Subjektverständnisse im linken und alternativen Milieu von den 1960er Jahren bis in die 1990er Jahre.Eine wichtige zeithistorische Frage lautet, welche Entwicklungen seit den 1970er Jahren unsere Gegenwart im Sinne einer »Vorgeschichte« beeinflussen. Häufig wird dabei auf einen sozialgeschichtlichen Prozess der Individualisierung als Herauslösung aus sozialmoralischen Milieus verwiesen, aber auch auf neue Subjektverständnisse. Die Neue Linke und Neue Soziale Bewegungen stehen im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts bespielhaft für den Versuch, ein neues »Wir« zu bilden. Sie bildeten aber auch ein Experimentierfeld für neue, subjektiv geprägte Lebensformen. Im Band wird nach Wandlungen, Beharrungen und Ambiguitäten von Subjektverständnissen in linken und alternativen Bewegungen und Gruppen von den 1960er Jahren bis in die 1990er Jahre gefragt. Lassen sich hier, auch im internationalen Rahmen, Aspekte neuer Subjektivitätskonzeptionen zeigen? Wie verhält es sich mit einer Abkehr vonvermeintlich rationalistischen Welterklärungen durch das alternative Milieu in den 1970er Jahren? Ideengeschichtliche Deutungen einer »Gesellschaft der Singularitäten« (Reckwitz) werden anhand von Fallbeispielen und konkreten Praktiken kritisch hinterfragt.