Der Wunsch nach Wiedergutmachung von vergangenem Unrecht steht weltweit im Zentrum unseres moralischen Selbstverständnisses als Individuen und Gruppen. In einer Welt nach dem Kalten Krieg schenken wir der moralischen Verantwortung zunehmend Aufmerksamkeit. Aus dieser Perspektive macht es Sinn zu fragen, ob Entschädigungen für schweres historisches Unrecht bei der Lösung internationaler und innerstaatlicher Konflikte zu einem signifikanten Trend in der Politik geworden sind oder nicht.
Der Historiker Elazar Barkan analysiert historische Schuld der Amerikaner, Deutschen, Schweizer, Japaner, Russen, Australier und entwickelt eine Theorie der Entschädigung.
Der Historiker Elazar Barkan analysiert historische Schuld der Amerikaner, Deutschen, Schweizer, Japaner, Russen, Australier und entwickelt eine Theorie der Entschädigung.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Natan Sznaider findet diesen Band mit zehn Fallstudien über schwere Verbrechen gegen die Menschlichkeit und wie man diese später "entschädigt" ohne Einwände "faszinierend". Elazar Barkan sei es nämlich gelungen, vom historischen Einmaligkeitsduktus schlimmer Verbrechen wie in Auschwitz Abstand zu nehmen und stattdessen dafür zu plädieren, andere Verbrechen nicht daran zu messen, sondern prinzipiell um eine Wiedergutmachung bemüht zu sein. Seine Fallstudien seien denn auch in zwei große Abschnitte, den Kolonialismus und den 2. Weltkrieg, unterteilt. Hier komme, lobt der Rezensent, sämtliches Schlimmes zur Sprache, sei es die Sklaverei in den USA, die sexuelle Ausbeutung koreanischer Sklavinnen in Japan, die Vernichtung der Aborigines oder die Judenverfolgung. Dem Autor gehe es um Schuldanerkennung, eine prinzipielle Gerechtigkeit und Entschädigung. Denn finanzielle Transfers könnten, sei der Autor überzeugt, Feinde zu Verhandlungspartnern machen. Wer sich für diesen ganzen Themenkomplex interessiere, dem empfiehlt Sznaider dieses Buch als "unentbehrliche" Lektüre.
© Perlentaucher Medien GmbH
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