Der Musikinstrumentenbau ist heute noch vom Mythos handwerklicher Exzellenz umsponnen. Wie diese mit dem Conrad-Matschoß-Preis des VDI für Technikgeschichte ausgezeichnete Studie zeigt, nahm die Herstellung von Klavieren jedoch bereits vor fast zweihundert Jahren erste industrielle Züge an. Führende deutsche und österreichische Produzenten griffen sogar auf naturwissenschaftliches Wissen zurück. Den Prozessen der Industrialisierung und Verwissenschaftlichung zum Trotz wurde persönliches Können und informelles Erfahrungswissen jedoch nicht obsolet. Der Instrumentenbau blieb geprägt von einem Nebeneinander unterschiedlicher Wissensformen, die in spezifischen Wissensräumen erzeugt und festgehalten wurden. Der Wissenswandel zwischen 1830 und 1930 steht im Zentrum dieser unternehmenshistorisch orientierten Technik- und Wissenschaftsgeschichte.Das Buch richtet sich sowohl an diejenigen, die sich für die Geschichte des Klavierbaus interessieren, als auch an diejenigen, die eine fundierte Analyse der gegenseitigen Bedingtheit von Technik, Wissen und Raum suchen.
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Petersen tappt [...] nicht in die Falle, die der Mythos Klavier stellt, der nach einem Wissen verlangt, das scheinbar stets an das Individuum gebunden ist. Sie führt vielmehr, gestützt auf eine aktuelle Diskussion räumlich gebundenen Wissens, ihre eigenen Analysekategorien Wissensspeicher, Wissensstätte und Wissensforum ein, die es ermöglichen, ein Wissen zu verhandeln, das außerhalb des Individuums operabel wird. Dies geschieht in Fallstudien [...] Die Studien beruhen auf einer beeindruckenden Fülle von Archivmaterialien [...] Nicht nur die Quellen, die auch für die Geschichte der Musikinstrumente von Interesse sind, sollten der Arbeit eine Leserschaft bescheren, die über den Kreis der Technikgeschichte hinausgeht. Mit diesem Buch [...] ist es Petersen gelungen, eine neue Perspektive auf die Diskussion des impliziten Wissens aufzuzeigen. - Julia Kursell in:NTM, 20/2012.