Noah Strycker geht mit einem Rucksack und einem Fernglas auf Weltreise, um innerhalb eines Jahres so viele Vogelarten wie möglich zu sichten. Dafür bereist er 41 Länder und fünf Kontinente und begegnet überall Menschen, die ihm bei seiner Mission helfen. Darunter erstaunlich viele, die sich auf beeindruckende Weise für den Erhalt der Umwelt und den Vogelschutz einsetzen. Seine Reise ist ein wahres Abenteuer: Strycker erlebt und überlebt blutsaugende Insekten, ein Flugzeugunglück, Schlammlawinen, Überschwemmungen, Kriegsgebiete und ökologische Zerstörung, aber auch große Euphorie und Spannung, wenn er wieder eine rare Spezies sichtet. Am Ende seines Jahres hat er sagenhafte 6.042 Vogelnamen gesichtet und damit einen Weltrekord aufgestellt. Doch bringt er nicht nur eine lange Liste mit Vogelnamen mit nach Hause, sondern hat zudem das vielleicht beste Jahr seines Lebens hinter sich.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.07.2019Alle Vögel sind schon da
Um als Birder auf seiner Reise um die Welt den selbstgesetzten Mindeststandard von fünftausend neuen Arten zu erfüllen, muss Noah Strycker jeden zweiten Tag ein Flugzeug besteigen und "jeden Tag im Schnitt 13,7 Arten" erspähen. Die Rechnung bedeutet für den Leser statistisch vierundzwanzig Sichtungen pro Buchseite. Keineswegs frei wie ein Vogel, sondern ein Knecht seines Rekordversuchs, macht sich Strycker auf die Suche nach Blassbürzelsegler, Karamojafeinsänger, Gelbkehl-Krummschnabeltyrann und Schwarzschenkel-Kernknacker. Wie sie aussehen, warum ihre Erscheinung, ihr Verhalten, ihr Flug, ihr Gesang das Herz erfreuen, wird selten verraten. Birder sind die Häkchensetzer der Ornithologie. Sie betreiben das Hobby der Vogelbeobachtung nicht des ästhetischen oder poetischen Mehrwerts wegen, sondern als "Jagen, Sammeln und Glücksspiel in einem". Und so rast dieser junge Mensch von Antarktika über Island (sieben Stunden Aufenthalt) bis Australien, und ob es um die Ausrüstung (drei Unterhosen), nasse Socken, platte Reifen, die Übernachtung auf dem Fußboden eines Abflugterminals oder die Namen aufopferungsvoller lokaler Mitbirder geht: Es gibt kein Schnabelhalten. Sein Sprachvermögen hält dem Tempo nicht stand. Vögel sind umwerfend, putzig, phantastisch, krass, superniedlich, charismatisch, einige sind wow, andere ein Muss, wieder andere ungefähr so groß wie eine Kartoffel, oder sie geben abgefahrene Töne von sich. In Brasilien sichtet der Autor die seltene Harpyie, in Costa Rica den Nationalvogel Quetzal, am Frankfurter Mainufer schließlich eine Nilgans, Nummer 3064. Hier steigen wir aus.
letz
"Vogelfrei" von Noah Strycker. Edel Books, Hamburg 2019, 320 Seiten, einige Fotos. Broschiert, 16,95 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Um als Birder auf seiner Reise um die Welt den selbstgesetzten Mindeststandard von fünftausend neuen Arten zu erfüllen, muss Noah Strycker jeden zweiten Tag ein Flugzeug besteigen und "jeden Tag im Schnitt 13,7 Arten" erspähen. Die Rechnung bedeutet für den Leser statistisch vierundzwanzig Sichtungen pro Buchseite. Keineswegs frei wie ein Vogel, sondern ein Knecht seines Rekordversuchs, macht sich Strycker auf die Suche nach Blassbürzelsegler, Karamojafeinsänger, Gelbkehl-Krummschnabeltyrann und Schwarzschenkel-Kernknacker. Wie sie aussehen, warum ihre Erscheinung, ihr Verhalten, ihr Flug, ihr Gesang das Herz erfreuen, wird selten verraten. Birder sind die Häkchensetzer der Ornithologie. Sie betreiben das Hobby der Vogelbeobachtung nicht des ästhetischen oder poetischen Mehrwerts wegen, sondern als "Jagen, Sammeln und Glücksspiel in einem". Und so rast dieser junge Mensch von Antarktika über Island (sieben Stunden Aufenthalt) bis Australien, und ob es um die Ausrüstung (drei Unterhosen), nasse Socken, platte Reifen, die Übernachtung auf dem Fußboden eines Abflugterminals oder die Namen aufopferungsvoller lokaler Mitbirder geht: Es gibt kein Schnabelhalten. Sein Sprachvermögen hält dem Tempo nicht stand. Vögel sind umwerfend, putzig, phantastisch, krass, superniedlich, charismatisch, einige sind wow, andere ein Muss, wieder andere ungefähr so groß wie eine Kartoffel, oder sie geben abgefahrene Töne von sich. In Brasilien sichtet der Autor die seltene Harpyie, in Costa Rica den Nationalvogel Quetzal, am Frankfurter Mainufer schließlich eine Nilgans, Nummer 3064. Hier steigen wir aus.
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"Vogelfrei" von Noah Strycker. Edel Books, Hamburg 2019, 320 Seiten, einige Fotos. Broschiert, 16,95 Euro.
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Einen Hauch von Jules Vernes "In 80 Tagen um die Welt" hat "Vogelfrei", wenn Strycker sich in der Monsunzeit durch Ghana kämpft, zu Fuß aus den Anden herausfinden muss und Silvester auf einer Antarktis-Schiffsreise feiert. (...) Wichtiger noch als Stryckers Begeisterung für Vögel ist wohl sein Blick auf Umwelt- und Klimaschutz. Sein Buch ist eine wichtige und sanfte Form des Appells, sich mit dem Thema zu beschäftigen - aus einer positiven Motivation heraus. Ein Leitfaden zur Wertschätzung der Natur. WDR 5 20190519