Ein Schlüsselerlebnis interkultureller Begegnung war für mich ein Sonntagsspaziergang in Innsbruck, der mich zufällig auf ein Plakat mit der Aufschrift "Tag der offenen Tür" aufmerksam machte. Ich folgte der Einladung in den Innenhof und sah dort eine Ansammlung türkisch-muslimischer Männer und Frauen, die sich in den Dienst einer Spendenaktion (Kermes) stellten, die zweimal im Jahr stattfindet. Frauen verkauften Fladenbrote und Süßspeisen an den Ständen, Männer suchten das Gespräch mit den dort versammelten Menschen. Ich war die einzige nicht türkisch stämmige Österreicherin, die sich von einem eher unscheinbaren mit Bleistift geschriebenen Plakat ansprechen ließ. Nach außen sind türkisch-muslimische Kulturvereine für den österreichischen Durchschnittsbürger unauffällig, nach innen entfaltet sich ein nahezu autarkes Leben in den verschiedenen Hinterhöfen der Straßen Innsbrucks. Diese Beobachtung animierte mich, sie zum Gegenstand meines Forschungsinteresses für Formen des türkisch-muslimischen Zusammenlebens in Innsbruck werden zu lassen.