Schien de Maistre lange wie ein Prophet der Vergangenheit, so kommt seiner Lehre - schlägt man die Zeitung auf - brennende Aktualität zu. Nicht bloß, dass wieder von Kreuzzügen und religiösen Fundamentalismen die Rede ist, darüberhinaus nimmt der sich bedroht wähnende Staat zu kreativen Verhör- oder Foltermethoden Zuflucht, die eine Rückkehr der Inquisition fürchten lassen.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Wer sich eine Ahnung von den intellektuellen und politischen Irrlichtern der Zeit um 1800 verschaffen möchte sowie den bald heraufziehenden Ideologien, dem legt Rezensent Harro Zimmermann diese ausgewählten Schriften des savoyischen Antiaufklärers ans Herz. In diesen Texten nämlich, die Zimmermann erstaunlich geistreich findet, breitete sich vor ihm eine ausgesprochen finstere politische Theologie und Anthropologie aus. Besonders spannend findet der Rezensent de Maistres Misstrauen in die zivilisatorischen Kräfte der vom Wiener Kongress geschaffenen politischen Ordnung. Aber auch seine "zunehmend bedrohlichen Geschichtsbilder" findet Zimmermann ausgesprochen fesselnd und aufschlussreich. Auch das Vorwort bekommt als Navigator durch die Motive dieser "empirische gesättigten politischen Theologie" Bestnoten.
© Perlentaucher Medien GmbH
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