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Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges schrieb Andreas Gryphius fünf Trauerspiele, in denen den Titelhelden Widersacher gegenübergestellt sind, durch die sie qualvoll zu Tode kommen. Deshalb haben sich alle Interpreten bis heute dazu verleiten lassen, in den meisten Protagonisten Märtyrer zu sehen. Bei genauer Textanalyse zeigt sich jedoch, dass Gryphius keine heiligen Märtyrer gezeichnet hat: Alle christlichen Helden haben schweres Unrecht begangen. Sie starben zudem nicht für ihren Glauben, sondern aus anderen, zumeist politischen Gründen. Stattdessen hat der überzeugte Lutheraner Gryphius…mehr

Produktbeschreibung
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges schrieb Andreas Gryphius fünf Trauerspiele, in denen den Titelhelden Widersacher gegenübergestellt sind, durch die sie qualvoll zu Tode kommen. Deshalb haben sich alle Interpreten bis heute dazu verleiten lassen, in den meisten Protagonisten Märtyrer zu sehen. Bei genauer Textanalyse zeigt sich jedoch, dass Gryphius keine heiligen Märtyrer gezeichnet hat: Alle christlichen Helden haben schweres Unrecht begangen. Sie starben zudem nicht für ihren Glauben, sondern aus anderen, zumeist politischen Gründen.
Stattdessen hat der überzeugte Lutheraner Gryphius ein neues Idealbild gezeichnet, den bekehrten Christen protestantischer Prägung. Im habsburgisch beherrschten Schlesien mussten im Zeitalter der Gegenreformation versteckte Hinweise auf Luthers Theologie genügen, um im Text die protestantische Ausrichtung zu markieren. Die einheitliche lutherische Idealfigur lässt so Gryphius' Trauerspiele als einen zusammenhängenden Dramenzyklus erscheinen
Autorenporträt
Heinz-Werner Radtke studierte Medizin in Berlin, Zürich und Göttingen und erlangte 1970 die Promotion an der Universität Zürich. Nach zweijährigen Forschungsarbeiten am Max-Planck-Institut in Frankfurt a. M. und einer Facharztweiterbildung habilitierte er 1978 in Innerer Medizin an der Universität Frankfurt a. M. 1987 wurde er Forschungsvorstand bei der Altana AG in Konstanz, 1995 Honorarprofessor an der Universität Konstanz. Heinz-Werner Radtke begann 2005 ein Zweitstudium in Germanistik und Geschichte an der Universität Freiburg i.Br. und promovierte 2010 in Neuerer Deutscher Literatur.