Das ausgehende 19. Jahrhundert löste die Volksschule aus dem System der Kirchenverwaltung heraus und stellte sie endgültig unter staatliche Kontrolle. Mit den Bezirksschulinspektoren gelang es dem Staat Sachsen, eine flächendeckende Schulaufsicht und -verwaltung zu implementieren, die in ihrer anfänglichen Ausgestaltung bis zum Ende der Monarchie und in ihrem Kern sogar bis zur Ablösung durch die Institutionen der DDR bestand.Wer ist und was macht ein Bezirksschulinspektor? Mit dieser so einfach klingenden und doch so komplexen Frage setzt sich die vorliegende Studie auseinander. Ziel war es, Erkenntnisse über eine sich Ende des 19. Jahrhunderts neu formierende Berufsgruppe der Berufsschulinspektoren (BSI) zu gewinnen. Stephan Weser fragt danach, welche Idee von Schule und Unterricht die BSI verfolgten und inwieweit eigene Vorstellungen das Amtsleben bestimmten. Drei große Erkenntnisbereiche stehen im Vordergrund: eine Bestandsaufnahme von Handlungsträgern und Strukturen der sächsischen Volksschulaufsicht auf der mittleren Eben von 1874 bis 1919, die Untersuchung der beruflichen und sozialen Position der Inspektoren sowie die Betrachtung der Auswirkungen des Verwaltungs- bzw. Aufsichtshandeln der Inspektoren auf die Entwicklung der Volksschule.