Der Band präsentiert eine Auswahl der philosophischen Schriften, die Gebser nach seinem Hauptwerk «Ursprung und Gegenwart» schrieb. Die bekanntesten sind «Asien lächelt anders» und «Der unsichtbare Ursprung», der letzte grössere Essay vor seinem Tod 1973. «Asien lächelt anders» schrieb Gebser nach einer Reise im Jahr 1961, die ihn von Indien über Nepal nach China und Japan führte. Es ist kein Reisebericht, auch keine kulturgeschichtliche Studie. Das Besondere und heute noch verblüffend Originelle ist die Beschreibung von Grundstrukturen des Bewusstseins, die in Asien anders in Erscheinung treten, aber letztlich uns allen gemeinsam sind. So kann im vordergründig Fremden das Eigene bewusst werden. Gebser zeigt, dass die Vielfalt der Bewusstseinsformen, die er in «Ursprung und Gegenwart» diachron als Entfaltung unterschiedlicher Bewusstseinsstrukturen beschrieben hat, synchron erfahrbar ist, wenn wir reisen und mit offenen Augen anderen Kulturen, Sprachen und Menschen begegnen. Wir erfahren die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. Das wird in seinen letzten Schriften noch deutlicher: Wir können diachron und synchron voneinander lernen. Das Fremde ist das uns noch unbekannte Eigene in uns selbst, das wir in der Begegnung mit dem Fremden entdecken können. Gebser hat früh erkannt, dass wir in einer Welt leben und die verschiedenen Kulturformen Ausdruck gemeinsamer menschlicher Erfahrungen sind.