Produktdetails
  • Verlag: Ellermann
  • Seitenzahl: 128
  • Altersempfehlung: 8 bis 10 Jahre
  • Abmessung: 210mm
  • Gewicht: 284g
  • ISBN-13: 9783770730957
  • ISBN-10: 377073095X
  • Artikelnr.: 08508426
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.04.2000

Allein nach Kamerun
Ein kleiner Junge lernt ein anderes Afrika kennen
Auf was für ein Abenteuer lässt sich der achtjährige Vinzenz ein! Alleine nach Kamerun zu reisen, das erfordert mehr Mut, als man dem Jungen zunächst zutraut, denn eigentlich ist er immer müde und schlapp. „Zu schnell gewachsen”, sagen die Ärzte, die seine besorgten Eltern konsultieren. Helfen können sie dem Jungen nicht. Ganz anders ist die Erklärung von Herrn Yaloké, dem Besitzer des Afrika-Ladens, in dem Vinzenz’ Eltern häufig einkaufen. Als er sieht, wie schlecht es dem Jungen geht, schrieb er seinem Cousin in Kamerun. Herr Azabuzi ist traditioneller Heiler, „Schamane” oder „Zaubermeister” – es gibt kein passendes deutsches Wort, das einen Kameruner Heiler beschreibt. Dessen Erklärung für Vinzenz’ Probleme ist genauso einleuchtend wie fantasievoll: Jeder Mensch hat einen eigenen Stern, der mit ihm geboren wird und der ihn begleitet. Diesem Stern ist etwas zugestoßen, deshalb fühlt der Junge sich ständig müde und krank. Beim jährlichen Treffen der Sterne auf einem Felsen in Kamerun hat Vinzenz’ Stern einen seiner Strahlen gelassen. Der Junge muss dorthin reisen, alleine und ohne seine Eltern, und nur Herr Azabuzi wird ihm zur Seite stehen, wenn er seinem Stern – und damit sich selbst – weiterhilft.
Vinzenz’ Reise nach Kamerun ist von Eva Prochazkova voller Liebe zum Detail erzählt. Dabei wird Afrika weder als exotische Kulisse für die Erlebnisse eines Weißen verschlissen noch entwicklungspädagogisch aufbereitet. Erfrischend frei von Klischees ist auch Herr Azabuzi, ein „Zaubermeister”, der es durchaus schätzen kann, wenn das Gastgeschenk, ein Rasierapparat, mit Solarenergie betrieben wird. Nach der anfänglichen Unsicherheit wächst der schüchterne und sich schwach fühlende Vinzenz über sich selbst hinaus, schließt Freundschaften mit den Kindern der Großfamilie des Heilers und genießt den Trubel in Kameruner Bussen. Was würde wohl in einem deutschen Bus passieren, wenn Kinder dort miteinander Musik machten? Am Ende der Reise schafft Vinzenz, nur von Herrn Azabuzi begleitet, den nächtlichen Aufstieg zum Felsen Bhanga, wo sich die Sterne treffen, und löst sein Problem.
Wirklichkeit und Fantasie vermischen sich gekonnt in dieser Erzählung, die auch eine Parabel des Erwachsenwerdens ist. Dabei wird der Kameruner Alltag real geschildert, voller Sympathie für das Land und seine Menschen. Und wie Vinzenz angesichts der turbulenten Busfahrten feststellt – ein wenig Afrika würde uns nicht schaden! In diesem leichten, mit literarischer Freiheit und Witz geschriebenen Buch ist Afrika nicht das Problem, sondern die Lösung! (ab 8 Jahre)
REGINA RIEPE
IVA PROCHAZKOVA: Vinzenz fährt nach Afrika. Ellermann Verlag 2000. 112 Seiten, 16,80 Mark.
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