Ritual und Literatur in Texten vom 11. bis zum 16. JahrhundertDie Studie, die sich dem spannungsreichen Verhältnis von Ritualismus und literarischer Repräsentation des Heiligen widmet, schlägt einen Bogen vom 11. bis zum 16. Jh. Die teleologische Vorstellung vom Kult, der in der Frühen Neuzeit in Kunst transformiert werde, erweist sich für die Literaturgeschichte als unhaltbar. Denn von den Anfängen volkssprachlicher Literaturproduktion an zeichnet sich die Konfiguration von Kult und Kunst als Ensemble komplementärer Symbolisierungsformen ab, wobei allerdings der Kulttext dem Kunsttext stets vorausgeht. Die Geschichte ritueller Texte des Mittelalters kennt ein erstaunliches Maß an Traditionsverhaftung, aber auch deutliche Impulse für Innovation, für eine Transgression des Rituellen. Solche Transgressionen werden als Öffnungen ritueller Texte beschrieben. Es entstehen auf diese Weise literarische Repräsentationen vormodernen Zuschnitts, die mit dem Ritualtext in eine fruchtbare Konkurrenz treten. Die Studie zeigt auf, dass sich das Heilige letztlich der literarischen Darstellbarkeit entzieht.
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