Pontus de Tyard, Dichter und Philosoph der französischen Renaissance, wurde als einer der gelehrtesten Dichter seiner Zeit hoch geschätzt. Sein überaus vielseitiges Werk stellt, gemäß dem humanistischen Ideal des Universalgelehrten, einen beeindruckenden Querschnitt durch das Wissen seiner Zeit dar. Dass die Nachwelt das Interesse an Tyards Dichtung verlor, liegt vor allem in ihrem dem Ideal der Klarheit widersprechenden hermetischen Charakter begründet; noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden seine Texte als verworren und hoffnungslos "dekadent" abqualifiziert. Dieses Buch versucht, das Rätsel der Tyardschen Dichtung zu lösen. Als Schlüssel dient dabei Tyards besonderer Umgang mit antiken mythologischen Stoffen, der von der neuplatonischen Tradition von Marsilio Ficino beeinflusst ist.