Völkische Konzepte spielten im 20. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Aktuelle Studien über die Verflechtung ihrer Akteure in die Gewaltpraktiken im "Dritten Reich" rücken auch ihre Transformation danach stärker in den Vordergrund.Wissenschaft und Politik bildeten im 20. Jahrhundert Ressourcen füreinander aus. Die Politik profitierte von der Legitimation durch Expertisen. Umgekehrt sicherte sie völkische Forschungsprogramme ab. Beide bildeten keine statischen Systeme, sondern flexible Netzwerke aus. Es geht um die Wirkmächtigkeit von Anthropologen, Demographen, Historikern, Geographen, Raumplanern und Soziologen in der radikalen Homogenisierung Europas.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht wirklich zufrieden zeigt sich Rezensent Christoph Nonn mit diesem von Michael Fahlbusch und Ingo Haar herausgegebenen Sammelband über das Verhältnis von Wissenschaft und Politik während des Nationalsozialismus. Zwar lobt er den Ansatz der Herausgeber, eben dieses Verhältnis zwischen 1933 und 1945 nicht isoliert, sondern eingebettet in die Geschichte davor und danach zu betrachten. Aber zu seinem Bedauern fallen die Ergebnisse weitgehend enttäuschend aus, vor allem, weil die Frage, wie Wissenschaftler zu Nazis wurden pauschal und unhistorisch damit beantwortet werde, dass es keinen Bruch gab, weil sie eben schon immer "völkisch" dachten. Dennoch findet er in dem Band auch einige Beiträge, die die Sache differenzierter betrachten und Momente wie ideologische Nähe und Opportunismus herausarbeiten, statt eine Dämonisierung der Wissenschaftler zu betreiben. Zudem hält Nonn dem Band zu Gute, immerhin einen Überblick über aktuelle Schwerpunkte der Forschung zu geben.
© Perlentaucher Medien GmbH
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