Einem Vergleich, der wie der vorliegende Martin Heideggers Seinsdenken und Roman Jakobsons strukturalistische Poetik engführt, fehlt das Tertium comparationis, das sich unmittelbar aus der Sachhaltigkeit von Heideggers und Jakobsons Schriften ergeben könnte. Er rückt daher ein Moment in den Mittelpunkt, das nur indirekt an den Texten der beiden Autoren zum Vorschein kommt: den Umgang mit Tautologien, wie er sich einerseits im eigenwilligen Sprachstil Heideggers und andererseits in Jakobsons Gedichtinterpretationen abzeichnet. Wenngleich sich dieser Umgang in den denkbar verschiedensten Ergebnissen, in Gestalt einer jeweiligen Theorie, äußert, so hat er doch für diese Ergebnisse und für ihren sprachlichen Vollzugsmodus einen vergleichbaren systematischen Stellenwert. Für die Verdeutlichung der Verfahrensweisen der beiden Autoren exponiert die Arbeit ein typologisches Spektrum an Mustern für ein Sprechen in und über Tautologien, d. h. die beiden wohl grundsätzlichen 'Verwendungsmöglichkeiten' der Tautologie: einerseits als ein sprachpraktisch relevanter Terminus technicus, wie er sich innerhalb der antiken Ars grammatica und Ars rhetorica herausbildet; andererseits als eine in ihrer philosophischen Sachhaltigkeit problematische Satzform. Auf der Folie von traditionellen Verwendungsmöglichkeiten der Tautologie bei Platon, Aristoteles, Boethius, Wilhem von Ockham und Meister Eckhard werden Heideggers Texte einer Lektüre unterzogen, die sich weniger auf Heideggers Thematisierung des Sprachproblems als auf seine Verfahrensweise bei der - tautologischen - Darstellung dieses Problems konzentriert. Ziel ist dabei, die Art der Bedeutungskonstitution in solchen Wendungen wie "Die Sprache spricht" zu erhellen. Die Chancen und Grenzen eines solchen Umgangs mit Heideggers Tautologien wird dann verdeutlicht mit einem Blick auf Jakobson, dessen Interpretationspraxis ihrerseits von einem spezifischen Umgang mit Tautologien geprägt ist.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Ob dem Rezensenten dieses Buch nun gefallen hat oder nicht, wird in der Besprechung Peter Gerbers nicht so recht deutlich. Vielmehr konzentriert er sich darauf, dem Leser zu erläutern, um was es dem Autor überhaupt geht. So erfährt man also, dass es nach Grotz bei Jacobson und Heidegger eine Gemeinsamkeit im `Umgang mit Tautologien` gibt, wobei es Grotz - wie der Rezensent anmerkt - in erster Linie um die Technik geht, um das "Verfahren" beim "Produktionsprozess" bei Heidegger. Zwischen den Zeilen lässt sich entnehmen, dass Gerber sich insgeheim fragt, ob so etwas wirklich nötig ist. Dennoch fährt er fort und erklärt, dass die Gemeinsamkeiten in Sachen Tautologie bei Heidegger und Jacobson vor allem bei ihrer Einstellung zur Übersetzertätigkeit deutlich werden. So gehe es Heidegger nicht um das wörtliche Übersetzen. Vielmehr habe er häufig Wörter verwendet, die "weder philosophisch noch philologisch sanktioniert" waren, ohne dabei mit der "angestammten Grammatik zu brechen". Hier liegt nach Gerber der Berührungspunkt mit Jacobson, der der Grammatik ebenfalls eine zentrale Bedeutung beim Verstehen zumisst. Dabei erweist sich Jacobson wiederum als "ideologischer und methodischer Ziehvater von Grotz", wie der Rezensent abschließend feststellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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