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Im Jahre 1998 versuchte die Abteilung Archäologische Biologie und Anthropologie des Naturhistorischen Museums Wien die Herkunft von 19 Lebendmasken, unzähligen Haarproben, Stereoaufnahmen und Messblättern zu recherchieren, die sich unter dem Titel "Stadion 1939" in ihrer Sammlung befinden. Es stellte sich heraus, dass von dem damaligen Leiter der Abteilung - er war auf der Suche nach dem "jüdischen Stereotyp" - 440 Menschen rassenanthropologisch untersucht worden waren, die ihm die Gestapo im Wiener Praterstadion, in dem sie über 1.000 staatenlose Juden zusammengetrieben hatte, zur Verfügung…mehr

Produktbeschreibung
Im Jahre 1998 versuchte die Abteilung Archäologische Biologie und Anthropologie des Naturhistorischen Museums Wien die Herkunft von 19 Lebendmasken, unzähligen Haarproben, Stereoaufnahmen und Messblättern zu recherchieren, die sich unter dem Titel "Stadion 1939" in ihrer Sammlung befinden. Es stellte sich heraus, dass von dem damaligen Leiter der Abteilung - er war auf der Suche nach dem "jüdischen Stereotyp" - 440 Menschen rassenanthropologisch untersucht worden waren, die ihm die Gestapo im Wiener Praterstadion, in dem sie über 1.000 staatenlose Juden zusammengetrieben hatte, zur Verfügung gestellt hatte. Bei den heutigen Namensrecherchen stieß man auf Briefe der Verwaltung des Hauptfriedhofes Weimar. Eine Anfrage bei der Gedenkstätte Buchenwald ergab dann, dass alle der Untersuchten nach ihrer rassenanthroplogischen Erfassung nach Weimar deportiert worden waren. Dort wurden sie in Buchenwald Opfer des ersten Massenmordes in einem deutschen Konzentrationslager. Fast keiner von ihnen überlebte. Eine von Dani Karavan gestaltete Ausstellung zeigte im Kulturstadtjahr 1999 diese Relikte eines in die Irre führenden Bildes des Menschen und wahrte die Balance zwischen einer Memorialausstellung und dem öffentlichen Präsentieren eines corpus delicti. Mit eindrucksvollen Bildern gelingt dies auch dem aufwendig gestalteten Katalog. Er versammelt alle recherchierten Kurzbiographien und Zeitzeugengespräche, entfaltet das kulturgeschichtliche und politische Umfeld in Wien und Weimar und dokumentiert das Vorgehen der SS und der Anthropologen. Doch im Mittelpunkt stehen die Menschen. Wissenschaftlich unsinnige "anthropometrische" Aufnahmen und Masken lassen die zum Verschwinden gebrachten Leben wieder aufscheinen. Ergänzt wird der Katalog durch Zeichnungen von Goethe, seinem Blick auf Weimar und Thüringen. Bilder, die seinerzeit aus individueller Berührtheit entstanden, und in die, von heute aus gesehen, der zu verantwortende Zivilisationsbruch miteingewoben wird.