Laut Wikipedia versteht man unter Abaton einen heiligen, für die meisten Menschen unbetretbaren Ort.
Zu Beginn fühlte ich mich ein wenig so, als hätte mich ein Flipperautomat in diese Geschichte hineinkatapultiert. In einem rasanten Tempo wechselt der Leser zwischen Handlungsebenen und
Protagonisten hin und her, doch sind die kurzen Sequenzen so perfekt geschnitten, dass ich mir beim Lesen zu…mehrLaut Wikipedia versteht man unter Abaton einen heiligen, für die meisten Menschen unbetretbaren Ort.
Zu Beginn fühlte ich mich ein wenig so, als hätte mich ein Flipperautomat in diese Geschichte hineinkatapultiert. In einem rasanten Tempo wechselt der Leser zwischen Handlungsebenen und Protagonisten hin und her, doch sind die kurzen Sequenzen so perfekt geschnitten, dass ich mir beim Lesen zu keinem Zeitpunkt verloren vorkam. Man merkt dem Schreibstil positiv an, dass die beiden Autoren auch Drehbücher für Spielfilme schreiben, denn der dramaturgische Aufbau und das Erzähltempo heizen die Neugier und die Faszination für das Gelesene immer mehr an, so dass ich das Buch tatsächlich kaum aus der Hand legen konnte, obwohl die Geschichte auf einer bestimmten Ebene die Gehirnzellen fordert und das Schriftbild zunächst an einen unstrukturierten und unformatierten Fließtext erinnert. Christian Jeltsch und Olaf Kraemer fordern ihre Leser, aber sie überfordern sie nicht. Meister ihres drehbucherprobten Handwerks, wissen die beiden ganz genau, wie parallele Handlungsstränge, Perspektiv- und Zeitebenenwechsel miteinander verknüpft werden müssen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Das Buch, das von außen und auch auf den ersten Blick ins Innere zunächst nicht spektakulär erscheint, offenbart nach näherer Inspektion mehr als nur ein raffiniertes Geheimnis: die Kapitelzählweise in vierstelligen Ziffern wirkt fürs erste genauso abschreckend wie der Fließtext, bei näherer Betrachtung stellt man allerdings fest, dass die Kapitel darüber eindeutig gekennzeichnet sind, nicht nur fortlaufend in den drei Teilen dieses Bandes, sondern über die gesamte Trilogie hinweg. Ein weiteres Gimmick fällt schnell ins Auge, wenn man grüblerisch die Seiten zwischen den Fingern hin- und herblättert, weil man wie ich versucht hinter die Verbindung der drei Jugendlichen zu kommen. Ein Tipp: bestimmte Markierungen ziehen sich fortlaufend durch das ganze Buch und stellen eine Verbindung zum Inhalt her. Daneben springen einige weitere Seiten innerhalb der Geschichte ins Auge mit blau hervorgehobenen Buchstaben, Wörtern, die in geschweiften Klammern gesetzt sind oder I's, die auf einer Doppelseite im Buch verteilt sind, die von der Nummerierung nicht in den Ablauf passen. Sind das Codes? Soll der Leser verwirrt und vom Pfad abgebracht werden? Ich weiß es nicht, und ich weiß auch nach dem Ende der ersten Geschichte um Linus, Edda und Simon nicht, wohin der Weg letzten Endes führen soll.
Die Autoren bezeichnen ihren Roman selbst als "Science-Faction-Thriller", denn so unglaublich einige Entwicklungen in diesem Roman scheinen, ist doch alles möglich! Die heutigen Möglichkeiten in Wissenschaft und Technik rufen manchmal ungläubiges Staunen hervor, das Vermögen der menschlichen Psyche - und das Vermögen diese zu beeinflussen - jedoch weit mehr! Was ist noch Wirklichkeit und was schon Traum?
Neben den Thrillerelementen und Erforschung der menschlichen Psyche dreht sich in diesem Buch sehr viel um Freundschaft und Familie, aber auch um die erste Liebe. Die Dreieckskonstellation Linus, Edda und Simon wird in den Folgeromanen sicherlich noch für Konfliktpotential sorgen, da man im Serienauftakt "Vom Ende der Angst" bereits aufkeimende Eifersucht zwischen den beiden Jungen in Bezug auf Edda spüren konnte.
Ein Roman, der verwirrt und fasziniert.
Eine Geschichte, die ich so noch nie gelesen habe.
Ein Layout, das den Inhalt der Geschichte aufgreift, wenn man es interpretieren kann.
Zwei Autoren, die Kino mit ihrem impulsiven Schreibstil in meinem Kopf implantiert haben.
Ein Auftakt, der mich beinahe völlig im Dunklen lässt, wohin die Reise gehen mag...
... nur eine Sache ist sonnenklar: der "Verlockung des Bösen" werde ich mich auf keinen Fall entziehen können!