François Jullien geht in diesem Buch dem Verdacht nach, dass das Leben eine Illusion sein könnte. Verpassen wir womöglich das wahre Leben, weil wir es gar nicht bemerken? In der Monotonie eines Alltags, die unser Leben seiner Möglichkeiten zu berauben scheint, macht er eine Verflachung, einen Rückzug, eine Abwesenheit aus, deren Spur er von Flaubert bis Nietzsche, von Hölderlin bis Adorno durch die Literatur und die europäische wie chinesische Philosophie verfolgt. Es geht nicht darum, das schöne, gute oder gar glückliche Leben zu finden. Der höchste Anspruch besteht vielmehr darin, das Pseudo-Leben zurückzuweisen, den Schein zu durchbrechen und sich dem zu stellen, was bleibt, wenn alle Ideale verflogen sind. Erst dann dringen wir zum Intimen vor, zum zweiten, zum wahren Leben.
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