Zur Zeit gedenkt die Zunft der Historiker mit teils brillanten Ergebnissen (Jörn Leonhard) des Ersten Weltkriegs als Ende des "langen 19. Jahrhunderts", dem das kurze 20. Jh. folgte. Friedell war eine der Persönlichkeiten, die einerseits noch beide Zeitalter reapräsentierte und mit seinem
erzwungenen Selbstmord vor den NS-Schergen 1938 beim Einmarsch Hitlers in Wien das totale Ende eines…mehrZur Zeit gedenkt die Zunft der Historiker mit teils brillanten Ergebnissen (Jörn Leonhard) des Ersten Weltkriegs als Ende des "langen 19. Jahrhunderts", dem das kurze 20. Jh. folgte. Friedell war eine der Persönlichkeiten, die einerseits noch beide Zeitalter reapräsentierte und mit seinem erzwungenen Selbstmord vor den NS-Schergen 1938 beim Einmarsch Hitlers in Wien das totale Ende eines phantastischen Höhenflugs Wiener Kunst und Lebenskunst kennzeichnete.
Wer sich für einen Österreicher/Wiener Deutschsprachkünstler voller Ironie, Sarkasmus aber auch Ernst und Leidenschaft interssiert, der ist mit diesem Buch bestens bedient. Friedells unfassbar umfassendes Wissen, seinen Freunden und Zunft-Kollegen in der Cafe-Raimund-Runde war Friedells Zettelkasten zum Mythos gewachsen, wird mit Witz, Brillanz und hoher Intelligenz immer zum Sprachkunstwerk.
Friedell ist ein Lehrender aber kein "Lehrer", er ist umfassend wissenschaftlich gebildet/ausgebildet, aber er will kein ausübender Wissenschafter sein. Zu wichtig sind ihm seine Subjektivität und sein eigener Geschmack, mit dem ließ es sich herrlich polemisieren. Gegen die nach Objektivität gierenden universitären Wissenschafter, gegen Kontrapositionen und gegen Widerlinge - aus seiner Sicht.
Wer das Buch zur Hand nimmt, sich darauf, auf Friedell, einlässt, erfährt, was da versunken ist, durch die Barbarei zweier Weltkriege.