit Krimihandlung. Seien es die Spionageromane von Alain Robbe-Grillet, die lakonisch ins Leere laufenden Popgeschichten von Jean Echenoz oder, in jüngster Zeit, die wunderbar bösartigen bretonischen Provinzpossen eines Tanguy Viel - der Bezug auf das populäre Genre ist offenbar ein Komplement zum Anspruch, hochreflektierte Texte zu publizieren.

Einen spät- oder nachavantgardistischen Krimi legt nun die Journalistin Julia Deck, geboren 1974, vor. "Viviane Élisabeth Fauville" ist ein Erstling und erzählt die Geschichte der gleichnamigen Heldin, zweiundvierzig Jahre alt, einer bourgeoisen Pariserin, die von einem Schlamassel in den nächsten gerät. Eigentlich ist die Mutter einer drei Monate alten Tochter in einer beneidenswerten Lage: Nach einem erfolgreichen Studium hat sie einen guten Job als Kommunikationsbeauftragte der Firma Bétons Biron; sie besitzt eine große Wohnung im richtigen Arrondissement, sprich: ist Millionärin. Aber aktuell steckt Viviane nicht nur mitten in einer Scheidung, die einer "zweijährigen Ehehölle" ein Ende setzt, sondern ist auch der festen Überzeugung, Doktor Sergent, ihren Therapeuten, erstochen zu haben: "Sie sind am 15. Oktober ausgezogen, haben eine Kinderfrau gefunden, Ihren Mutterschaftsurlaub aus gesundheitlichen Gründen verlängert, und am 16. November, also gestern, haben Sie Ihren Psychoanalytiker umgebracht. Sie haben ihn nicht symbolisch umgebracht, wie man irgendwann den Vater umbringt. Sie haben ihn mit einem Messer der Marke Henckels Zwilling, Serie Twin Perfection, Modell Santoku, umgebracht." Der Ausschnitt belegt nicht nur, dass Deck einen flotten, trockenen, fast möchte man sagen: schnittigen Stil beherrscht. Es fällt noch eine Besonderheit auf: Der Roman ist meist in der dritten Person Plural erzählt, wie der bekannte Nouveau Roman "Paris-Rom oder Die Modifikation" aus dem Jahr 1957 des Minuit-Autors Michel Butor. Deck jedenfalls wechselt später die Erzählperson, und so reizvoll das ist, es scheint mitunter beliebig.

Konsequent ist die Sprunghaftigkeit in einer Hinsicht: Sie spiegelt die Verwirrung der Heldin. Viviane wird verhört, irrt durch Paris, trifft ihren Exmann Julien und schnüffelt den Protagonisten des Mords nach, vor allem der schicken Witwe des Ermordeten, die nur noch eine Scheinehe führte, und seiner Geliebten, einem schwangeren Provinzmädel; immer im Schlepptau ist der Säugling, der gelegentlich mit Beruhigungsmitteln stillgestellt wird. Anfangs gelingt es Viviane, ein Alibi vorzuflunkern, dann jedoch stoßen die Ermittler auf Unstimmigkeiten. Das Netz zieht sich zu, es kommt zu einer dramatischen Szene: "Sie wissen nicht mehr, was was ist, wo unten und wo oben, ob Sie es sind, hier draußen, ob es eine andere ist oder ein Traum und ob Sie je wieder daraus zurückkehren werden. Sie hören auf zu atmen, Sie fallen nieder." Auf den Zusammenbruch folgen Geständnis und Psychiatrieaufenthalt.

Wäre "Viviane Élisabeth Fauville" ein banaler Krimi, dann hätte es damit sein Bewenden. Tatsächlich kommt nun ans Tageslicht, was Indizien angedeutet hatten: Die Heldin, die bereits vor drei Jahren einen Zusammenbruch hatte, ist nicht zurechnungsfähig und ihrem Bericht nicht zu trauen. Zentral in dieser und in manch anderer Hinsicht ist das Verhältnis zu ihrer Mutter: Angeblich ist sie seit acht Jahren tot, hat Viviane aber vor zwei Jahren ein Hochzeitsgeschenk gemacht - eben das Messerset, aus dem die Tatwaffe stammt; der Leser wird stutzig, und tatsächlich holt die Mutter Viviane am Ende aus der Psychiatrie ab. Verdrängung, im Zusammenhang mit der eigenen Mutterschaft? Auch dann bleiben Ungereimtheiten, weil die Polizei die Version des Todes vor acht Jahren bestätigt.

Bei aller Liebe zum Vexierspiel, Deck treibt es ein bisschen weit, lässt etwas viel im Vagen - das nimmt dem Romanschluss jene Klarheit, die nach der Phrenesie nötig wäre. Der Makel rückt die Qualitäten allerdings erst recht ins Licht: Der Roman ist fast durchweg mitreißend erzählt, Deck schafft eine packende und zugleich poetische Atmosphäre. "Viviane Élisabeth Fauville" ist ein faszinierender Erstling, dessen Mängel einem lieber sind als die Perfektion vieler anderer Texte.

NIKLAS BENDER

Julia Deck: "Viviane Élisabeth Fauville". Roman.

Aus dem Französischen von Anne Weber. Wagenbach Verlag, Berlin 2013. 144 S., geb., 16,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein teuflischer Debütroman, sparsam und witzig." Le Temps "Das Vergnügen, das man bei der Lektüre dieses Debüts empfindet, lässt darauf schließen, dass sich Julia Deck beim Schreiben ganz prächtig amüsiert hat." La Quinzaine littéraire