Neuere Schätzungen gehen davon aus, dass in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg 30000 Kinder zur Welt kamen, deren Väter den in Österreich stationierten alliierten Streitkräften angehörten. Dennoch war das öffentliche wie auch das wissenschaftliche Interesse an der Situation und den Lebensgeschichten von sogenannten »Besatzungskindern« in Deutschland und Österreich lange Zeit gering. Sowohl im kollektiven historischen Gedächtnis als auch in den individuellen Lebensgeschichten bildeten sich Leerstellen, und für viele dieser »Kinder«, die mittlerweile um die 70 Jahre alt sind, blieben zahlreiche Fragen zu ihrer Herkunft bis heute unbeantwortet. Die Innsbrucker Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin Flavia Guerrini lud neun ehemalige »Besatzungskinder« zu Gesprächen ein. Ergebnis dieser narrativen Interviews sind ausführliche biografische Erzählungen, die den Kern dieses Buches ausmachen. Darin werden die schwierigen familiären und gesellschaftlichen Umstände, geprägt von Schweigen, Stigmatisierung und Ausgrenzung, ebenso deutlich wie die Stärken der Personen und ihre vielfältigen Umgangsweisen mit ihrem Schicksal. Die Autorin bettet die Biografien in den historischen Kontext ein und veranschaulicht den sozialen und politischen Hintergrund. Ein ausführlicher Bildteil ergänzt das Buch.