Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 19,99 €
Produktdetails
  • Verlag: Olzog
  • ISBN-13: 9783789282669
  • Artikelnr.: 25540870
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.01.2009

Zerstörender Interventionismus
Ludwig von Mises hält sechs Vorlesungen

Ludwig von Mises können mehrere Verdienste zugeschrieben werden: Zur ökonomischen Theorie der Österreichischen Schule, die den Grenznutzen-Ansatz und den methodologischen Individualismus in der Volkswirtschaft zu etablieren half, trug er seine geldtheoretischen Überlegungen bei. Schon in den zwanziger Jahren sagte er den Zusammenbruch des Sozialismus voraus, weil ein Zwangssystem eine freie aus individuellen Präferenzen abgeleitete Preisbildung verhindert und damit langfristig in den wirtschaftlichen Ruin führt. Mit diesen Ausführungen hat er sowohl seinen Schüler Friedrich August von Hayek als auch Wilhelm Röpke vom Sozialismus abgebracht. Und mit seinem Hauptwerk "Human Action" legte er eine allgemeine Theorie menschlichen Handelns vor und gleichzeitig eine Zusammenschau der wichtigsten Erkenntnisse der Österreichischen Schule.

Die Veröffentlichung dieses in Amerika verfassten Buchs lag neun Jahre zurück, als er 1958 in Argentinien sechs Vorlesungen zu allgemeinen Fragen der Wirtschaftsentwicklung hielt, die nun zusammengefasst in "Vom Wert der besseren Ideen" wiederveröffentlicht worden sind. Überschrieben sind sie mit den Titeln "Kapitalismus", "Sozialismus", "Interventionismus", "Inflation", "Auslandsinvestitionen" und "Politik und Ideen". In der gebotenen Kürze und mit dem Vorzug, dass sie auf Abschriften mündlicher Vorträge basieren, liefern sie eine knappe, gut lesbare Übersicht über die wichtigsten Gedanken des radikalliberalen Wissenschaftlers.

Über alle anderen Werte stellt Mises die Freiheit, wobei er davon überzeugt ist, dass nur durch die Freiheit des Eigentums auch andere Grundfreiheiten gewährt werden können. Das System, das unwiderruflich mit der individuellen Freiheit verknüpft ist, ist der Kapitalismus. Technologischer und wirtschaftlicher Fortschritt sind hier nicht vom Wohlwollen eines zentralen Planers, sondern von der Weitsicht und dem Wagemut von Geldgebern abhängig. Anders als Marx sieht Mises den Verbraucher als mächtigste Instanz des kapitalistischen Wirtschaftssystems. Denn der Kapitalist könne nur so lange Befehle aussprechen, wie er die Wünsche der Konsumenten erfülle. Diese wechselseitige Abhängigkeit zwischen Kapitalisten und Arbeitern hebe den postulierten Klassenkonflikt auf. Und nur eine Preisbildung, die auf individuellen Präferenzen beruht, kann Verbrauchern und Produzenten die Informationen liefern, mit denen sie einschätzen können, ob Projekte wirtschaftlich sind.

Nicht nur der Sozialismus, sondern auch jedes andere System, das in die Wirtschaftsabläufe eingreife, verhindere gerade eine solche freie Preisbildung, argumentiert Mises. Damit hebt es die Vorzüge des Marktgeschehens auf, lenkt das Verhalten des Verbrauchers und der Produzenten. Setzt der Staat etwa einen Höchstpreis für Milch, erhöht er damit künstlich die Nachfrage und senkt das Angebot. Diese Verzerrung der Marktergebnisse zwingt ihn zu immer neuen Interventionen, ohne jemals die Lage der Verbraucher zu verbessern. Aus diesem Grund glaubt der Ökonom, dass es keinen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus geben könne.

Mises' Ablehnung staatlicher Einmischung geht so weit, dass er sogar davon abrät, Künstler zu fördern. Seine Vorstellung, was Regierungen leisten sollen, gesteht dem Staat gerade eine Rumpffunktion zu. Das ist so konsequent gedacht, dass es bisweilen etwas befremdlich wirkt. Aber in Zeiten, in denen Volksparteien keinen Unterschied mehr ziehen, ob sie ein Finanzsystem stützen oder Unternehmen verstaatlichen, in denen der Bund sich an einer Großbank beteiligt, um die Übernahme eines Konkurrenten zu sichern, ist es wohltuend, sich mit Mises' klaren Gedanken auseinanderzusetzen. Dass es die "besseren Ideen" sind, dafür muss wieder neu geworben werden.

PHILIPP KROHN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr