William Hazlitt hat einen für den deutschen Sprachraum noch fast ungehobenen Schatz an Essays hinterlassen, die in ihrer sprachlichen Frische, der Leidenschaftlichkeit ihrer Ansichten und ihrer Vielfalt die ganze Gattung der Essayistik überhaupt erst mitdefiniert haben.Die Themen, über die Hazlitt in den beiden erstmals übersetzten Essays dieses Bandes phantasiert, sind wohl jedem geläufig:"Vom Vergnügen zu hassen"und"Über den Geldmangel". Beiden Zuständen war er in seinem Leben nicht so selten ausgesetzt: obwohl die gesellschaftlichen Details und die Regelwerke des Verhaltens sich doch recht merklich geändert haben, entzücken seine Ausführungen über akuten Geldmangel, hartnäckige Antipathien und aufbrausende Ablehnungen beim Lesen auch noch 200 Jahre nachdem sie geschrieben wurden.Aber einige Feinheiten unseres Lebens bleiben doch unveränderlich, und Hazlitt weiß darüber Bescheid, z.B.:"Der einzige Weg, sich mit alten Freunden auszusöhnen, ist, sich endgültig von ihnen zu trennen."Und"dass wir beim Lesen immer die Seite der Gerechtigkeit einnehmen"hat auch etwas Tröstliches, gerade auch, wenn es um die Lektüre dieser Essays geht!
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensentin Stefana Sabin ist froh, dass mit dieser Edition die Möglichkeit besteht, den bedeutenden Essayisten und Geburtshelfer der englischen Romantik William Hazlitt wiederzuentdecken. Die beiden Essays, die Sabin zufolge zwei Grundthemen Hazlitts gewidmet sind, der Armut und dem Hass, hat sie mit Interesse und Bewegung gleichermaßen gelesen. Die auf der Grundlage eigener Erfahrungen geschriebenen "alltagspsychologischen Überlegungen" und Vignetten zum Thema Armut haben aus Sicht der Rezensentin ebenso wenig ihre Gültigkeit verloren, wie der Befund des einst gefürchteten Londoner Autors, dass der Hass eine wesentliche Quelle für schöpferische Energie und Weltveränderungsambitionen ist.
© Perlentaucher Medien GmbH
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