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Produktbeschreibung
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Autorenporträt
Henning Graf Reventlow, geboren 1929 in Potsdam, Professor em. für Theologie und Exegese des Alten Testaments in Bochum.
Studium in Kiel, Heidelberg, Bethel, Göttingen; Promotion für Altes Testament in Göttingen (1958); Habilitation in Kiel (1960); Dozent in Kiel und Göttingen; seit 1965 ord. Professor in Bochum, emeritiert 1994.
Arbeitsschwerpunkte Auslegungsgeschichte der Bibel und biblische Theologie.
Veröffentlichungen: 'Bibelautorität und Geist der Moderne' (1980, engl. 1984), 'Hauptprobleme der alttestamentlichen Theologie im 20. Jahrhundert' (1982, engl. 1985), 'Hauptprobleme der Biblischen Theologie im 20. Jahrhundert' (1983, engl. 1986); 'Gebet im Alten Testament' (1986).
Preise: 1982: Litt. D. (h. c.) Universität Sheffield.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.1998

Das Fasten war ihnen nicht Wurst
Henning Reventlow erläutert die Bibelauslegung der Reformatoren

"Als ich jung war, da war ich gelehrt und insbesondere, ehe ich zur Theologie kam, da ging ich mit Allegorien, Tropologien, Analogien um und machte lauter Kunst. Ich weiß, daß es lauter Dreck ist, den ich nun hab' fahren lassen. Der Literalsinn, der tut's, da ist Leben, Trost, Kraft, Lehre und Kunst drin. Das andere ist Narrenwerk, auch wenn es hoch glänzt." Die bekannten autobiographischen Worte Martin Luthers in seinen "Tischreden" (1540) sind eine selbstbewußte reformatorische Stellungnahme gegen die traditionelle mittelalterliche Exegese und deren theologische Voraussetzungen. Sie sind aber auch das Manifest einer Generation von Intellektuellen, welche die vom Humanismus geforderte und begründete Revision der Bibelauslegung endlich zu einer entscheidenden kirchenpolitischen Wende nutzte. Henning Reventlow widmet der ausführlichen Darstellung dieser Bewegung den dritten Band seines Hauptwerks über die "Epochen der Bibelauslegung". Er verfolgt die Stationen des Weges, der binnen eines Jahrhunderts einen ganz neuen Zugang zum "Buch der Bücher" eröffnete.

Der erste Teil des Bandes handelt von der "Bibel in Renaissance und Humanismus". Reventlow schreitet von Autor zu Autor fort, wobei er immer eine biographisch-historische Charakterisierung des jeweiligen Autors vorausschickt, um dann dessen spezifischen Beitrag zur Bibelauslegung folgen zu lassen. So dokumentieren die Fälle Giannozzo Manettis und Johannes Reuchlins das wachsende Interesse an der hebräischen Sprache, was die Lektüre des Originaltextes und der jüdischen Exegese ermöglichte und bei Lorenzo Valla und Erasmus zu immer größerer Sensibilität in Fragen der biblischen Textphilologie führte. Marsilio Ficino versuchte eine platonische Lektüre der Heiligen Schrift, John Colet beleuchtete den historischen Hintergrund der Paulusbriefe, der französische Humanist Jacques (bei Reventlow: Johannes) Lefèvre d'Etaples krönte seine jahrzehntelange Arbeit an der Bibel durch eine vollständige Übersetzung ins Französische.

Im zweiten Teil ("Bibel in der Reformationszeit") sind Luther, Melanchthon, Zwingli und Calvin die zentralen Gestalten. Das Sprengpotential, das die Bibelauslegung damals entwickeln konnte, wird besonders in der Betrachtung der radikalen Flügel des Protestantismus ersichtlich - bei Thomas Müntzer, den Anabaptisten von Zürich und Münster, Pilgram Marpek, Sebastian Franck. Die Entwicklung der Exegese in "Gegenreformation, Späthumanismus und (protestantischer) Orthodoxie" wird schließlich dargestellt an drei Beispielen: dem großen katholischen Bibelwissenschaftler Johannes Maldonatus, dem holländischen Humanisten Hugo Grotius und an dem monumentalen bibelhermeneutischen und apologetischen Werk des Generalsuperintendenten Abraham Calov, dessen wichtige Schrift "Socinianismus profligatus" ("Der niedergeschlagene Sozinianismus") hier seltsamerweise als "Der ruchlose Sozinianismus" zitiert wird.

Indem der Leser die Renaissance von Reventlows Blickwinkel aus betrachtet, kann er sich die heute vielleicht seltsam anmutende Zentralität vergegenwärtigen, welche die Bibel in jener Epoche in der Erfahrung und im Leben der Gelehrten sowie der einfachen Leute innehatte. Es war eine Epoche, in der eine abweichende Meinung über die Trinität einen Menschen das Leben kosten konnte, und zwar nicht nur bei den Katholiken, sondern auch bei den Reformierten, wie die von Calvin befürwortete Exekution von Michael Servet zeigt. Es war eine Epoche, in der ein Wurstessen zur Fastenzeit, so wie es 1522 in Zürich organisiert wurde, auch für einen Huldrych Zwingli eine allzu revolutionäre Aktion war.

Daß man auch damals in der Heiligen Schrift einen "literalen" Grund fand, um die Frauen noch besser zu unterjochen, ist nicht verwunderlich. Als die frommen westfälischen Münsteraner 1534 die Gründung des Reiches Gottes erklärten, "wurde - nach gründlichem Studium der Schrift, daß die Mehrehe in ihr nicht verboten sei - den Männern erlaubt, mehrere Frauen zu heiraten, und wurden alle Frauen zur Ehe verpflichtet". Reventlows kühler Kommentar ist in diesem Fall vielleicht ein wenig zu "theologisch": "Das Gebot aus 1. Mose 1,26 als Zweck der Ehe stand im Vordergrund, aber auch 1. Mose 3,16, wonach der Mann der Herr über die Frau sein soll. Deshalb mußten sich auch alte Frauen der Herrschaft eines Mannes unterstellen. Später wurden die Vorschriften etwas gelockert . . ." LORIS STURLESE

Henning Graf Reventlow: "Epochen der Bibelauslegung". Band III. Renaissance, Reformation, Humanismus. Verlag C. H. Beck, München 1997. 271 S., geb., 68,- DM.

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