Produktdetails
- Verlag: Beck
- Seitenzahl: 562
- Deutsch
- Abmessung: 225mm
- Gewicht: 752g
- ISBN-13: 9783406454813
- Artikelnr.: 25557051
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.1997Fauler Zauber bleibt außen vor
Der Apfel fällt nicht: Im Lexikon der berühmten Physiker herrscht die reife Wissenschaft
Die verschiedenen, oft widersprüchlichen Seiten einer Persönlichkeit kennenzulernen setzt den Biographen selbst Spannungen aus: "Oft wird es uns so vorkommen, als besäße das Individuum in seinem Kopf zwei völlig verschiedenartige Provinzen", zitiert der Wissenschaftshistoriker Karl von Meyenn im Vorwort der "Großen Physiker", "aber so ist die Perversität der menschlichen Natur und es ist ehrlicher, sie zu akzeptieren, als zu versuchen, das Wachstum der Wissenschaft einer glatt aufsteigenden Kurve anzupassen."
Ehrlichkeit gegenüber unbequemen historischen Fakten (wie etwa Newtons alchimistische Studien), der Abschied von der reinen Erfolgsgeschichte sowie die stärkere Einbindung einer Person in ihre Zeit sind kennzeichnend für eine neue Art der Geschichtsschreibung. Meyenns zweibändige Sammlung ist ein Beispiel für diesen Wandel. Die Autoren verzichten bewußt auf Anekdoten, auf Newtons Apfel oder Galileis Experimente am Schiefen Turm in Pisa. Statt dessen erfährt der Leser, was in Newtons berühmten "Principia" steht oder wie Descartes mit seiner Wirbeltheorie viele Naturphänomene überzeugend erklären konnte. Die Zitate geben teilweise überraschende Zeugnisse vom Stil einzelner Wissenschaftler, etwa des literarisch gewandten Nicolaus Copernicus: "In der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Sitz. Denn wer möchte sie in diesem herrlichen Tempel als Leuchte an einen anderen oder gar besseren Ort stellen als dorthin, von wo sie das Ganze zugleich beleuchten kann?"
Meyenn hat für das Werk Experten gewonnen, welche die Fähigkeit besitzen, ihre Ergebnisse - wie durch ein Brennglas gebündelt - auf den Punkt zu bringen. Die hohe Dichte von Informationen erfordert einige Konzentration beim Lesen. Doch die Zusammenstellung ermöglicht es dem Leser zugleich, die Entwicklung physikalischer Ideen zu verfolgen. Beginnend bei den Vorsokratikern über das Hadern mittelalterlicher Physiker mit dem Erbe der Antike, die Entstehung des mechanistisch geprägten Weltbildes bis hin zum Vorstoß in die Welt der Teilchen und Wellen, den abstrakten Vorstellungen der Quantenmechanik und -elektrodynamik sowie der Suche nach einer einheitlichen Theorie der vier Naturkräfte schlägt das Werk den Bogen zu Fragestellungen der modernen Physik. Der Blick für Zusammenhänge wird auch durch Porträts von Paaren erleichtert, etwa Lehrer und Schüler (Thomson und Rutherford) oder Forscherteams wie Hahn und Meitner sowie Joliot und Curie. "Die großen Physiker" sind jedem wissenschaftsgeschichtlich interessierten Leser zu empfehlen. ANNE HARDY
Karl von Meyenn (Hrsg.): "Die großen Physiker". Band 1: Von Aristoteles bis Kelvin. Band 2: Von James Clerk Maxwell bis Murray Gell-Mann. Verlag C. H. Beck, München 1997. 562 S., 73 Abb., geb., je Band 78,-, zusammen 128,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der Apfel fällt nicht: Im Lexikon der berühmten Physiker herrscht die reife Wissenschaft
Die verschiedenen, oft widersprüchlichen Seiten einer Persönlichkeit kennenzulernen setzt den Biographen selbst Spannungen aus: "Oft wird es uns so vorkommen, als besäße das Individuum in seinem Kopf zwei völlig verschiedenartige Provinzen", zitiert der Wissenschaftshistoriker Karl von Meyenn im Vorwort der "Großen Physiker", "aber so ist die Perversität der menschlichen Natur und es ist ehrlicher, sie zu akzeptieren, als zu versuchen, das Wachstum der Wissenschaft einer glatt aufsteigenden Kurve anzupassen."
Ehrlichkeit gegenüber unbequemen historischen Fakten (wie etwa Newtons alchimistische Studien), der Abschied von der reinen Erfolgsgeschichte sowie die stärkere Einbindung einer Person in ihre Zeit sind kennzeichnend für eine neue Art der Geschichtsschreibung. Meyenns zweibändige Sammlung ist ein Beispiel für diesen Wandel. Die Autoren verzichten bewußt auf Anekdoten, auf Newtons Apfel oder Galileis Experimente am Schiefen Turm in Pisa. Statt dessen erfährt der Leser, was in Newtons berühmten "Principia" steht oder wie Descartes mit seiner Wirbeltheorie viele Naturphänomene überzeugend erklären konnte. Die Zitate geben teilweise überraschende Zeugnisse vom Stil einzelner Wissenschaftler, etwa des literarisch gewandten Nicolaus Copernicus: "In der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Sitz. Denn wer möchte sie in diesem herrlichen Tempel als Leuchte an einen anderen oder gar besseren Ort stellen als dorthin, von wo sie das Ganze zugleich beleuchten kann?"
Meyenn hat für das Werk Experten gewonnen, welche die Fähigkeit besitzen, ihre Ergebnisse - wie durch ein Brennglas gebündelt - auf den Punkt zu bringen. Die hohe Dichte von Informationen erfordert einige Konzentration beim Lesen. Doch die Zusammenstellung ermöglicht es dem Leser zugleich, die Entwicklung physikalischer Ideen zu verfolgen. Beginnend bei den Vorsokratikern über das Hadern mittelalterlicher Physiker mit dem Erbe der Antike, die Entstehung des mechanistisch geprägten Weltbildes bis hin zum Vorstoß in die Welt der Teilchen und Wellen, den abstrakten Vorstellungen der Quantenmechanik und -elektrodynamik sowie der Suche nach einer einheitlichen Theorie der vier Naturkräfte schlägt das Werk den Bogen zu Fragestellungen der modernen Physik. Der Blick für Zusammenhänge wird auch durch Porträts von Paaren erleichtert, etwa Lehrer und Schüler (Thomson und Rutherford) oder Forscherteams wie Hahn und Meitner sowie Joliot und Curie. "Die großen Physiker" sind jedem wissenschaftsgeschichtlich interessierten Leser zu empfehlen. ANNE HARDY
Karl von Meyenn (Hrsg.): "Die großen Physiker". Band 1: Von Aristoteles bis Kelvin. Band 2: Von James Clerk Maxwell bis Murray Gell-Mann. Verlag C. H. Beck, München 1997. 562 S., 73 Abb., geb., je Band 78,-, zusammen 128,- DM.
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