Buch und 36 Drucke in einer Schmuckbox: eine bibliophile Reise durch die Geschichte der Vogelillustration.Aus einer der wertvollsten Buchsammlungen weltweit: Meisterwerke aus der Bibliothek des Natural History Museum, London.Ein reich bebilderter Prachtband, der jeden Naturfreund begeistert.Dieser historische Überblick erzählt die bemerkenswerte Geschichte der Entwicklung der Vogelillustration durch die Jahrhunderte. Der Bogen spannt sich von den frühen, gekonnt ausgeführten und dekorativen, aber oft fantasievollen Bildern der Vögel bis zu den wissenschaftlichen Darstellungen der Moderne. Die hervorragende Auswahl an Bildern aus der unvergleichlichen Sammlung des Natural History Museum, London beinhaltet exquisit gestaltete Werke von einigen der berühmtesten Künstler, darunter John James Audubon, John Gould, William MacGillivray und Ferdinand Lucas Bauer.Diese außergewöhnliche Sammlung, bestehend aus einem Buch und 36 Drucken in einer Schmuckbox, wird jeden an Vögeln, Naturgeschichte und Kunst Interessierten begeistern und eignet sich als hochwertiges Geschenk.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.02.2018Die ungelöste Frage der Schönheit
In voller Gefiederpracht: Jonathan Elphick versammelt berühmte Vogelbilder
Charles Darwin hatte ein Problem mit tierischer Schönheit. Warum, fragte er sich, wimmelt es in der Natur von schlicht gefärbten Weibchen, die flamboyante Männchen bevorzugen? Widerspricht diese sexuelle Selektion nicht der auf Anpassung angelegten natürlichen Selektion? Die Bedeutung männlicher Attraktivität erläuterte der Forscher an einem Vogel, dem Argusfasan. Verständlich, denn Vögel gehören zu den prächtigsten Tieren überhaupt. Ihrer künstlerischen Darstellung hat das seit jeher Vorschub geleistet.
Eine Einführung in die Geschichte der Vogelillustration liefert nun der walisische Ornithologe Jonathan Elphick. Das Buch besticht durch Mut zur Lücke und gut zusammengestellte Bilder aus der Bibliothek des Natural History Museum in London. Obendrauf gibt es noch sechsunddreißig separate Farbdrucke, die unter anderem aufwarten mit der famosen, um 1835 von William MacGillivray angefertigten Studie eines Graureihers und Edward Lears geradezu lebendig wirkendem Gelbbrustara aus dem Jahr 1832.
Elphick startet seinen Streifzug mit den Höhlenmalereien von Lascaux und Altamira, um in der Gegenwart zu enden. Tatsächlich hätte er deutlich früher einsetzen können, denn schon unter den rund dreißigtausend Jahre alten Bildern der Chauvet-Höhle findet sich eine Eule. Ob Totem, Symbol oder Ornament, der Zweck porträtierter Vögel variierte je nach Kultur und Epoche beträchtlich. Es waren schließlich frühneuzeitliche Tiermaler, die erstmals so wirklichkeitsgetreu arbeiteten, dass sie die Natur gleichsam zu beherrschen schienen. Ästhetischer und wissenschaftlicher Wert begannen fortan immer mehr miteinander zu verschmelzen.
Eine, wenn nicht die Lichtgestalt in der Geschichte der Vogelillustration ist John James Audubon. Der Amerikaner schoss seine Modelle vom Himmel und fixierte sie mit Draht, bevor er sie, Gipfel der Ironie, in beispiellos dynamischen Posen malte. Von seinem zwischen 1827 und 1838 veröffentlichten, mit über vierhundert handkolorierten Tafeln ausgestatteten Opus magnum "The Birds of America" sollen heute noch hundertzwanzig Exemplare der Originalausgabe existieren. Eines davon wurde vor sechs Jahren in New York für 7,9 Millionen Dollar versteigert.
Neben Audubons OEuvre werden die Werke anderer Vogelmaler des neunzehnten Jahrhunderts allzu leicht übersehen, etwa Joseph Wolfs plastisch anmutende Diamantfasane von 1872, die akademisch strengen Arbeiten des Niederländers John Gerrard Keulemans oder die Tableaus von John Gould. Letzterer erkannte übrigens zuerst, dass die Finken, welche sein Landsmann Darwin von den Galapagos-Inseln mitgebracht und ihm zur Untersuchung vorgelegt hatte, eng miteinander verwandt waren.
Warum Schönheit in der Vogelwelt eine so große Rolle spielt, wird von Forschern nach wie vor kontrovers diskutiert. Unstrittig ist, dass sie nicht nur Artgenossen, sondern auch Menschen in ihren Bann schlägt. Wie aus schöner Natur schöne Kunst wird, das zeigt Elphicks Buch auf eindrückliche Weise.
KAI SPANKE
Jonathan Elphick: "Vögel". Geschichte und Meisterwerke der Vogelillustration.
Haupt Verlag, Bern 2017. 224 S., 36 separate Farbprints, 160 Farbabb., geb., in Kassette, 59,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
In voller Gefiederpracht: Jonathan Elphick versammelt berühmte Vogelbilder
Charles Darwin hatte ein Problem mit tierischer Schönheit. Warum, fragte er sich, wimmelt es in der Natur von schlicht gefärbten Weibchen, die flamboyante Männchen bevorzugen? Widerspricht diese sexuelle Selektion nicht der auf Anpassung angelegten natürlichen Selektion? Die Bedeutung männlicher Attraktivität erläuterte der Forscher an einem Vogel, dem Argusfasan. Verständlich, denn Vögel gehören zu den prächtigsten Tieren überhaupt. Ihrer künstlerischen Darstellung hat das seit jeher Vorschub geleistet.
Eine Einführung in die Geschichte der Vogelillustration liefert nun der walisische Ornithologe Jonathan Elphick. Das Buch besticht durch Mut zur Lücke und gut zusammengestellte Bilder aus der Bibliothek des Natural History Museum in London. Obendrauf gibt es noch sechsunddreißig separate Farbdrucke, die unter anderem aufwarten mit der famosen, um 1835 von William MacGillivray angefertigten Studie eines Graureihers und Edward Lears geradezu lebendig wirkendem Gelbbrustara aus dem Jahr 1832.
Elphick startet seinen Streifzug mit den Höhlenmalereien von Lascaux und Altamira, um in der Gegenwart zu enden. Tatsächlich hätte er deutlich früher einsetzen können, denn schon unter den rund dreißigtausend Jahre alten Bildern der Chauvet-Höhle findet sich eine Eule. Ob Totem, Symbol oder Ornament, der Zweck porträtierter Vögel variierte je nach Kultur und Epoche beträchtlich. Es waren schließlich frühneuzeitliche Tiermaler, die erstmals so wirklichkeitsgetreu arbeiteten, dass sie die Natur gleichsam zu beherrschen schienen. Ästhetischer und wissenschaftlicher Wert begannen fortan immer mehr miteinander zu verschmelzen.
Eine, wenn nicht die Lichtgestalt in der Geschichte der Vogelillustration ist John James Audubon. Der Amerikaner schoss seine Modelle vom Himmel und fixierte sie mit Draht, bevor er sie, Gipfel der Ironie, in beispiellos dynamischen Posen malte. Von seinem zwischen 1827 und 1838 veröffentlichten, mit über vierhundert handkolorierten Tafeln ausgestatteten Opus magnum "The Birds of America" sollen heute noch hundertzwanzig Exemplare der Originalausgabe existieren. Eines davon wurde vor sechs Jahren in New York für 7,9 Millionen Dollar versteigert.
Neben Audubons OEuvre werden die Werke anderer Vogelmaler des neunzehnten Jahrhunderts allzu leicht übersehen, etwa Joseph Wolfs plastisch anmutende Diamantfasane von 1872, die akademisch strengen Arbeiten des Niederländers John Gerrard Keulemans oder die Tableaus von John Gould. Letzterer erkannte übrigens zuerst, dass die Finken, welche sein Landsmann Darwin von den Galapagos-Inseln mitgebracht und ihm zur Untersuchung vorgelegt hatte, eng miteinander verwandt waren.
Warum Schönheit in der Vogelwelt eine so große Rolle spielt, wird von Forschern nach wie vor kontrovers diskutiert. Unstrittig ist, dass sie nicht nur Artgenossen, sondern auch Menschen in ihren Bann schlägt. Wie aus schöner Natur schöne Kunst wird, das zeigt Elphicks Buch auf eindrückliche Weise.
KAI SPANKE
Jonathan Elphick: "Vögel". Geschichte und Meisterwerke der Vogelillustration.
Haupt Verlag, Bern 2017. 224 S., 36 separate Farbprints, 160 Farbabb., geb., in Kassette, 59,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Kai Spanke erfährt vom walisischen Ornithologen Jonathan Elphick, wie aus schöner Natur ebenso schöne Kunst wird. Die Einführung in die Vogelillustration, von den Höhlenmalereien von Lascaux bis heute, besticht laut Spanke durch den Mut zur Lücke und die Zusammenstellung von Bildern aus der Bibliothek des Natural History Museums London. Zusätzliche Farbdrucke lassen Spankes Herz höher schlagen. Wie wissenschaftliche und künstlerische Aspekte in den Zeichnungen zusammengingen, kann Spanke beim Gang durch Kulturen und Epochen nachvollziehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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