»Dieses Buch folgt nur der Sache selbst. Ein Buch, das Ansprüche hat und stellt. Ein Buch also von freien Menschen für freie Menschen.«
Das obige Zitat von Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzflmtage Oberhausen, ehrt die Herausgeber, sicher auch den ganzen Verlag, der weniger den
Ruin fürchtet denn ein schlechtes Buch. Die Herausgabe der Gespräche zwischen Gideon Bachmann und Pier…mehr»Dieses Buch folgt nur der Sache selbst. Ein Buch, das Ansprüche hat und stellt. Ein Buch also von freien Menschen für freie Menschen.«
Das obige Zitat von Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzflmtage Oberhausen, ehrt die Herausgeber, sicher auch den ganzen Verlag, der weniger den Ruin fürchtet denn ein schlechtes Buch. Die Herausgabe der Gespräche zwischen Gideon Bachmann und Pier Paolo Pasolini ist hier mit einer Sorgfalt versehen, die ihresgleichen lange suchen müsste.
Erstmals liegen in deutscher Sprache diese Interviews aus den Jahren 1963-1975 in ihrer ursprünglichen, also sorgfältig rekonstruierten Form vor und erlauben einen tiefen Einblick in das Denken, aber auch in die Unterschiedlichkeiten dieser beiden Personen, die sich auf der kulturellpolitischen Bühne der sechziger-siebziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts getroffen haben und erst zueinander finden mussten. Der pragmatische, zum USAmerikaner gewordene deutsch-israeli Gideon Bachmann hier und der poetische Intellektuelle Pier Paolo Pasolini dort. Und dieses »dort« war ein Italien, in dem noch wirkliche Streits ausgetragen wurden um die Fragen, welche Zukunft die westlichen Gesellschaften nehmen sollte – in einer Tiefe, die dem amerikanischen Rationalisten erstmals eher fern und zu Anfang auch unnötig erschien. Auf ein marktgerechtes Präsentieren, also dem inzwischen leider modern gewordenen Reduzieren von Inhalten auf kleine intellektuelle finger-food-Häppchen, ist hier nicht nur verzichtet worden, sondern der umfangreiche und teils essayistische Kommentarband von Fabien Vitali erweitert geradezu den sich in den Gesprächen öffnenden Denkraum hin zum Übertreten aller Konventionen. Das Übertreten von Denkgewohnheiten macht diese beiden Bücher so spannend, Bücher, die nicht auf Seite 1 aufgeschlagen und mit der letzten Seite zugeschlagen werden, sondern die in gewisser Weise ein Spazieren-Gehen im Denkraum des Unvorhergesehen erlauben. Wer noch sucht, wird hier viel finden und über Jahre hinweg immer wieder zu diesen Büchern greifen.