Eingebettet in Bedürfnisse, Werte und Normen hatte jede Epoche ihre eigenen Vorstellungen, was unter Begriffen wie Glück, Zufriedenheit und Wohlbefinden zu verstehen ist.
Sabine Meck begibt sich auf eine Zeitreise durch alle Epochen der Menschheit und deren stete Suche nach dem Glück und entfaltet vielfältige Vorstellungen über das, was Menschen unter Glück und gutem Leben verstanden haben und heute verstehen.
Inhaltsverzeichnis:
Reisestation: Vorgeschichte (Das Erwachen der Gefühle); Reisestation: Frühe Hochkulturen (Die Geburt der Schrift, der Epen und der Helden); Reisestation: Antike (Zu den Ursprüngen der Philosophie; Die Lehre des Aristoteles; Epikurs Garten; Senecas Weg zum Glück); Reisestation: Mittelalter ("Der Grundton des Lebens ist bittere Schwermut"; Unser abendländisches Erbe; Die Lehre des Kirchenvaters Augustinus; Die Armen und das Volk im Mittelalter; Die Lehre des Thomas von Aquin; Das höfische und bürgerliche Glücksverständnis); Reisestation: Neuzeit (Mit Wünschelrute und Geldsäckel; Zwischen Vergänglichkeitsangst und Fortschrittsstreben; Über die Pflicht im Stand und im Berufe; Der Siegeszug der Naturwissenschaft); Reisestation: die Jahrhunderte der Utopien und Ideologien (Das Regime der Massen; Karl Marx und seine Lehre; Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus; Hitlers Hölle auf Erden; Das 20. Jahrhundert im Spiegel); Reisestation: Gegenwart (Den guten Gefühlen auf der Spur; Das Glück in den Fängen der Wissenschaften; Glück und Lebensbereiche; Der Sieg der Naturwissenschaften; Schlusswort; Literatur; Register
Sabine Meck begibt sich auf eine Zeitreise durch alle Epochen der Menschheit und deren stete Suche nach dem Glück und entfaltet vielfältige Vorstellungen über das, was Menschen unter Glück und gutem Leben verstanden haben und heute verstehen.
Inhaltsverzeichnis:
Reisestation: Vorgeschichte (Das Erwachen der Gefühle); Reisestation: Frühe Hochkulturen (Die Geburt der Schrift, der Epen und der Helden); Reisestation: Antike (Zu den Ursprüngen der Philosophie; Die Lehre des Aristoteles; Epikurs Garten; Senecas Weg zum Glück); Reisestation: Mittelalter ("Der Grundton des Lebens ist bittere Schwermut"; Unser abendländisches Erbe; Die Lehre des Kirchenvaters Augustinus; Die Armen und das Volk im Mittelalter; Die Lehre des Thomas von Aquin; Das höfische und bürgerliche Glücksverständnis); Reisestation: Neuzeit (Mit Wünschelrute und Geldsäckel; Zwischen Vergänglichkeitsangst und Fortschrittsstreben; Über die Pflicht im Stand und im Berufe; Der Siegeszug der Naturwissenschaft); Reisestation: die Jahrhunderte der Utopien und Ideologien (Das Regime der Massen; Karl Marx und seine Lehre; Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus; Hitlers Hölle auf Erden; Das 20. Jahrhundert im Spiegel); Reisestation: Gegenwart (Den guten Gefühlen auf der Spur; Das Glück in den Fängen der Wissenschaften; Glück und Lebensbereiche; Der Sieg der Naturwissenschaften; Schlusswort; Literatur; Register
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.12.2003Unzählige Bücher zum Immergleichen
Glück ist eine Gabe der launischen Götter, man kann sie weder kaufen noch verkaufen. So wußten es die weisen Worte weiser Männer schon in der Antike. Und viel weiter ist der Glücksdiskurs bis heute nicht gediehen, obwohl just in diesem Winter Großkampftag der verschiedensten Bücher ist, die uns Glück verheißen - so wir sie nur lesen. Aber Vorsicht! ruft da schon Jörg Zirfas, Herausgeber eines dieser Werke ("Zum Glück". Wege und Umwege. Reclam Leipzig, Leipzig 2003. 197 S., br., 8,90 [Euro]): "Wir sind blind für unser Glück, wenn wir glücklich sind." Deshalb hält sich die ganz überwiegende Zahl der Konkurrenzwerke an die kluge Regel, ihre Leser nur ja nicht zufriedenzustellen. Je trockener über das Glück schwadroniert wird, desto eher öffnen sich dafür die Augen. Nur bei Zirfas gibt es auch etwas zu lachen und - wen wundert es? - beim alten Heinz Erhardt, dessen Buch "Viel Glück!" allerdings nur deshalb so heißt, weil der Illustrator, der Erhardts Texte um stark an Michael Sowa erinnernde Bilder ergänzt hat, Gerhard Glück heißt (Heinz Erhardt: "Viel Glück!" Mit Bildern von Gerhard Glück. Lappan Verlag, Oldenburg 2003. 64 S., Abb., geb., 9,90 [Euro]).
Ansonsten nehmen die Autoren ihre Sache tierisch ernst. Martin E. P. Seligman ("Der Glücks-Faktor". Warum Optimisten länger leben. Aus dem Amerikanischen von Siegfried Brockert. Ehrenwirth Verlag, Bergisch Gladbach 2003. 479 S., geb., 22,- [Euro]), eigentlich ein Vertreter der "Positiven Psychologie", weckt mit der Ankündigung "Ich habe Sorge dafür getragen, meine Begriffe konsistent und gut definiert zu verwenden" eher negative Erwartungen (und die bessere Übersetzung wäre "wohldefiniert" gewesen). Aus solcher Absicht kann dann nur eine Formalisierung entstehen, die auf Seite 85 prompt in Seligmans "Glücksformel" mündet: G = V + L + W. Oder aufgelöst: Glück ist gleich Vererbung plus Lebensumstände plus Wille. Für jeden was dabei: Papa ist schuld; ich brauche einen neuen Job; was der Wille erstrebt, erreicht er.
Immerhin ist bei Seligman wirklich vom Glück die Rede, was man von einem fehletikettierten Sammelband, den Peter Kemper und Ulrich Sonnenschein herausgegeben haben ("Glück und Globalisierung". Alltag in Zeiten der Weltgesellschaft. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003. 310 S., br., 9,- [Euro]), nicht behaupten kann. Das aus einem Funkkolleg hervorgegangene Buch hat viel zur Globalisierung und denkbar wenig zum Glück zu sagen. Einzig glücklich - nomen est omen - dürfte Herausgeber Sonnenschein sein, der als einziger Autor mit zwei Texten vertreten ist. Aber wer bei der langwierigen Glückssuche in den Tiefen des Funkkollegs zu verzweifeln droht, der kann von Mary Jane Ryan lernen, daß allein Geduld glücklich macht ("Mehr Geduld". Glücklicher leben ohne Hektik und Streß. Aus dem Amerikanischen von Eva Dempewolf. Kabel Verlag, München 2003. 192 S., geb., 15,90 [Euro]). Ihr Buch ist zwar gleichfalls nur bedingt glücksaffin, aber ihre fast ausnahmslos dreiseitigen Fallstudien zur segensreichen Wirkung von Geduld haben einen einschläfernden und somit beglückenden Effekt. Kein Vergleich mit Helena Klitsie, die in höchster Emphase über ihre spirituellen Erfahrungen in Indien berichtet, aber damit leider nie die Ruhe des Lesers befördert ("Die Logik des Glücks". Vom Abenteuer einer spirituellen Suche. Aus dem Niederländischen von Erdmute Klein. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2003. 300 S., br., 14,50 [Euro]).
Wie es der Zufall will, hat Frau Klitsies deutscher Verlag ein kleines Glückspaket geschnürt, aber größere Gegensätze als zwischen den beiden dort erschienenen neuen Titeln sind kaum denkbar. Während Helena Klitsie als enttäuschte europäische Philosophin in Indien metaphysische Linderung gesucht und gefunden hat, verschlug es den indischen Philosophen Pravu Mazumdar nach Deutschland, um sich dort in schönster abendländischer Tradition des dunklen Raunens zu ergehen ("Die Macht des Glücks". Deutscher Taschenbuchverlag, München 2003. 240 S., Abb., br., 14,50 [Euro]). Schon das Vorwort, das aus der Modellierung eines "Kraftfelds des Glücks" besteht und so hübsche Kategorien wie Kausalität und Komparativ enthält, Differenz I und Differenz II auflistet und zwischen Glück und Glücksbringer unterscheidet, läßt beim Leser alle Alarmsirenen gellen. Daß schließlich, wie bei "Glück und Globalisierung" oder auch dem eher seiner Machart als seiner Thesen wegen desillusionierenden Buch von Michael Mary ("Die Glückslüge". Vom Glauben an die Machbarkeit des Lebens. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2003. 284 S., geb., 19,90 [Euro]), nicht viel mehr herausspringt als eine klein ausgemünzte Kulturkritik, läßt denn doch eher auf den fernen Subkontinent hoffen, wenn es um Glückszustände geht.
Dabei kommt Indien in Sabine Mecks Kompendium zur Geschichte des Glücks gar nicht einmal vor ("Vom guten Leben". Eine Geschichte des Glücks. Primus Verlag, Darmstadt 2003. 208 S., geb., 17,90 [Euro]), das allerdings eindeutig zu eurozentrisch geraten ist. "Tätige Gehirnfunktion", so schließt das Buch, brauche es nicht, um glücklich zu sein; dafür brauche es menschliche Seele. Mit anderen Worten sagen das alle Bücher, aber leider ist diese Erkenntnis nicht in die Schreibpraxis umgesetzt worden. Der Rezensent ist dementsprechend unglücklich. Er hätte besser eine weitere alte Weisheit beachtet: "Der Pilz des Glückes wartet fein. Es können Dinge sich begeben, die ihn der Arbeit ganz entheben." Dann wäre er vielleicht zufällig wieder auf Robert Gernhardts letzten Gedichtband gestoßen, der "Im Glück und anderswo" betitelt ist - und hätte all die Lektürezeit auf ihn verwandt. Das wäre kein kleines Glück gewesen.
ANDREAS PLATTHAUS
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Glück ist eine Gabe der launischen Götter, man kann sie weder kaufen noch verkaufen. So wußten es die weisen Worte weiser Männer schon in der Antike. Und viel weiter ist der Glücksdiskurs bis heute nicht gediehen, obwohl just in diesem Winter Großkampftag der verschiedensten Bücher ist, die uns Glück verheißen - so wir sie nur lesen. Aber Vorsicht! ruft da schon Jörg Zirfas, Herausgeber eines dieser Werke ("Zum Glück". Wege und Umwege. Reclam Leipzig, Leipzig 2003. 197 S., br., 8,90 [Euro]): "Wir sind blind für unser Glück, wenn wir glücklich sind." Deshalb hält sich die ganz überwiegende Zahl der Konkurrenzwerke an die kluge Regel, ihre Leser nur ja nicht zufriedenzustellen. Je trockener über das Glück schwadroniert wird, desto eher öffnen sich dafür die Augen. Nur bei Zirfas gibt es auch etwas zu lachen und - wen wundert es? - beim alten Heinz Erhardt, dessen Buch "Viel Glück!" allerdings nur deshalb so heißt, weil der Illustrator, der Erhardts Texte um stark an Michael Sowa erinnernde Bilder ergänzt hat, Gerhard Glück heißt (Heinz Erhardt: "Viel Glück!" Mit Bildern von Gerhard Glück. Lappan Verlag, Oldenburg 2003. 64 S., Abb., geb., 9,90 [Euro]).
Ansonsten nehmen die Autoren ihre Sache tierisch ernst. Martin E. P. Seligman ("Der Glücks-Faktor". Warum Optimisten länger leben. Aus dem Amerikanischen von Siegfried Brockert. Ehrenwirth Verlag, Bergisch Gladbach 2003. 479 S., geb., 22,- [Euro]), eigentlich ein Vertreter der "Positiven Psychologie", weckt mit der Ankündigung "Ich habe Sorge dafür getragen, meine Begriffe konsistent und gut definiert zu verwenden" eher negative Erwartungen (und die bessere Übersetzung wäre "wohldefiniert" gewesen). Aus solcher Absicht kann dann nur eine Formalisierung entstehen, die auf Seite 85 prompt in Seligmans "Glücksformel" mündet: G = V + L + W. Oder aufgelöst: Glück ist gleich Vererbung plus Lebensumstände plus Wille. Für jeden was dabei: Papa ist schuld; ich brauche einen neuen Job; was der Wille erstrebt, erreicht er.
Immerhin ist bei Seligman wirklich vom Glück die Rede, was man von einem fehletikettierten Sammelband, den Peter Kemper und Ulrich Sonnenschein herausgegeben haben ("Glück und Globalisierung". Alltag in Zeiten der Weltgesellschaft. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003. 310 S., br., 9,- [Euro]), nicht behaupten kann. Das aus einem Funkkolleg hervorgegangene Buch hat viel zur Globalisierung und denkbar wenig zum Glück zu sagen. Einzig glücklich - nomen est omen - dürfte Herausgeber Sonnenschein sein, der als einziger Autor mit zwei Texten vertreten ist. Aber wer bei der langwierigen Glückssuche in den Tiefen des Funkkollegs zu verzweifeln droht, der kann von Mary Jane Ryan lernen, daß allein Geduld glücklich macht ("Mehr Geduld". Glücklicher leben ohne Hektik und Streß. Aus dem Amerikanischen von Eva Dempewolf. Kabel Verlag, München 2003. 192 S., geb., 15,90 [Euro]). Ihr Buch ist zwar gleichfalls nur bedingt glücksaffin, aber ihre fast ausnahmslos dreiseitigen Fallstudien zur segensreichen Wirkung von Geduld haben einen einschläfernden und somit beglückenden Effekt. Kein Vergleich mit Helena Klitsie, die in höchster Emphase über ihre spirituellen Erfahrungen in Indien berichtet, aber damit leider nie die Ruhe des Lesers befördert ("Die Logik des Glücks". Vom Abenteuer einer spirituellen Suche. Aus dem Niederländischen von Erdmute Klein. Deutscher Taschenbuchverlag, München 2003. 300 S., br., 14,50 [Euro]).
Wie es der Zufall will, hat Frau Klitsies deutscher Verlag ein kleines Glückspaket geschnürt, aber größere Gegensätze als zwischen den beiden dort erschienenen neuen Titeln sind kaum denkbar. Während Helena Klitsie als enttäuschte europäische Philosophin in Indien metaphysische Linderung gesucht und gefunden hat, verschlug es den indischen Philosophen Pravu Mazumdar nach Deutschland, um sich dort in schönster abendländischer Tradition des dunklen Raunens zu ergehen ("Die Macht des Glücks". Deutscher Taschenbuchverlag, München 2003. 240 S., Abb., br., 14,50 [Euro]). Schon das Vorwort, das aus der Modellierung eines "Kraftfelds des Glücks" besteht und so hübsche Kategorien wie Kausalität und Komparativ enthält, Differenz I und Differenz II auflistet und zwischen Glück und Glücksbringer unterscheidet, läßt beim Leser alle Alarmsirenen gellen. Daß schließlich, wie bei "Glück und Globalisierung" oder auch dem eher seiner Machart als seiner Thesen wegen desillusionierenden Buch von Michael Mary ("Die Glückslüge". Vom Glauben an die Machbarkeit des Lebens. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2003. 284 S., geb., 19,90 [Euro]), nicht viel mehr herausspringt als eine klein ausgemünzte Kulturkritik, läßt denn doch eher auf den fernen Subkontinent hoffen, wenn es um Glückszustände geht.
Dabei kommt Indien in Sabine Mecks Kompendium zur Geschichte des Glücks gar nicht einmal vor ("Vom guten Leben". Eine Geschichte des Glücks. Primus Verlag, Darmstadt 2003. 208 S., geb., 17,90 [Euro]), das allerdings eindeutig zu eurozentrisch geraten ist. "Tätige Gehirnfunktion", so schließt das Buch, brauche es nicht, um glücklich zu sein; dafür brauche es menschliche Seele. Mit anderen Worten sagen das alle Bücher, aber leider ist diese Erkenntnis nicht in die Schreibpraxis umgesetzt worden. Der Rezensent ist dementsprechend unglücklich. Er hätte besser eine weitere alte Weisheit beachtet: "Der Pilz des Glückes wartet fein. Es können Dinge sich begeben, die ihn der Arbeit ganz entheben." Dann wäre er vielleicht zufällig wieder auf Robert Gernhardts letzten Gedichtband gestoßen, der "Im Glück und anderswo" betitelt ist - und hätte all die Lektürezeit auf ihn verwandt. Das wäre kein kleines Glück gewesen.
ANDREAS PLATTHAUS
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