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Manche halten Glück für einen andauernden Zustand, der zu erreichen ist, wenn man sich nur genügend bemüht. Das ist unwahrscheinlich. Was es aber wirklich gibt, sind reine Momente des Erlebens, in denen Absichten keine Rolle spielen; etwas, das einem begegnet, außerordentlich, unerwartet, das man nie zwingen und durch nichts herbeizwingen kann. Die Dichtung Christoph Wilhelm Aigners gibt solchen Momenten Halt. Gibt Halt, ohne zu verleugnen, dass sich diese kostbaren Momente in einem Meer bewegen von Ängsten, Erschütterungen, Sehnsüchten, Einsamkeit, Verrat und Zweifeln.

Produktbeschreibung
Manche halten Glück für einen andauernden Zustand, der zu erreichen ist, wenn man sich nur genügend bemüht. Das ist unwahrscheinlich. Was es aber wirklich gibt, sind reine Momente des Erlebens, in denen Absichten keine Rolle spielen; etwas, das einem begegnet, außerordentlich, unerwartet, das man nie zwingen und durch nichts herbeizwingen kann. Die Dichtung Christoph Wilhelm Aigners gibt solchen Momenten Halt. Gibt Halt, ohne zu verleugnen, dass sich diese kostbaren Momente in einem Meer bewegen von Ängsten, Erschütterungen, Sehnsüchten, Einsamkeit, Verrat und Zweifeln.
Autorenporträt
Christoph Wilhelm Aigner lebt seit vierzig Jahren in Salzburg, wo er neben dem Germanistikstudium als Mitarbeiter des ORF und dann als Redakteur des Salzburger Tagblatts arbeitete. Seit 1985 ist er freier Schriftsteller. Aigner wird zu den bedeutendsten zeitgenössischen Dichtern gezählt. Für sein Werk wurde er mit dem Else-Lasker-Schüler-Preis und dem Würdigungspreis der Republik Österreich ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Am Anfang seiner Rezension des 13. Gedichtbands von Aigner zitiert Alexander Kosenina ein Lob Sarah Kirschs, dem er sich voll und ganz anschließt. Den Rezensenten beeindruckt, dass trotz der motivischen Einschränkung des Lyrikers vor allem auf Naturphänomene es bei den Gedichten nicht zu "Wiederholungen", sondern zu Variation und Vertiefung kommt. Er sieht sich angesichts der Kürze und der strengen Form an japanische Haikus erinnert, wenn auch, wie er betont, die strenge Silbenzählung der Haikus nicht durchgeführt wird. Den mitunter auftauchenden "Aperçus mit Erich-Fried-Effekten" kann Kosenina zwar nicht viel abgewinnen. Dagegen preist er die Fähigkeit Aigners, "Naturereignisse und psychische Vorgänge" miteinander zu verbinden als die eigentlichen "Stärken" des Lyrikers. Hingerissen ist er von dessen "scharfen Blick", der "die Bedeutungsfülle des Einfachen", wie es in der Natur erscheint, in seinen Gedichten "mit Tiefgang" zum Ausdruck bringt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.06.2002

Der Augenblick, unendlicher Wert
Elementarteile: Neue Gedichte von Christoph Wilhelm Aigner

Seine Gedichte sind Abenteuer, "unherkömmlich, traditionslos und brennend", aber "streng geordnet". Diese Empfehlung gilt dem Lyriker Christoph Wilhelm Aigner und kommt aus berufenem Munde. Sie stammt von Sarah Kirsch, die häufiger öffentliche Lesungen mit dem 1954 geborenen Österreicher bestreitet und auch schon Texte von ihm gesammelt und erläutert hat. Auch in seinem dreizehnten Bändchen beweist Aigner seinen unbeirrbaren Eigenwillen. Es ist jene lakonische Kürze und Dichte, die man gerade von ihm schon ebensogut kennt wie das schmale Repertoire seiner Themen und Motive: Wolken, Wind und Meer, Sonne, Mond und Regen, sind auch in der neuen Sammlung des Wahlitalieners überall gegenwärtig. Doch statt Wiederholung bedeutet das Variation, Weiterarbeiten an unendlich reichen Gegenständen.

Aigners Ton wirkt unvertraut, und doch spielt er mit Traditionen. Das letzte Drittel von Aigners neuer Sammlung "Vom Schwimmen im Glück" ist mit "Abschied von Wiepersborough" überschrieben. Der Bezug zum einstigen Wohnsitz der Arnims und Brentanos ergibt sich sogleich aus den Leitgedichten der folgenden drei Teile, bestehend aus je sieben Texten: "Achims Winter" eröffnet die Rubrik "Bei Zeus", "Bettinas Frühjahr" die Gruppierung "Staunen" und "Arnimscher Sommer" den Beschluß "Entwurzelte". Ob Aigner sich damit bloß von dem Ort oder auch von Dichtungen aus eigener und fremder Feder verabschiedet? Daß er dort war, legen atmosphärische Naturimpressionen nahe, etwa in "Die Parkbäume": "Ihre abhängigen Schatten / fallen bei Morgensonne / bei Wolken in Bewegung / einander in den Rücken".

Wie in diesen Zeilen geht es bei Aigner fast immer um die Dynamik der Elemente. Die Natur steht nicht still. "Der Wind im Fangflug / reißt die Wolke" heißt es etwa unter dem Titel "Was vom Traum bleibt". Oder in "Rhythmuswechsel": "Hummerwolken streifen / den Sommer ab am Horizont / Das Meer bewegt sich härter". Hier kommt der in der Wiepersdorfer Trilogie ausgesparte Herbst zur Geltung. Die häufigen Reflexe auf die Jahreszeiten, verknüpft mit den strikten Kurzformen, lassen an eine noch ganz andere, viel fernere Tradition denken: Das Haiku, jener streng organisierte japanische Dreizeiler, muß immer einen Hinweis auf die Jahreszeit enthalten. Verse Aigners wie: "Nachts bei etwas Glück / und Wärme / das Wasser eine Wiege" oder: "Mauersegler durchschnitten / die Regenfäden das Blau / schnellt zurück an den Himmel", erinnern stark an Haiku. Lediglich die genau geregelte Silbenzahl wird aufgegeben.

Wortspiele wie die "Zehn emeritierten Maximen" sollten vielleicht besser im Ruhestand verweilen und verborgen bleiben. Nein, Aigner ist besser als seine Aperçus mit Erich-Fried-Effekten. Seine Stärken liegen vielmehr in der feinen, diskreten Kombinatorik von Naturereignissen und psychischen Vorgängen. So heißt es in "Selbstgespräch": "Regen Wind Vorwürfe / und Gegenvorwürfe / Grillen zerreiben die Nacht". Oder in dem vielleicht schönsten Gedicht der Sammlung, "Richtung Quelle": "Wir bewegen uns / mit Schlaf beladen / traumaufwärts wie / Schlepper im Strom". Tiefgang gewinnt Aigner durch seinen scharfen Blick für die Bedeutungsfülle des Einfachen, die symbolisch sich offenbarende Natur. Jeder Augenblick, meint Goethe, sei "von unendlichem Wert" und damit "Repräsentant einer ganzen Ewigkeit". Kaum zufällig steht gerade dieses Wort an Eckermann der Reclam-Sammlung japanischer Haiku voran. Es gilt auch für einige Stücke von Aigners Lyrik.

ALEXANDER KOSENINA

Christoph Wilhelm Aigner: "Vom Schwimmen im Glück". Gedichte. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2001. 102 S., geb., 14,40 [Euro].

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