Die Studie gilt dem Übergang der Sangspruchdichtung in den städtischen Meistergesang zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Im Zentrum steht die Ablösung des Vortrags von Einzelstrophen (Sangspruch) durch den Vortrag mehrstrophiger Gebilde (Meisterlied), der, ausgehend von der Kolmarer Liederhandschrift k (um 1460), untersucht wird. Neben den Strophen aus k, die durch ältere Parallelüberlieferung als Sangsprüche ausgewiesen sind, werden daher von den nur spätüberlieferten auch jene hinzugezogen, die in der Überlieferung ihren Liedzusammenhang wechselten und wie alte Einzelstrophen variabel benutzt wurden.
Die Durchsetzung der Liedform wird zunächst in Rücksicht auf die Vortragssituation neu modelliert und bewertet. Ein Überblick über die Kennzeichnungsverfahren strophenübergreifender Einheiten in den Liederhandschriften zeigt dann die Realisierung der Form separat für den Bereich der Schriftlichkeit auf. Hauptteil der Studie ist ein Überlieferungskommentar, der die altbezeugten und varianten Einheiten erschließt.
Das Korpus erweitert die Textbasis zur älteren Sangspruchdichtung; seine Auswertung im Hinblick auf verschiedene Typen des Wiedergebrauchs von Strophen stellt die Diskussion mittelalterlicher Liedvarianz für den Untersuchungsbereich auf eine gesicherte Grundlage; die Verteilung der Varianten gewährt neue Einblicke in eine Spätphase des Sangspruchs im 14. Jahrhundert. Ein Ausblick auf die Gemerkinteraktion der Meistersinger bezieht die Befunde auf das Problem des literarischen Wissenstransfers im Kontext mündlicher Vortragskünste. Die Studie wirft damit auch ein Schlaglicht auf die medialen Voraussetzungen literarischer Traditionsbildung im ausgehenden Mittelalter.
Die Durchsetzung der Liedform wird zunächst in Rücksicht auf die Vortragssituation neu modelliert und bewertet. Ein Überblick über die Kennzeichnungsverfahren strophenübergreifender Einheiten in den Liederhandschriften zeigt dann die Realisierung der Form separat für den Bereich der Schriftlichkeit auf. Hauptteil der Studie ist ein Überlieferungskommentar, der die altbezeugten und varianten Einheiten erschließt.
Das Korpus erweitert die Textbasis zur älteren Sangspruchdichtung; seine Auswertung im Hinblick auf verschiedene Typen des Wiedergebrauchs von Strophen stellt die Diskussion mittelalterlicher Liedvarianz für den Untersuchungsbereich auf eine gesicherte Grundlage; die Verteilung der Varianten gewährt neue Einblicke in eine Spätphase des Sangspruchs im 14. Jahrhundert. Ein Ausblick auf die Gemerkinteraktion der Meistersinger bezieht die Befunde auf das Problem des literarischen Wissenstransfers im Kontext mündlicher Vortragskünste. Die Studie wirft damit auch ein Schlaglicht auf die medialen Voraussetzungen literarischer Traditionsbildung im ausgehenden Mittelalter.
"Baldzuhns profunde Kenntnis der Forschungsliteratur, seine souveräne Beherrschung der sich in viele Detailprobleme verästelnden Materie, seine umsichtigen, ältere Forschungsmeinungen korrigierenden und erweiternde Schlüsse fordern Bewunderung ab...Mit seinem thesenreichen Überlieferungskommentar zur Kolmarer Hs. hat Baldzuhn ein unumgehbares Standardwerk zum Sangspruch und zur meisterlichen Lieddichtung vorgelegt, auf das die künftige Forschung dankbar zurückgreifen wird."
Michael Stolz in: Zeistschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Nr. 137, 2/2008
Michael Stolz in: Zeistschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur Nr. 137, 2/2008