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16 Kundenbewertungen

Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.

Produktbeschreibung
Jules und seine beiden Geschwister wachsen behütet auf, bis ihre Eltern bei einem Unfall ums Leben kommen. Als Erwachsene glauben sie, diesen Schicksalsschlag überwunden zu haben. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein. Ein berührender Roman über das Überwinden von Verlust und Einsamkeit und über die Frage, was in einem Menschen unveränderlich ist. Und vor allem: eine große Liebesgeschichte.
Autorenporträt
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren, zog nach dem Abitur nach Berlin und entschied sich gegen ein Studium, um zu schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vierter Roman, 'Vom Ende der Einsamkeit', stand mehr als anderthalb Jahre auf der Bestsellerliste, er wurde u.a. mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet und bislang in 37 Sprachen veröffentlicht. Nach Jahren in Barcelona lebt Benedict Wells in Zürich.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

"Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich." Mit diesen Worten beginnt Jules zu erzählen. Es ist die Geschichte einer schwierigen Kindheit, die ihn ein Leben lang nicht loslassen wird: Jules wächst mit seinen beiden Geschwistern Marty und Liz behütet auf - bis ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben kommen. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich alles. Zwar kommen sie alle auf dasselbe Internat, leben jedoch getrennte Leben. Jules, der vor dem Tod seiner Eltern ein abenteuerlustiger Junge war, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück. Er verliert sich in Tagträumen, um der Realität nicht ins Auge blicken zu müssen. Doch eines Tages setzt sich die geheimnisvolle Alva in der Schule neben ihn und läutet damit den Beginn einer besonderen Freundschaft ein. Durch ein schwerwiegendes Missverständnis bricht der Kontakt zwischen den beiden Jugendlichen ab. Erst viele Jahre später begegnet Jules Alva wieder. Doch die Vergangenheit holt sie schneller ein, als ihnen lieb ist. Benedikt Wells gelingt es mit seinem neuen Roman, den Leser von der ersten Seite an mitzunehmen auf eine fesselnde Reise über den Tod, Verlust, Einsamkeit und der Frage, ob im Leben alles vorherbestimmt ist.

© BÜCHERmagazin, Esther Acason

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Jan Wiele seufzt: Unter all der Traurigkeit und Schönheit in Benedict Wells' "Vom Ende der Einsamkeit" ächzt die Konstruktion des Romans doch gewaltig. Allein die Vielzahl von Songs­, etwa von Paolo Conte, Nick Drave, den Beatles und nicht zuletzt Audrey Hepburns "Moonriver", welche die drei früh verwaisten Geschwister auf ihren unterschiedlichen Wegen zum Glück begleiten, erscheinen dem Kritiker doch etwas zu bedeutungsschwer. Und auch sprachlich hat Wiele an diesem an Schicksalsschlägen nicht sparenden Roman einiges auszusetzen: Zu altbacken wirkt manche Formulierung, zu viele Sinnsprüche bringt Wells unter und bei all den vom Autor direkt mitgelieferten Erklärungen bleibt auch nicht mehr viel Deutungsspielraum, klagt der Rezensent, der auch mit der Psychologie der Figuren nicht sehr zufrieden ist.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2016

Tausche Buch gegen Frau
Lichtblaue Augen auch für Hunde: Benedict Wells sucht das Ende der Einsamkeit

Sehr gesuchte, kokette Figurennamen sind oft schon ein starkes Indiz dafür, dass auch die ganze Erzählung, in der sie vorkommen, etwas gesucht und konstruiert ist. Man wird - Judith Hermann lässt grüßen - gleich misstrauisch, wenn die jungen Liebenden in einem Gegenwartsroman Jules und Alva heißen.

Die Geschichte, die der 1984 geborene Benedict Wells ihnen andichtet, ist allerdings traurigschön, fast märchenhaft. Ihr Thema lautet "Zwei kriegen sich sehr lange nicht", obwohl sie sich schon beim Kennenlernen im Internat hätten haben können. Doch so einfach ist das natürlich nicht, also muss man am Bahnhof Abschied nehmen und durch ein trübes Zugfenster den anderen sich entfernen sehen, macht sich Geschenke, die erst nach Jahren geöffnet werden, verliert sich aus den Augen. Und dann muss Alva auch noch einen alten Knacker heiraten, der zufällig ein bekannter russischer Schriftsteller ist und Brieffreundschaft mit Vladimir Nabokov pflegte.

Auch der Soundtrack zu der Geschichte ist melancholisch: Wells hat das Buch durch und durch mit Songs gespickt, Nick Drake läuft im Hintergrund, Paolo Conte gewinnt sogar eine dramaturgische Funktion, als Jules mit "Via con me" Alva verführen will, diese aber zunächst abblockt. Leider mögen ja nicht alle Frauen Paolo Conte, Rätsel des Lebens! Mit dem gleich zu Beginn erwähnten Lied "Paperback Writer" von den Beatles winkt der Autor leitmotivisch mit dem Zaunpfahl: Es ist das Lieblingslied von Jules' Mutter, die wenig später mit dem Vater bei einem Unfall ums Leben kommt, und der ganze Roman ist eine Bewältigung dieses für die drei Kinder traumatischen Erlebnisses, die Jules tatsächlich zum Schriftsteller werden lässt. Schließlich spielt auch noch "Moon River", Audrey Hepburns auf der New Yorker Feuerleiter geträllerter Einsamkeits-Themensong aus dem Film "Breakfast at Tiffany's", eine Rolle in diesem Roman, der den Titel "Vom Ende der Einsamkeit" trägt.

Mit solcher zu kämpfen haben auch Jules' Geschwister Marty und Liz (warum auch immer diese so heißen müssen). Ohne zu viel zu verraten, kann man sagen, dass Wells sich für alle Figuren ziemlich verbaute Wege zum Glück ausgedacht hat. An Schicksalsschlägen und dramaturgischen Kniffs mangelt es dem Roman wahrlich nicht. Dass die ganze Geschichte aus der Rückschau eines erwachsenen Mannes erzählt wird, mag man manchmal nicht recht glauben; dafür ist ihr auf naive, gelegentlich rührende Weise die Überzeugung eingeschrieben, dass man die Vergangenheit ändern kann, so schlimm sie auch ist.

Die Sprache, die der erst jüngst mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnete Benedict Wells für diese Geschichte gewählt hat, ist allerdings oft zu schön, um wahr zu sein. Da sind Hundewelpen "majestätische Tiere" mit lichtblauen Augen, da "schimmert" ein Morgen "in trostlosem Grau", da sagt jemand, ohne rot zu werden: "Erst später wurde mir klar, dass ich dich immer geliebt habe." Dafür, dass der Text auch stark mit Elementen der Jugendkultur durchsetzt ist, klingt der Tonfall des Erzählers manchmal erstaunlich opahaft ("Und wie fern scheinen auf einmal die Zeiten, in denen ich mich als Kind nachts in ihr Zimmer geschlichen habe").

Zudem ist es eine Erzählung, die ihren eigenen Formulierungen nicht traut. Wenn es etwa über ein Mädchen heißt: "Sie lackierte sich neuerdings die Fingernägel" - womit eigentlich alles gesagt ist über einen gewissen Schritt der Pubertät -, dann muss hier noch dazugesagt werden: "ein Signal des Aufbruchs und der Veränderung". Dieses sind Stellen, an denen man sich als Leser entweder für dumm verkauft fühlt oder eben annehmen muss, dass das Buch für Kinder geschrieben ist. Literatur, die ihre Deutung gleich mitliefert: Das wäre dann aber selbst als Schullektüre ein bisschen zu einfach.

Im Mittelteil des Romans, beim Zusammenleben Alvas mit dem alten Schriftsteller Romanow, der neben einer schweren Krankheit auch noch eine Schreibkrise hat, spielt Wells dann etwas freier auf. Aber dass die schwierige Begegnung zwischen Jules und Romanow schließlich damit endet, dass der Alte dem Jungen die von beiden geliebte Alva nur abtreten will, wenn er ihm dafür zwei Geschichten stehlen darf ("Deshalb möchte ich Ihnen einen Tausch anbieten. Buch gegen Frau. Das sind Sie mir schuldig"), wirkt in dieser sonst so dramatischen Liebesgeschichte etwas klamaukig. Was Psychologisierung betrifft, geht der Roman weit hinter die Errungenschaften modernen Erzählens zurück. Und die gelegentlichen Exkurse über das Wesen der Zeit haben hier nicht Thomas Mannsches Format, sondern eher das eines Paulo Coelho. Überhaupt neigt Wells dazu, unnötig viele Sinnsprüche einzustreuen - und leider wird auch die Sache mit der Einsamkeit in einen solchen gegossen: "Die Einsamkeit in uns können wir nur gemeinsam überwinden." Auch das ist ein bisschen zu schön, um wahr zu sein.

JAN WIELE

Benedict Wells: "Vom Ende der Einsamkeit". Roman.

Diogenes Verlag, Zürich 2016. 358 S., geb., 22,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein Ausnahmetalent in der jungen deutschen Literatur.« Claudio Armbruster / ZDF ZDF