Die Herrschaft von Nomaden über Sesshafte stellt eine Ausnahmeerscheinung in der mittelalterlichen Geschichte des islamischen Orients dar und führt zu einem neuartigen Verhältnis von Staat und Stamm, Stadt und Steppe. Das deutlichste Beispiel dafür ist die Vormachtstellung beduinischer Gruppen im zerfallenden Abbasidenreich. Marksteine ihres Aufstiegs sind die frühismailitischen ("qarmatischen") Aufstände um 900, die Errichtung autonomer Emirate in Hilla, Mossul, Harran, ar-Raqqa und Aleppo seit dem späten 10. Jahrhundert sowie die Allianz von 1024/29, welche die Aufteilung Syriens in drei tribale Herrschaftsbezirke bezweckte und die weiteste Entfaltung des beduinischen Machthorizonts darstellt.
Kurt Franz gibt erstmals Antwort auf die seit langem offene Frage, ob und inwiefern Syrien und Mesopotamien zu jener Zeit einem Prozess der Beduinisierung unterlagen. Er konzentriert sich auf die beduinische Sichtweise und unterscheidet zwei Expansionsformen. So strebten einige Gruppennach institutioneller Verstetigung durch dynastische Territorialherrschaften, andere wiederum hielten an mobiler Beutewirtschaft im Rahmen eines rudimentären tribalen Regimes fest. Die Beduinenemirate gehen dabei nicht, wie bisher angenommen, auf frühismailitische und bahrainqarmatische Aufstandsimpulse zurück. Vielmehr erwuchsen sie aus der Wiederbelebung der beduinischen Heeresfolge gegenüber sesshaften Lebensformen.
Kritisch setzt sich Franz mit den Kräfteverhältnissen von Nomaden und Sesshaften zwischen 889 und 1029 auseinander und bewertet sie neu. Er zeigt auf, wie sich die Wechselbeziehungen von Nomaden und Sesshaften von einem Randaspekt imperialer Staatlichkeit zum Angelpunkt kleinräumlicher politischer Organisation entwickelte. Aus der herkömmlichen beduinischen Schutzherrschaft (himaya) entstand ein neues Modell indigener Herrschaft, das Steppe, Stadt und Kulturland einschloss. Unter anderen Vorzeichen als der saldjuqischen Eroberung hätte es eine regionale Alternative zur Herrschaft nichtarabischer Militärs und Militärsklaven eröffnen können.
Das lange Jahrhundert des beduinischen Aufstiegs bis zur Errichtung des letzten Emirates bildet den ersten Schwerpunkt dieser auf zwei Bände angelegten Untersuchung.
Über diese Reihe:
Die Reihe Nomaden und Sesshafte widmet sich einer neuen Forschungsperspektive, die historische und gegenwärtige Prozesse zu klären versucht und diese teilweise neu bewertet. Die produktive Konfrontation zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen ist in vielen Zivilisationen der Welt eine prägende Kraft für die Ausbildung politischer Systeme, gesellschaftlicher Ordnungen und Vorstellungswelten. Formen, Ergebnisse und Bedeutung dieser Interaktion stehen hier erstmalig im Mittelpunkt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Kurt Franz gibt erstmals Antwort auf die seit langem offene Frage, ob und inwiefern Syrien und Mesopotamien zu jener Zeit einem Prozess der Beduinisierung unterlagen. Er konzentriert sich auf die beduinische Sichtweise und unterscheidet zwei Expansionsformen. So strebten einige Gruppennach institutioneller Verstetigung durch dynastische Territorialherrschaften, andere wiederum hielten an mobiler Beutewirtschaft im Rahmen eines rudimentären tribalen Regimes fest. Die Beduinenemirate gehen dabei nicht, wie bisher angenommen, auf frühismailitische und bahrainqarmatische Aufstandsimpulse zurück. Vielmehr erwuchsen sie aus der Wiederbelebung der beduinischen Heeresfolge gegenüber sesshaften Lebensformen.
Kritisch setzt sich Franz mit den Kräfteverhältnissen von Nomaden und Sesshaften zwischen 889 und 1029 auseinander und bewertet sie neu. Er zeigt auf, wie sich die Wechselbeziehungen von Nomaden und Sesshaften von einem Randaspekt imperialer Staatlichkeit zum Angelpunkt kleinräumlicher politischer Organisation entwickelte. Aus der herkömmlichen beduinischen Schutzherrschaft (himaya) entstand ein neues Modell indigener Herrschaft, das Steppe, Stadt und Kulturland einschloss. Unter anderen Vorzeichen als der saldjuqischen Eroberung hätte es eine regionale Alternative zur Herrschaft nichtarabischer Militärs und Militärsklaven eröffnen können.
Das lange Jahrhundert des beduinischen Aufstiegs bis zur Errichtung des letzten Emirates bildet den ersten Schwerpunkt dieser auf zwei Bände angelegten Untersuchung.
Über diese Reihe:
Die Reihe Nomaden und Sesshafte widmet sich einer neuen Forschungsperspektive, die historische und gegenwärtige Prozesse zu klären versucht und diese teilweise neu bewertet. Die produktive Konfrontation zwischen nomadischen und sesshaften Lebensformen ist in vielen Zivilisationen der Welt eine prägende Kraft für die Ausbildung politischer Systeme, gesellschaftlicher Ordnungen und Vorstellungswelten. Formen, Ergebnisse und Bedeutung dieser Interaktion stehen hier erstmalig im Mittelpunkt.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
"All in all, Franz's book is a major contribution to the field of Bedouin history, and we look forward to the appearance of the second volume. It remains only to add that the work is accompanied by three exceptionally good maps."
Frank H. Stewart
In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. 37 (2010). pp. 325-331.
--------------------------------------
"Insgesamt gesehen setzt das Buch durch eine große Genauigkeit in der Analyse einzelner Begebenheiten und Zusammenhänge Maßstäbe und bereichert zugleich unsere Kenntnis über die Beduinen in vorsadjuqischer Zeit erheblich. Künftige Forschungen zu dieser Phase islamischer Herrschaft werden Franz' Buch daher kaum ignorieren können."
Eva Orthmann
In: Orientalistische Literaturzeitung. 106 (2011) 4-5. S. 304-305.
Frank H. Stewart
In: Jerusalem Studies in Arabic and Islam. 37 (2010). pp. 325-331.
--------------------------------------
"Insgesamt gesehen setzt das Buch durch eine große Genauigkeit in der Analyse einzelner Begebenheiten und Zusammenhänge Maßstäbe und bereichert zugleich unsere Kenntnis über die Beduinen in vorsadjuqischer Zeit erheblich. Künftige Forschungen zu dieser Phase islamischer Herrschaft werden Franz' Buch daher kaum ignorieren können."
Eva Orthmann
In: Orientalistische Literaturzeitung. 106 (2011) 4-5. S. 304-305.